2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Weil vor dem 1. September nicht mehr gespielt werden kann, wird Lucas Markert vor seinem Wechsel nach Unterhaching nicht mehr für den ATSV Erlangen auflaufen.
Weil vor dem 1. September nicht mehr gespielt werden kann, wird Lucas Markert vor seinem Wechsel nach Unterhaching nicht mehr für den ATSV Erlangen auflaufen. – Foto: Dieter Rebel

Dem großen Traum ganz nah

Ab 1. Juli ist Lucas Markert Profi bei Drittligist Spvgg Unterhaching. Ein großer Schritt und Erfolg für das 19-Jährige Talent des ATSV Erlangen. Er hat jedoch noch einen langen Weg vor sich...

Er lebt den Traum vieler Jugendlicher, die auf dem Fußballplätzen Bayerns der Pille hinterher jagen - darf sich aber dennoch nicht auf diesem Zwischenerfolg ausruhen. Lucas Markert wird ab 1. Juli Profi sein. Der Bayernliga-Spieler des ATSV Erlangen hat bei Drittligist Spvgg Unterhaching einen entsprechenden Vertrag unterschrieben. Im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel erzählt das 19-jährige Talent, das von seinem Vater Jörg Markert zum Termin begleitet wurde, wie der Kontakt zum ehemaligen Bundesligisten zustande gekommen ist, was er selbst von sich erwartet und wie er mit dem nun größeren Druck umgehen will.

Lucas, dürfen wir Dich überhaupt noch mit Deinem Vornamen ansprechen - oder sollen wir Dich als künftigen Profi als "Herr Markert" bezeichnen?
Lucas Markert: Nein, nein (lacht). Der Vorname ist mir lieber, weil er einfach persönlicher ist. Und nur weil ich jetzt dann Profi bin, bin ich doch kein anderer Mensch.

Du hast einen Profivertrag bei Drittligist Unterhaching unterschrieben. Schon komplett realisiert – oder noch immer wie im Traum?
Komplett realisiert habe ich das Ganze noch nicht, so ehrlich muss ich sein. Ich denke, das werde ich auch erst, wenn ich tatsächlich dort bin. Während meiner harten Einheiten, die ich aktuell mache, um körperlich topfit zu sein, wird mir ab und an schon bewusst, was ich erreicht habe. Gerade in fußballfreien Corona-Zeiten hat man dann doch genug Zeit, um sich Gedanken zu machen.


Ein Personaltrainer bereitet ihn auf das Profigeschäft vor

Wie hältst Du Dich aktuell fit?
Ich habe einen Personaltrainer, mit dem ich dreimal wöchentlich trainiere. An den übrigen Tagen gehe ich selber joggen und mache Übungen bei uns Zuhause.

Besteht aufgrund Deines individuellen Erfolgs die Gefahr, dass Du abhebst?
Nein, überhaupt nicht. Meine Familie - allen voran mein Papa - sorgen dafür, dass ich auf dem Boden bleibe.

Jörg, ist das tatsächlich so?
Jörg Markert: Auf alle Fälle. Lucas ist sehr bodenständig. Er weiß ganz genau, was er will. Und er weiß auch, dass er bisher eigentlich nichts erreicht hat. Er muss noch an sich arbeiten, um die Vergangenheit zu bestätigen. Was er beim ATSV geleistet hat, war überragend, zählt aber künftig in Haching nicht mehr.

47 Partien hat der talentierte Mittelfeldspieler bisher in der Bayernliga bestritten.
47 Partien hat der talentierte Mittelfeldspieler bisher in der Bayernliga bestritten. – Foto: Ernst Blank

Von 0 bis 100 Prozent: Wo bist Du angekommen auf dem Weg zu Deinem Traum, Profi zu werden?
Lucas Markert: Bei 50 Prozent. Ich habe bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Es liegt aber auch noch einiges vor mir. Ich freue mich auf die Erfahrungen, die ich sammeln werden - sportlich und menschlich. Denn der Wechsel nach Oberbayern ist für mich verbunden mit meinem Umzug nach Unterhaching, ich ziehe also erstmals von Zuhause aus.

Erzähl uns doch mal rückblickend: Wie ist die Sache mit Unterhaching ins Rollen gekommen?
Vor zwei Jahren hatten wir ja mit dem ATSV ein Pokalspiel gegen die Spvgg Unterhaching. Ich durfte mitspielen, obwohl ich noch A-Jugendlicher war. Wir haben echt gut gespielt, aber leider verloren. In dieser Partie ist Haching auf mich aufmerksam geworden, sie haben Papa wegen mich angeschrieben und ihm mitgeteilt, dass ich auf der Beobachtungsliste stehe. In der Folge haben sie mehrere Spiele von mir gesehen und ich habe sie offensichtlich überzeugt, denn sie haben mich zu Trainingseinheiten im Herbst 2019 eingeladen.


Lob von Felix Müller und Claus Schromm

Wie ging es weiter?
Später durfte ich mit ins Trainingslager nach Cadiz fliegen, in dessen Rahmen ich sogar für Haching im Test gegen Sandhausen aufgelaufen bin. Wiederum habe ich wohl überzeugt, was mir auch mein Zimmerkollege Felix Müller bestätigt hat. Auch Trainer Claus Schromm hat oft mit mir gesprochen. Wir waren uns eigentlich einig, dass ich einen Vertrag bei der Spielvereinigung unterschreiben werde, es mussten aber noch einige Dinge geklärt werden. Kurz nach dem angesprochenen Trainingslager war es aber dann soweit.

Wie kann man sich das Unterschreiben genau vorstellen?
Ich bin gemeinsam mit Papa nach Unterhaching gefahren. Vor dem Spiel gegen Bayern II haben wir uns mit Präsident Manni Schwabl getroffen und das Formelle erledigt. Seine Unterschrift war schon drauf, meine dann auch ziemlich schnell (lacht).

Hand auf’s Herz: Hast Du ein bisschen Angst vor dem großen Schritt in die 3. Liga?
Angst ist das falsche Wort. Ich freue mich, zeigen zu können, was ich drauf habe - und mich weiterentwickeln zu können. Ich werde alles geben, so viel steht fest.

Dein Trainer Shqipran Skeraj, von dem wir Dich herzlich Grüßen sollen, beschreibt Dich als Spieler, der Vertrauen braucht, um Leistung abliefern zu könnnen. Es ist aber davon auszugehen, dass Du bei Haching erstmal hintanstehen musst, nicht gleich das volle Vertrauen des Trainers hast. Wie gehst Du damit um?
Mir ist ja diese Situation nicht unbekannt. Auch beim ATSV Erlangen musste ich mich zunächst ins Team arbeiten, war anfangs oft nur Einwechselspieler und habe mir den Stammplatz nach und nach erkämpft. Genauso wie ich mir das Vertrauen von Chipo (Spitzname Shqipran Skeraj, Anm. d. Red.) erarbeiten musste, werde ich das auch bei Claus Schromm machen. (überlegt kurz) Ich freue mich einfach, ich will mich zeigen.


Im NLZ des Klettblattes wurde ausgemustert

Du gilst gleichzeitig als sehr selbstkritischer Spieler. Eine "gefährliche" Vorgeschichte, wenn man davon ausgeht, dass Du bei Haching zunächst mal nicht gleich zur Stammelf gehörst - und nur wenige Minuten haben wirst?
Das stimmt, ich bin sehr selbstkritisch. Ich suche immer die Fehler bei mir, nie bei anderen. Aber ich glaube nicht, dass ich daran zerbrechen werde, auch wenn ich zunächst nicht so viel spielen sollte. Hier kommt mir wiederum meine Erfahrung beim ATSV Erlangen zugute.

Siehst Du die 3. Liga nur als Zwischenstation zu noch höheren Ehren - oder kannst Du mit dieser Spielklasse leben?
(selbstbewusst) Es ist schon mein Ziel, mit der Spvgg Unterhaching nächste Saison aufzusteigen, sollte es in dieser Spielzeit nicht klappen. Insofern ist die 3. Liga durchaus eine Zwischenstation. Ich will so hoch spielen wie irgendwie möglich.

Jörg Markert ist nicht nur Vater von Lucas und sportlicher Leiter des ATSV Erlangen, sondern auch ein wichtiger Ansprechpartner und Berater des 19-Jährigen.
Jörg Markert ist nicht nur Vater von Lucas und sportlicher Leiter des ATSV Erlangen, sondern auch ein wichtiger Ansprechpartner und Berater des 19-Jährigen. – Foto: Dieter Rebel

Du wurdest in einem Nachwuchsleistungszentrum, bei Greuther Fürth, ausgebildet, hast aber dann zunächst den Profiweg verlassen und bist zum ATSV Erlangen gewechselt. Die richtige Entscheidung?
Ja. Ich hatte zunächst viel Spaß bei Fürth und auch viele Einsatzminuten. Dann kam allerdings ein Jahr, in dem sich nicht so zum Zuge gekommen bin, weshalb ich sehr an mich gezweifelt habe. Der Schritt zum ATSV Erlangen war deshalb genau richtig. Gemeinsam mit meinen Freunden habe ich wieder Fuß gefasst und Selbstvertrauen entwickelt.

Jörg Markert: Der damalige Kleeblatt-Trainer hat knallhart gesagt, dass Lucas zu klein ist und es deshalb wohl nicht schaffen wird. Auch deshalb war der direkte Weg ins Profilager zunächst verbaut. Umso erfreulicher, dass er es jetzt wohl doch noch schaffen wird.

Beim ATSV verlässt Du, Lucas, eine Wohlfühloase. Dein Vater ist sportlicher Leiter, Dein Trainer ein väterlicher Freund. Erlangen ist, wie schon früher berichtet, praktisch ein Familienmitglied. Hast Du Wehmut aufgrund dessen?
Lucas Markert: Vorweg: So wie es ausschaut, werde ich nicht mehr für den ATSV spielen vor meinem Wechsel nach Unterhaching. Mein Vertrag dort wird ab 1. Juli Gültigkeit haben - und Corona verhindert es ja, dass vorher noch einmal Fußball gespielt wird. Und ja: Der ATSV ist praktisch meine Familie. Ich werde die Jungs und alle Menschen im Umfeld des Vereins vermissen, das steht fest.


Einerseits große Freude, andererseits ein großer Verlust

Jörg: Wie gehst Du als sportlicher Leiter damit um, dass Du einen Deiner besten Spieler verlierst?
Jörg Markert: Ich freue mich extremst für Lucas - als Vater und auch als sportlicher Leiter. Das Ziel des ATSV Erlangen ist es ja unter anderem, junge Talente nach oben zu bringen. Schafft es einer unserer Spieler in den Profibereich, ist es ein Erfolg für den gesamten Verein.

Gibt es eine Frist, bis wann es endgültig mit dem Profidurchbruch klappen soll, ehe Du eine alternative Karriere einschlägst - und wieder Amateurkicker wirst?
Zunächst einmal nicht.

Besteht die Gefahr, dass Du den Spaß am Fußball verlierst, wenn der im Profibereich zu erwartende Druck auf Dich zukommt?
Den Spaß am Fußball werde ich nie verlieren - egal, was kommen wird. Ich weiß, was mich erwartet. Ich bin vorbereitet.

Jörg Markert: Auch wenn es am Anfang sicher schwierig wird, ist Lucas stabil genug. Er kann sich auf eine funktionierende Familie verlassen. Bekommt er mal weniger Einsatzzeit, werden wir ihn unterstützen.

Vielen Dank für das Gespräch, viel Glück für die Zukunft - und: gesund bleiben!

Aufrufe: 04.5.2020, 10:15 Uhr
Dieter RebelAutor