2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
FuPa-Reporter Dieter Rebel nahm extra den weiten Weg nach Unterhaching auf sich, um Maxi Krauß zu interviewen.
FuPa-Reporter Dieter Rebel nahm extra den weiten Weg nach Unterhaching auf sich, um Maxi Krauß zu interviewen. – Foto: Dieter Rebel

»Rabenschwarz, miserabel«: Maxi Krauß' schonungslose Saisonbilanz

Maxi Krauß - Franke im Diensten der Spvgg Unterhaching - geht mit sich selber hart ins Gericht, glaubt aber weiterhin an seine Chance beim Drittligisten

Maximilian Krauß hat sich nach und nach hochgearbeitet. Über die Spvgg Bayern Hof, wo er ausgebildet wurde und erste Schritte in der Bayernliga machte, und der Regionalliga-Vertretung des 1. FC Nürnberg landete er im Profibereich, genauer gesagt in der 3. Liga bei der Spvgg Unterhaching. Dieser Weg zeigt: Der 23-Jährige ist außerordentlich durchsetzungsstark und zielstrebig. Der Mittelfeldspieler ist aber genauso ehrlich und reflektiert, wie im Interview deutlich wird. FuPa-Reporter Dieter Rebel hat sich mit dem Franken in Oberbayern zum Gespräch getroffen.

Maxi, wie hast Du das Saisonfinale der 3. Liga wahrgenommen?
Eine aufregende Zeit - in vielerlei Hinsicht. Für jeden waren die Spiele nach dem Re-Start eine komplett neue Situation. Das Fehlen der Fans, der Stimmung und Emotionen war deutlich zu spüren. Für mich persönlich, und ich denke, ich spreche auch für viele andere Spieler, war das Spiel an sich jedoch das gleiche wie vorher.

Und der irre Aufstiegskampf entschädigte für vieles.
Absolut. Wenn elf Teams bis kurz vor Schluss noch um den Aufstieg mitspielen, darf man durchaus das Wort "irre" verwenden. Für den neutralen Fan war das Saisonfinale extrem spannend und interessant, für die Beteiligten hingegen sehr intensiv und nervenaufreibend. Jedes zweite Spiel gegen einen Mitkonkurrenten zu spielen, ist nicht einfach. Du musst immer die Sinne geschärft haben, immer da sein.

Aus Hachinger Sicht war der Ausgang sehr enttäuschend.
Klar. Wir hatten eigentlich einen guten Start in die Nach-Corona-Phase mit dem Sieg gegen Großaspach. Die sich anschließenden Niederlagen gegen Ingolstadt und Münster waren Nackenschläge, von denen wir uns nicht mehr erholen konnten. Die Folge der fehlenden Punkte: Wir standen bereits früh mit dem Rücken zur Wand, wir mussten gewinnen, um vorne dranbleiben zu können. Leider haben wir es nicht hinbekommen.


Haching-Absturz: »Corona ist keine Ausrede«

Schwierig, da wieder rauszukommen.
Ja. Ich bin sicher, dass wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

Die Angst vor einer möglichen Corona-Infektions spielt also keine Rolle.
Auf gar keinen Fall. Wir wurden insgesamt 17 Mal getestet und immer waren alle Spieler negativ. Wir haben zwar über Corona diskutiert, aber Angst bestand keine. Der Virus ist auch keinesfalls schuld an unserer sportlichen Bilanz. Dafür sind wir Spieler selbst verantwortlich.

Haching-Chef Schwabl hat bereits angekündigt, keinen Stein auf dem anderen zu lassen bei der Saisonanalyse. Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?
Diese Aussage bedeutet nicht, dass es überall Veränderungen geben wird. Sie signalisiert nur, dass jeder Bereich unter die Lupe genommen wird. Ein völlig richtiger Ansatz, wie ich finde. Sich regelmäßig zu hinterfragen ist das A und O im Profigeschäft. Nur so schafft man es, sich weiterzuentwickeln.

Wie würdest Du ganz persönlich Deine Saison 2019/20 einordnen? In Deiner Bilanz stehen zwölf Einsätze...
Rabenschwarz, miserabel. Zwölf Einsätze sprechen die Sprache, dass ich leider nur eine Randnotiz war in dieser Saison. Hinter mir liegt eine extrem enttäuschende Saison.

Wie gehst du damit um?
Es gibt im Fußball genauso wie im normalen Leben immer Höhen und Tiefen. Und ich hoffe nun, dass nach dem Tal wieder ein Berg kommt. Man darf nie das übergeordnete Ziel aus den Augen verlieren und nicht aufhören, hart zu arbeiten. Schafft man das, kommen wieder bessere Zeiten.

Wie fühlst Du Dich allgemeine als Franke in Oberbayern? Spielt die Abstammung und die dazugehörige Kultur im Alltag eine Rolle?
Das tut's tatsächlich - aber eher auf die lustige Art und Weise. Hier in Oberbayern werden die Franken immer gerne aufgezogen (lacht). Das stört mich aber nicht. Im Gegenteil. Ich finde das alles selber lustig. Es trägt dazu bei, dass ich mich hier rundum wohlfühle. Ich passe mit meinem Charakter hier perfekt rein.

Demnächst bekommst Du auch noch fränkische Unterstützung - Lucas Markert kommt vom ATSV Erlangen zu Haching.
Er hat schon ein paar Mal bei uns mittrainiert. Wir kennen uns bereits. Er, ich und Jim-Patrick Müller, der ebenfalls Franke ist, werden ein gutes Trio bilden.

– Foto: Sven Leifer

Wie realistisch ist es aus Deiner Sicht, mittelfristig Stammkraft beim ehemaligen Bundesligisten zu werden?
Ich weiß, dass ich die Qualität dazu habe, regelmäßig zur Stammformation zu gehören. Ich muss konstanter und torgefährlicher werden und es dem Trainer durch meine Leistungen so schwer wie möglich machen, auf mich zu verzichten.

Im Sommer 2021 läuft Dein Vertrag aus. Gibt's schon Gedankengänge, wie es darüber hinaus weitergehen soll?
Nein, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Leider muss man im Fußball in den allermeisten Fälle von Jahr zu Jahr denken. Und bevor ich den Sommer 21 in Angriff nehme, steht erst mal die kommende Saison an.

Welche Ziele verfolgst Du generell in Deiner Karriere? Bist Du mit der 3. Liga zufrieden oder soll's noch höher hinaus gehen?
Mein großes Ziel war und ist die 2. Bundesliga. Und daran halte ich auch immer noch fest.

Bist Du vielleicht mit 23 Jahren im modernen, immer jünger werdenden Profifußball schon zu alt, um es in die Eliteklassen zu schaffen?
Möglich, ja, kann sein. Das Alter spielt zwar eine gewisse Rolle. Entscheidend ist allerdings nach wie vor die Qualität. Ich denke, dass die Möglichkeit grundsätzlich immer besteht, Beispiele gibt es immer wieder.

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben.

Aufrufe: 025.7.2020, 06:00 Uhr
Dieter RebelAutor