2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
F: Leifer
F: Leifer

Der Fünf-Jahresplan der SpVgg Unterhaching

Zumindest, wenn man eher kleine Maßstäbe nimmt, und das haben die „Rot-Blauen“ ja längst zur Kunst erhoben.

Die Buben und Mädchen tragen sommerlich Buntes, aber immerhin ein Knirps hüpft im Dress der SpVgg herum. Keiner im Bayern-Trikot, keiner im Blau des TSV 1860. Ausbaufähig, ja, aber: Passt scho’.

Manfred Schwabl wird gerade gefragt, wie er das sieht mit der Hierarchie im Münchner Fußball, ob seine Hachinger nun die Nummer 2 seien, aber der Präsident winkt ab: So etwas mag er gar nicht hören. „Wir haben unsere Nische, unser Konzept, wir gehen unseren Weg“, meint er und deutet auf das Trainingsfeld. 20 Spieler, die schon Erfahrungen gesammelt haben, bilden das Korsett des Kaders. Der Rest sind Junioren.

„Wir haben bewusst keinen Durchschnitt für die hinteren Reihen, die blockieren ja nur die Jungen“, sagt der Präsident, der als Saisonziel einen „gesicherten Platz im Mittelfeld“ ausgibt, möglichst früh. Ob das beim Aufsteiger realistisch sei, zumal er traditionell jung bestückt ist? „Wenn wir das den Burschen nicht zutrauen würden, hätten wir mehr Transfers getätigt“, sagt Schwabl, „und ein Dominik Widemann fing hier zum Beispiel als Hänfling an – jetzt spielt er in der Zweiten Liga.“

Stefan Schimmer, 23, und Thomas Hagn, 22, sind die einzigen Neuzugänge in diesem Sommer, doch nicht nur der Stürmer und der Außenverteidiger wurden gestern im Sitzkreis mit Applaus empfangen, als Cheftrainer Claus Schromm auf die neue Saison einstimmte. Marcel Leib, 19, trainiert zur Probe mit, er soll den Ausfall von Luca Marseiler (Kreuzbandriss, bis zum Winter Pause) kompensieren. Leib wurde beim FC Bayern ausgebildet und darf sich zunächst bis Ende der Woche aufdrängen. Im Sitzkreis saßen zudem noch einige Talente mit Perspektive. Pascal Schorch soll für die U 19 stürmen, aber mit der Ersten trainieren. Er kam vom SV Zimmern im Breisgau.

Bei den A-Junioren kicken, mit den Profis üben, das gilt auch für den Defensivallrounder Florian Wiedl, neu aus Salzburg, genauso wie für Christoph Ehlich und Alexander Kaltner, zwei Offensivtalente aus dem Nachwuchsleistungszentrum der SpVgg. Aus der U 17 erhalten Kapitän Anes Osmanoski und Torwart Nico Mantl die Möglichkeit, bereits extrem früh oben ranzuschnuppern. Mantl könnte in der Hierarchie der Schlussleute rascher aufsteigen als gedacht, sollte Stefan Marinovic beim Confed Cup ein bombiges Angebot erhalten. Der Keeper ist erst 17, doch auf ihn halten sie bei der SpVgg große Stücke. Das Jugend-Konzept steht auch in der Dritten Liga – die große Frage bleibt: Was machen die Finanzen?

Die Lizenzierung ist gesichert, sagt Schwabl, „und wir haben unser Budget realistisch zusammengestellt“. Seit Jahren suchen die Hachinger einen Hauptsponsor, doch der Präsident verweist auf die Konkurrenz: Selbst in Liga Drei habe kaum ein Klub einen einzigen Investor. „Den großen Onkel von Irgendwo gibt es nicht“, sagt er, und so käme Haching ebenfalls „mit einem Mix aus Sponsoren, Investoren und Gönnern“ zurecht. Auch er selbst „hänge mit drin“, sagt er, er könne ja nicht von anderen verlangen, dass sie den Kopf hinhalten, ohne genauso einzustehen.

Trotz der – fürs Erste zumindest – geregelten Finanzen macht Schwabl weiter wie seit Jahren keinen Hehl daraus, „dass wir bei unseren Strukturen nur ab der Zweiten Liga wirtschaftlich sind“. Man sei daher „schon etwas unter Druck“, das Ziel ist klar: „In den nächsten drei bis fünf Jahren ein stabiler Zweitligist sein. Mir ist da jetzt etwas wohler, weil wir nur noch eine Liga entfernt sind.“

Als Schromm warnt, in der Dritten Liga seien „die Gegner im Schnitt vier Zentimeter größer als wir“, feixt Schwabl: „Hoffentlich hat er mich da mit reingerechnet. Dann sind es auf dem Platz nur noch drei Zentimeter im Schnitt.“ So ist das seit jeher in Haching: Sie haben es auch zur Kunst erhoben, bei den Größenverhältnissen im Fußball drüberzustehen. Man lebt halt mit kleinen Maßstäben. Aber passt scho’.

Aufrufe: 022.6.2017, 09:02 Uhr
Münchner Merkur: Andreas WernerAutor