2024-05-10T08:19:16.237Z

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Auch Hachings Youngster Luca Marseiler (l.) setzt sich für Inklusionsfußball in Bayern ein. BFV
Auch Hachings Youngster Luca Marseiler (l.) setzt sich für Inklusionsfußball in Bayern ein. BFV

Haching setzt sich für Inklusion ein

Immer mehr Teams mit beeinträchtigten Kindern

Starkes Signal der SpVgg Unterhaching. Der Drittligist engagiert sich für Inklusion im Fußball.

Unterhaching „Papa, ich will Fußball spielen!“ Was für ein selbstverständlich klingender und gängiger Satz aus dem Mund eines siebenjährigen Buben. Welcher Vater fühlt sich dabei nicht sofort angesprochen? In der Regel startet man auf dem Bolzplatz, meldet sich in frühen Jahren im beheimateten Fußballverein an. Und dann spielt man. Sehr bald entdeckt man dann, dass Koordination, Tempo, Kraft, Ausdauer, und Durchsetzungsvermögen erforderlich sind, um auf dem Fußballplatz zu bestehen und um sich auf den Ligabetrieb vorzubereiten. Schnell fallen dann Kinder, die dieser Art der Leistung nicht entsprechen können, aus dem Verbund, fühlen sich ausgeschlossen, werden auch ausgegrenzt, verlieren die Freude am Fußball, an der Bewegung.

Dabei wären Mädchen wie Buben so gerne auch in einem Team, mit Trikots, mit Teamgeist, mit dem Gefühl, Teil von etwas ganz Besonderem zu sein. „Nicht alle von uns haben das Glück, auf der Sonnenseite des Lebens beheimatet zu sein“, sagt Bernhard Slawinski, Kreisvorsitzender des Bayerischen Fußball-Verbandes in München,vor dem Spitzenspiel der 3. Liga zwischen der SpVgg Unterhaching und dem SC Preußen Münster. „Es gibt viele Kinder, die Spaß am Fußball spielen haben, aber aus unterschiedlichen Gründen in der klassischen Ausübung des Sportes nicht mithalten können oder sich auch dem Leistungsdruck nicht aussetzen können. Kinder, die Freude am Ball haben, Freude am Miteinander haben, Freude am stresslosen Freizeitsportangebot!“

Slawinski spricht von Kindern mit Beeinträchtigungen und sucht ständig nach Lösungen, diesen Kindern den persönlichen Traum vom Fußballspielen ein Stückchen näher zu bringen. Sehr viele davon haben den Wunsch und das Bedürfnis, gemeinsam Sport zu treiben, unter etwas angepassteren und individualisierten Bedingungen.

Im Großraum München erkennen im Moment immer mehr Vereine die große Chance, ihr Sportangebot für Kinder und Erwachsene mit (und ohne) Beeinträchtigung anzubieten.

Ein einzigartiges Erlebnis bleibt sicherlich der 26. September dieses Jahres, als sich 25 Kinder des FC Espanol und des 1. SC Gröbenzell in der Welt des Profifußballs wiederfanden. Es war nicht irgendein Spiel, es war das Derby zwischen der SpVgg Unterhaching und des TSV 1860 München und es waren ganz besondere Kinder, die ihre großen Idole als „Einlaufeskorte“ begleiten durften. Auf Initiative von Haching-Boss Manfred Schwabl und Klaus Maier durften die Inklusionsteams dieser beiden Münchner Vereine Hand in Hand mit den großen Stars das Spielfeld betreten und unter den Klängen des „Bayerischen Defiliermaschs“ das prestigeträchtige Derby (Endergenis 1:1) vor 14 200 Zuschauern im Hachinger Sportpark eröffnen. Es war aber nicht nur dieser einmalige Moment, der den meisten Kindern in freudiger Erwartung, schon einige Tage vorher schlaflose Nächte bereitete. Mit dieser Aktion vermittelte die SpVgg Unterhaching denjenigen, die nach Anerkennung streben und Gemeinschaft suchen, ein unvergleichbares Gefühl. Die Hachinger konnten den Kindern etwas Vermitteln, was sich nachhaltig eingeprägt hat: Das Gefühl, dazu zu gehören.

Zehn Tage nach dem großen Derby ist im Hachinger Sportpark wieder der normale Drittliga-Alltag eingekehrt. Zu Gast ist der Tabellennachbar aus Münster und es geht für beide Teams darum, sich im Spitzenfeld der Liga festzusetzen. Die Kinder der Inklusionsfußballer des FC Espanol und des 1. SC Gröbenzell stellen sich wieder den schwierigen Herausforderungen ihres täglichen Lebens, die auf Grund ihrer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen alles andere als einfach zu lösen sind. Was bleibt, ist die Erinnerung an diesen einzigartigen Tag im Unterhachinger Sportpark und das Gefühl, ein wichtiger Teil der großen Münchner Fußballfamilie zu sein. Damit all diese Eindrücke auch in schwierigen Phasen des Lebens für Motivation sorgen, haben sich die Verantwortlichen der SpVgg Unterhaching nochmal etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Vor Anpfiff der Begegnung gegen den Tabellnachbarn aus Münster, überreichte SpVgg-Vizepräsident Peter Wagstyl gemeinsam mit Bernhard Slawinski, dem FC Espanol und dem 1. SC Gröbenzell je ein unterschriebenes Trikot und einen Unterhaching-Fanschal, als Symbol der Verbundenheit.

Welchen zusätzlichen Effekt die Hachinger mit ihrem Engagement auslösten, zeigte sich im Anschluss an die Trikotübergabe, als sich unter den 3 000 Zuschauern ein sichtlich beeindruckter Klaus Tobis, in seiner Funktion als Jugendleiter der Fußballabteilung des SV Neuperlach über die fachlichen Anforderungen informierte, um auch in seinem Verein Inklusionsfußball anbieten zu können. Tobis war vor seiner Tätigkeit in Neuperlach viele Jahre Jugendleiter der SpVgg Unterhaching. mm

Weitere Informationen

zum Thema Inklusions-Fußball finden Sie unter folgendem Link: http://www.bfv.de/cms/soziales/handicap-fussball/inklusionssport.html

Aufrufe: 09.10.2018, 12:56 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Redaktion Münchner MerkurAutor