2024-05-02T16:12:49.858Z

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Unterhaching Vize-Kapitän Ulrich Taffertshofer (l.) trifft auf die Würzburger Kickers mit Bruder Emanuel Taffertshofer. Foto: BRO/IMAGO
Unterhaching Vize-Kapitän Ulrich Taffertshofer (l.) trifft auf die Würzburger Kickers mit Bruder Emanuel Taffertshofer. Foto: BRO/IMAGO

Bruderduell in der 3. Liga

Taffertshofer gegen Taffertshofer am 11. Spieltag

Abertshausen - Der eine ist mit seinem Verein aufgestiegen, der andere musste einen Abstieg verkraften. Damit treffen die Brüder Ulrich und Emanuel Taffertshofer aus Abertshausen in dieser Saison als Konkurrenten in der dritthöchsten deutschen Spielklasse aufeinander.

Aufstieg Unterhaching, Abstieg Würzburg – zu erwarten war beides nicht unbedingt. Die Münchener Vorstädter mussten sich nach dem Abstieg aus der Dritten Liga komplett neu sortieren. Bei den Unterfranken war der Verbleib in der Zweitklassigkeit nach starker Vorrunde mit Rang sieben im Grunde schon geschafft. Aber so schnell geht’s im Fußball: Am 30. September treffen die beiden Teams am Würzburger Dallenberg aufeinander – und damit auch die beiden Brüder Ulrich und Emanuel Taffertshofer, die nur einige hundert Meter von der Landkreis-Grenze entfernt in Abertshausen bei Söchering wohnen. Nach einer Saison, die gegensätzlicher nicht verlaufen hätte können.

Würzburg gewann seit Ende November kein Spiel mehr und erlebte einen beispiellosen Niedergang in der Tabelle. Eigentlich unfassbar und für Emanuel Taffertshofer (22) entsprechend „schwierig zu erklären“. Anfangs waren es Tiefschläge in Form später Gegentore. Obwohl nahezu sämtliche Begegnungen „enge Spiele“ waren, habe sich der Negativtrend dann „so durch die Rückrunde gezogen“, berichtet der 22-Jährige. Am letzten Spieltag in Stuttgart wurde der Abstieg dann besiegelt.

Würzburg leitete den Umbruch ein. Trainer Bernd Hollerbach musste gehen, auch der Großteil des Kaders verabschiedete sich. Nicht so Taffertshofer, dessen Kontrakt bis Juni 2018 läuft. Er gehörte zu einer Handvoll von Akteuren, auf die die Unterfranken bauen. Der Klub habe ihm mitgeteilt, dass ein Wechsel nicht erwünscht sei. „Von daher habe ich mich nicht sonderlich mit anderen Angeboten beschäftigt“, stellt Emanuel Taffertshofer klar. Sein Bedauern darüber hält sich in Grenzen. Den Abstieg sieht er nicht als Rückschritt, vielmehr als „Herausforderung beim Neuaufbau“. Sofortiger Wiederaufstieg? Kein offizielles Thema. Für großspurige Parolen ist der defensive Mittelfeldspieler ohnehin nicht bekannt. „Wir müssen erst mal eine eingespielte Mannschaft werden“, betont er. Im Trainingslager in Bad Häring (Tirol) arbeiteten die Kickers zuletzt auf dieses Ziel hin.

Gleichwohl möchte Taffertshofer die Zweite Liga nicht aus den Augen verlieren. Er habe schließlich eine „ordentliche Saison“ gespielt und sich in Folge dessen das Ziel gesteckt, „früher oder später“ dorthin zurückzukehren. Vor anderthalb Jahren war Emanuel Taffertshofer vom TSV 1860 München nach Würzburg gewechselt. Eine Veränderung, die er zu keiner Zeit bereut hat. „Ich hatte bislang eine gute Zeit bei den Kickers“, sagt er. Der Blick zum ehemaligen Verein bleibt wegen der über viele Jahre gewachsenen Zuneigung nicht aus. Wenngleich die Situation durch das Abrutschen der Münchener in die Regionalliga nicht vergleichbar sei, hätte sich Taffertshofer auch zu seiner Zeit bei den Löwen eine „ähnliche Rückendeckung“ für junge Talente erhofft.

„Im Herzen ist man ja immer noch ein Sechziger“, versichert auch sein Bruder Ulrich. Der 25-Jährige sieht den Neuaufbau bei den Löwen als Chance. Seine eigene Zukunft liegt hingegen bei der SpVgg Unterhaching, zu der er zunächst gar nicht wechseln wollte, später aber heilfroh über seine Zusage war. Ursprünglich war die Dritte Liga oder ein entlegenerer Regionalligist die Präferenz. Als das Angebot aus Haching kam, sei er „skeptisch gewesen“. Bis zum intensiven Gespräch mit Trainer Claus Schromm und Klubchef Manni Schwabl. „Sie hatten die tragenden Argumente“, sagt er. Taffertshofer zeigte sich begeistert von der „akribischen Kaderzusammenstellung“.

Es ist laut Taffertshofer „kein kompletter Zufall“ gewesen, dass die Spielvereinigung mit großem Vorsprung Meister der Regionalliga Bayern wurde und anschließend auch in den Aufstiegsspielen gegen Elversberg die Nase vorn hatte. Selten sei er in den Genuss eines „besseren Mannschaftsgefüges“ gekommen. Taffertshofer, dessen Brüder Christoph und Daniel lange für den TSV Murnau gekickt haben, ist hinter Josef Welzmüller Vize-Kapitän der Hachinger und somit einer der Wortführer des Teams. Nicht nur bei der feucht-fröhlichen Rückfahrt aus Elversberg, wo die Hachinger den Aufstieg klar gemacht hatten. „Wir haben angemessen gefeiert“, sagt Taffertshofer schmunzelnd mit Verweis auf die drei folgenden Nächte in Mallorca.

Jetzt aber gilt es, sich schnellstmöglich an die Erfordernisse der neuen Spielklasse zu gewöhnen. „Schön wäre es, mit Haching noch einmal aufzusteigen“, sagt der 25-Jährige. Auch er besitzt einen Vertrag bis 2018, auch er wäre entsprechenden Angeboten aus der Zweiten Liga nicht abgeneigt. Es gibt aber auch noch den Traum von der Insel. „England würde mich nach wie vor reizen“, verrät der bekennende Anhänger des FC Liverpool.

Text: Oliver Rabuser

Aufrufe: 028.7.2017, 10:10 Uhr
Oliver Rabuser - Garmisch-Patenkirchner TagblattAutor