2024-05-02T16:12:49.858Z

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Unbeirrbar bei der Arbeit: Stephan Hain (r.) lässt auch im Schneetreiben die Defensive der Gegner verzweifeln. F: Leifer
Unbeirrbar bei der Arbeit: Stephan Hain (r.) lässt auch im Schneetreiben die Defensive der Gegner verzweifeln. F: Leifer

Bescheidener Knisper: Lob ist Stephan Hain peinlich

Torgarantie der SpVgg Unterhaching

Es hätte alles auch anders laufen können, insofern sind nach der missglückten Generalprobe der SpVgg Unterhaching beim FC Bayern II vor dem Rückrundenstart der Dritten Liga keine Alarmsirenen zu hören. Man fühlt sich trotz des 0:2 gut präpariert für den Auftakt beim Karlsruher SC, der ab 14 Uhr live im Bayerischen Fernsehen übertragen wird.

Die Hachinger konnten bei ihrem Abschlusstest strafmildernd Akklimatisierungsprobleme geltend machen, sie sind noch nicht lange zurück aus Spanien, wo man sehr zufrieden war, wie im Trainingslager gearbeitet wurde. Trainer Claus Schromm feilte an den Schwächen in der Defensive und im Umschaltspiel, in vielen Einzelgesprächen analysierte er die Stimmung im Team, und ein bisschen geht es ja auch darum, am Ende alle wieder heil nach Hause zu bringen. Bis auf Mark Zettel, dem wohl eine Knieoperation droht, hat es niemanden übel erwischt. Alex Piller und Josef Welzmüller traten am Ende etwas kürzer, sollen aber bald diensttauglich sein. „Wir können aus dem Vollen schöpfen“, erklärt Schromm.

Ziemlich am Wichtigsten, das ist kein Geheimnis, ist die Gesundheit von Torjäger Stephan Hain. Die SpVgg agiert als Kollektiv, ihre Stärke liegt in ihrer homogenen Zusammenstellung, doch wer an der Zweiten Liga schnuppert, benötigt auch ein, zwei Mann, die im Zweifel halt den Unterschied ausmachen. Sascha Bigalke ist so einer, Dominik Stahl – und, gewiss nicht zuletzt, Hain, der letztes Jahr 32 Tore zum Aufstieg beigetragen hat und auch eine Klasse höher nun mit 14 Treffern ligaweit ganz oben steht.

Lieber Star als Kofferträger

Hain ist der Star von Haching – einem Team, das eigentlich gar keine Stars hat, gar keine Stars braucht. Auch hier liegt der Grund, warum es mit dem 29-Jährigen und den „Rot-Blauen“ so beispiellos gut passt: Wenn Hain das Wort „Star“ hört, zuckt er zusammen. Er jedenfalls sieht sich nicht so. „Lob“, erzählt Schromm, „Lob ist ihm peinlich. Da wird er auf seinem Stuhl immer kleiner.“

Lieber als der Star ist Hain der Kofferträger. Sein Trainer kann da einige Anekdoten erzählen, schon alleine aus dem jüngsten Trainingslager. Die sieben Nachwuchsspieler, die in Spanien dabei waren, hatten Mühe, einen Koffer mit Trainingsutensilien zum Platz zu schleppen – Hain ist nicht nur vor dem Tor schnell, sondern auch, wenn es darum geht, anzupacken. Zwischen Hotel und Spielfeld verkehrte zudem ein Shuttle, doch Hain ging jedes Mal zu Fuß. In der Mannschaft kursierte bereits der Witz, er würde einem jungen Talent nie einen Platz im Shuttle streitig machen. Diesem Witz war aber auch viel Ehrfurcht untergemischt. Sie lachen ja nicht über ihn. Sie saugen das alles auf. „Man kommt diesem Hain nicht aus“, sagt Schromm, „und genauso ist es auch bei Stahl.“ Das Duo, da klopfen sie sich bei Haching bis heute auf die Schenkel, wurde ihnen vom TSV 1860 vor die Tür gelegt. Im Sommer 2016 hatten die Löwen für die beiden keine Verwendung mehr. Unterhaching griff zu – und klopft nun an der Zweiten Liga an.

Schwabl: Es gibt keine Schmerzgrene

Eigentlich startete Haching in die Dritte Liga mit der Vorgabe, bloß nicht absteigen zu wollen. Schromm rechnet aktuell mit „noch drei, vier Siegen, dann ist diese Sorge abgehakt“. Es ist viel gewachsen, das merken die Spieler. Keiner denkt an Abschied, es müsste ein sehr reizvolles Gebot eingereicht werden, damit ein Leistungsträger schwach wird. Einer der Spieler sagte Schromm in Spanien, er sei schon einmal in der Zweiten Liga gewesen, mit einem anderen Klub, er habe „diesen Wahnsinn erlebt, er brauche das nicht mehr“, berichtet der Coach. Dann doch lieber am Beispiel Hain orientieren und alles geben, um es mit der SpVgg hoch zu schaffen.

Bei Hain, sagt Präsident Manfred Schwabl, gäbe es „keine Schmerzgrenze: Keiner muss wegen ihm anrufen. Denn wenn er ginge, wäre unser Schmerz zu groß.“ Beim Test gegen Bayern II hatte er in der ersten Hälfte Hachings größte Chance, in der zweiten wurde ihm ein Abseitstreffer aberkannt. Wie gesagt: Das Spiel hätte anders laufen können. Und dass Hain schon wieder richtig stand, schürt Zuversicht. „Ein Mittelstürmer schießt immer die meisten Tore, das ist beim FC Bayern auch so“, sagt Schromm, „trifft der Mittelstürmer, dann stimmt das System.“ Die Vorrunde und die letzte Saison bewiesen, wie gut es bei Haching und Hain stimmt.

Video mit Regionalliga-Torschützenkönig Stephan Hain im Sommer 2017

Aufrufe: 019.1.2018, 12:11 Uhr
Andreas Werner - Münchner MerkurAutor