2024-06-17T07:46:28.129Z

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Engelbert Kupka gibt nicht auf. Der Ex-Haching-Präsident kämpft leidenschaftlich für die Bedürfnisse der Amateurvereine. Foto: dpa
Engelbert Kupka gibt nicht auf. Der Ex-Haching-Präsident kämpft leidenschaftlich für die Bedürfnisse der Amateurvereine. Foto: dpa

Engelbert Kupkas Kampf für die Basis des Fußballs

Umsatzerlöse steigen, aber kein Geld für Amateure?

Dem Amateurfußball mangelt es an finanziellen Mitteln. Dabei müsste er viel mehr Anerkennung und Geld bekommen, eine heikle Vereinbarung aber zwischen DFB und DFL verhindert, dass auch die Basis von den rasant steigenden TV-Geldern profitiert, beklagt Engelbert Kupka. Und kämpft.

Engelbert Kupka ist 78. Andere in diesem Alter genießen ihren Ruhestand, gönnen sich nach langen Jahren harter Arbeit ein ruhiges Leben. Kupka aber kämpft. Gegen den DFB, sagen die einen. Aber kämpft er nicht für etwas, für eine gute Sache, für die Belange, für die Wertschätzung der Amateure, des Amateurfußballs?

Natürlich empfinden sie das anders beim DFB. Dort gilt er als Querulant, weil er einfach nicht aufhört, Dinge anzuprangern, die in seinen Augen nicht laufen, wie sie laufen sollten. Und unverdrossen nachbohrt, wenn er keine Antwort bekommt auf kritische Fragen, die er aufgeworfen hat. „Da ich weder mündlich noch schriftlich Antworten erhielt“, hat er sich mit Schreiben vom 4. August 2017 an die Ethikkommission des DFB, an deren Vorsitzenden Klaus Kinkel gewandt, den früheren Innenminister. Dort will man sich nun der Sache annehmen, die durch eine Äußerung der Staatsanwaltschaft Frankfurt an Brisanz gewonnen hat.

Schere zwischen Profiklubs und Amateuren wird immer größer

Die Behörde wird eine Anzeige des früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger zwar nicht weiter verfolgen, bestätigte aber, dass eine heikle Zusatzvereinbarung im Grundlagenvertrag zwischen DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) „als Förderung des Profifußballs zu Lasten des Amateurfußballs“ eingeordnet werden müsse.

Eigentlich Wasser auf die Mühlen von Engelbert Kupka, der seit langem beklagt, dass sich „die Schere zwischen den 36 Profiklubs und den rund 25 000 Amateurvereinen immer weiter öffnet“. Dass aber die Staatsanwaltschaft die Sache auf sich beruhen lässt, ist für Kupka ein Unding: „Es besteht der berechtigte Verdacht, dass man den DFB trotz offensichtlicher Verstöße vor straf- und steuerrechtlichen Verfahren schützen will.“

Kupka ist Rechtsanwalt, hat einst ehrenamtlich die SpVgg Unterhaching aus der B-Klasse bis in die Bundesliga geführt, war Gründungs- und Aufsichtsratsmitglied der DFL und hat sich „schon damals für eine stärkere Beteiligung der Amateurvereine an den Fernsehgeldern eingesetzt“, die noch weit von der heute fast inflationären Entwicklung entfernt waren. Von den immensen Steigerungsraten aber profitieren nur die Profis. Denn im Grundlagenvertrag ist zwar ein „Pachtzins“ vorgesehen, nach dem die DFL dem DFB drei Prozent ihrer Erlöse aus Medienrechten und Ticketverkauf überlässt. Es gibt aber eine Zusatzvereinbarung, nach der der Betrag auf 26 Millionen Euro „gedeckelt“ wurde. Im Gegenzug muss der DFB der Liga höchstens 20 Millionen aus der Vermarktung des Nationalteams zahlen.

"Es wird immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden"

„Erst durch die von uns ausgelöste öffentliche Diskussion stellte sich schließlich heraus, dass das DFB-Präsidium nicht nur auf die Geltendmachung eines höheren Pachtzinses verzichtet, sondern über die Zusatzvereinbarung sogar einer Kürzung um 30 Prozent bis 2016 und über 50 Prozent ab 2017 zugestimmt hat.“ Mit „uns“ meint Kupka die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Amateurfußball“, die er zunächst mit 30 Amateurklubs ins Leben gerufen hat und der inzwischen mehr als 100 Vereine angehören.

Denn „Anspruch und Wirklichkeit“ sieht Kupka beim DFB immer weiter auseinanderdriften, es gebe zwar tolle Slogans wie „Unsere Amateure. Echte Profis“ oder „Deutschland ohne Amateurfußball? Unvorstellbar“, aber die Realität sieht Kupka so: „Mir bereiten die Erosionen im Amateurbereich große Sorgen, da es immer schwieriger wird, Ehrenamtliche zu finden, die Zeit, Geld und Verantwortung in die Betreuung unserer Jugend investieren und dabei wie Bettler von einem Geschäft zum anderen gehen müssen, um über Spenden den Fußballsport am Leben zu halten.“ Der Fußball schwimmt doch in Geld, bekommen sie nur zu oft zu hören. Tut er. Aber nur ganz oben, wo bis zu 222 Millionen für einen einzigen Spieler bezahlt werden können.

Dabei wäre schon auch ein bisschen Geld für die Basis da, würde der DFB von den Profis zumindest das holen, was ihm zusteht. Kupka kritisiert: „Und um das Maß voll zu machen, verrechnete man die an die DFL zu zahlenden Beträge mit den Pachtzinsen für die Vermarktung der Bundesliga, obwohl beide Bereiche nicht das Geringste miteinander zu tun haben. Denn die Einnahmen aus der Vermarktung der Nationalmannschaft gehören zum wirtschaftlichen und nicht zum gemeinnützigen Bereich des DFB.“ So fließen schließlich nur etwa sechs Millionen aus der Liga in die Landes- und Regionalverbände.

DFL-Umsatz steigt auf vier Milliarden

Was ist, fragt Kupka, der Grund für diese Vorgehensweise zu Lasten der Amateurvereine, als deren Präsident Reinhard Grindel vor eineinhalb Jahren angetreten ist? Kupka vermutet dahinter eine Drohung von DFL-Boss Reinhard Rauball, Grindel die Unterstützung des Profilagers bei der Wahl zu entziehen, sollte der Grundlagenvertrag angerührt werden. Außerdem habe das DFB-Präsidium wohl die Chance gesehen, mit Verrechnungstricks eine Kürzung der Einnahmen aus der Vermarktung der Nationalelf umgehen zu können „und so noch mehr Handlungsspielraum für die eigenen Ziele außerhalb des Amateursports“ zu haben. Kupka nennt in erster Linie den Bau der Sportakademie in Frankfurt, deren Kosten er auf 150 Millionen beziffert.

Krass ist schon, dass der Fußball Milliarden umsetzt, die Basis aber, an der die späteren Protagonisten entdeckt, ausgebildet und gefördert werden, jeden Cent umdrehen muss. Der Umsatz der DFL werde in dieser Saison auf bis zu vier Milliarden Euro ansteigen, sehe sich aber, so Kupka, „nicht in der Lage, die vereinbarten drei Prozent für die Amateure abzuzweigen“. Und „um an der Macht zu bleiben, hat das DFB-Präsidium allen Forderungen der DFL nachgegeben“. Mehr und mehr gewinne man den Eindruck, „dass Präsidenten, die heute mit der Bundeskanzlerin, morgen mit Putin, übermorgen mit dem Emir von Katar und dann mit Chinas Xi Jinping Gespräche führen, Debatten über die Sorgen von Amateuren und Ehrenamtlichen nur noch als lästig empfinden.“

Kupka kämpft für fairen Finanzausgleich

Mehr als 100 Vereine kämpfen inzwischen an der Seite von Kupka, eigentlich müssten es viel mehr sein, der Amateurfußball, hat DFB-Vize Rainer Koch immer betont, sei „eine gewaltige gesellschaftspolitische Kraft“. Lässt der sich wirklich so leicht abzocken oder ist es so, wie einige Vereinsvertreter zugeben, dass man dann „nur Probleme mit dem Verband“ bekomme? Welcher Art die auch immer sein mögen, egal, Kupka wird weiter kämpfen. Es gehe „nicht nur um Geld“, er will einen fairen Finanzausgleich, mehr Wertschätzung für die Amateure, das sei „in erster Linie eine Frage sozialer Verantwortung“. Man könne von einem Baum keine Früchte ernten, wenn die Wurzeln nicht versorgt werden.

An einer nun avisierten Gesprächsrunde soll Kupka nicht teilnehmen. Dessen Befürchtung ist, dass es dann nicht wirklich um die Klärung der angesprochenen Probleme geht, sondern „eher um die Feststellung, dass die Vereine eigentlich keine Probleme haben und ohnehin nicht zu sehr an der korrekten Umsetzung des Grundlagenvertrags interessiert sind“. Dann kann der DFB auf seinem Bundestag am 8. Dezember wieder die tolle Einheit beschwören, die Einheit von Profis und Amateuren. Bei der nur der lästige Kupka stört.

Die Amateurfußballseite erscheint jeden Mittwoch. Autor ist Reinhard Hübner, erreichbar unter komsport@ t-online.de

Aufrufe: 08.11.2017, 09:25 Uhr
Reinhard Hübner - Münchner MerkurAutor