Unterhaching – Mit neun Toren war er Hachings erfolgreichster Schütze der abgelaufenen Saison. Von Zufriedenheit kann bei Dominik Stroh-Engel trotzdem keine Rede sein. „Unsere Rückrunde war eine Vollkatastrophe“, sagt der Mittelstürmer. „Auch meine Bilanz war suboptimal.“ Was im Krisengespräch mit Präsident Manni Schwabl herauskam und wo er den Hebel im zweiten Vertragsjahr ansetzt – das und einiges mehr verrät Stroh-Engel, 34, in unserem Interview.
Herr Stroh-Engel, täuscht der Eindruck, oder haben Sie einiges abgenommen?
Der Eindruck täuscht nicht. Ich habe seit dem Saisonende drei Kilo abgenommen, bin jetzt bei 93 (bei 1,97 m/Red.). Ich fühle mich fitter als vergangenes Jahr. Mehr Eiweiß, Gemüse und Wasser, kein Brot mehr am Abend, das ist die Ernährungsumstellung. Dazu habe ich das Programm für die Sommerpause übererfüllt, auch weil ich wegen Corona nicht in den Urlaub gefahren bin.
War die Fitness ein Problem vorige Saison?
Ja, am Ende habe ich den Kraftverlust schon gespürt. Ein Grund war sicherlich, dass mir Grundlagen aus der Sommervorbereitung gefehlt haben, ich bin ja erst relativ spät aus Karlsruhe gewechselt. Jetzt bin ich von Beginn an voll dabei und geb Gas.
Wie fällt Ihr Fazit der letzten Saison aus?
Die Hinrunde war super gut, auch ins neue Jahr sind wir mit drei Siegen und zwei Unentschieden sehr gut reingekommen. Dann gab’s zwei Niederlagen – und danach war Corona. Nach der Unterbrechung haben wir noch in Großaspach gewonnen, dann zu Hause gegen Ingolstadt verloren und danach völlig den Faden verloren. Mit jeder Niederlage wurde das Selbstbewusstsein kleiner, es war eine einzige Negativspirale bis zum Schluss.
Und Sie spielten nur noch eine Nebenrolle.
Ich habe zu zweifeln begonnen, stand nicht mehr richtig, hab nach meinem Dreierpack gegen Halle nicht mehr getroffen. Am Ende waren neun Tore und 17 Startelf-Einsätze suboptimal. Wenn du aufsteigen willst, brauchst du einen Stürmer, der mindestens 15 Tore macht. Das ist mein Anspruch.
Sie hatten nach der Saison einen Termin mit Präsident Manni Schwabl. Auch ein Vereinswechsel soll dabei Thema gewesen sein. Ist das noch aktuell?
Der Präsident wollte jeden Stein umdrehen, da war auch der Stein Stroh-Engel dabei. Wir hatten ein sehr offenes Gespräch, es kam alles auf den Tisch. Mit dem Ergebnis, dass ich in Haching bleibe und voll angreife. Ich hab riesen Bock auf die neue Saison.
Für Claus Schromm ging’s als Trainer nicht weiter. Fühlen Sie sich mitverantwortlich für den Wechsel?
Natürlich, die gesamte Mannschaft betrifft das. Mir tut es auch leid, dass es so gekommen ist. Claus hat einen guten Job gemacht, an ihm lag’s sicher nicht, dass wir so eingebrochen sind. Aber Claus ist als Sportchef ja weiterhin in übergeordneter Funktion nah dran an der Mannschaft.
Noch ist sein Nachfolger als Trainer nicht gefunden. Schwabl hat einen schärferen Wind und Peitsche zum Zuckerbrot angekündigt.
Ich bin gespannt, wer kommt. Und ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen einen guten Job machen. Wir sind ein verrückter, verschworener Haufen als Mannschaft, aber gut in den Griff zu bekommen, weil wir sehr offen sind. Und wir wissen, dass wir was gutzumachen haben.
Sprich: aufsteigen?
Ich werde beim Saisonziel sicher nicht vorgreifen, ich kann nur sagen, dass ich jetzt schon auf den Start brenne.
Worin sehen Sie ihre Aufgaben neben dem Toreschießen?
Verantwortung übernehmen, führen, den jungen Spielern Tipps geben. Da sehe ich mich in der Pflicht und habe große Lust drauf. Wir müssen mehr Konstanz reinbringen, so wie es Würzburg am Ende der letzten Saison geschafft hat. In dieser Liga zeigt sich die Qualität vor allem im langen Atem.
Wird es Ihre letzte Saison als Aktiver?
Nein, das ist nicht geplant. Mein Vertrag in Haching läuft 2021 aus, aber ich will schon noch weiterspielen auf dem Niveau. Ob hier oder woanders, wird man sehen. Jetzt zählt zuerst die neue Saison.
Interview: Ludwig Krammer