2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Da schien bereits alles klar: Lucas Rodrigues Silva (Nummer 10) erzielt das 3:1 für den FCA Darmstadt. 	Foto: Peter Henrich
Da schien bereits alles klar: Lucas Rodrigues Silva (Nummer 10) erzielt das 3:1 für den FCA Darmstadt. Foto: Peter Henrich

Der FCA ist doch verwundbar

KOL Darmstadt/Groß-Gerau: Tabellenführer hat beim 5:4 bei der Spvgg Seeheim-Jugenheim viel Mühe – und am Ende auch Glück

Die Spielvereinigung Seeheim-Jugenheim fühlt sich wohl in der Kreisoberliga Darmstadt/Groß-Gerau. So wohl, dass sie eigentlich gar nicht raus will. Werner Ahl, seit 13 Jahren Sportlicher Leiter der Bergsträßer, hat elf Jahre in dieser Klasse erlebt, zweimal spielten die Seeheim-Jugenheimer eine Klasse höher, in der Gruppenliga. „Damals mussten wir den Bus vom SV Darmstadt 98 mieten, um zu Auswärtsspielen zu kommen“, erinnert sich Ahl. „Das hat richtig Geld gekostet.“

Spvgg. Seeheim-Jugenheim - 1. FCA Darmstadt 4:5 (1:3)

Allzu viel Geld haben sie nicht in Seeheim-Jugenheim, und nicht nur das unterscheidet sie vom FCA Darmstadt, gegen den es am Sonntag in einem streckenweise begeisternden Spiel eine 4:5 (1:3)-Niederlage gab. Wobei sich zeigte: Der FCA ist doch verwundbar. „Wir sind komplett erleichtert, jetzt können wir wirklich von einem tollen Start sprechen“, sagte Andreas Bergemann, Abteilungsleiter Fußball beim FCA, bevor es mit der Mannschaft zum Feiern in den „Talblick“ nach Steigerts ging. Seeheim-Jugenheims Trainer Patrick Hegen konstatierte derweil: „Wir haben immer, wenn wir dran waren, etwas falsch gemacht.“

Edward Benito hatte den FCA in Führung geköpft (17.), Lukas Blessing ausgeglichen (26.). Noch vor der Pause erhöhten die Gäste auf 3:1 durch Tore von Anthony Lopez-Carillo (30.) und Luis Rodrigues Silva (33.). Doch nach dem Wechsel hatten die Seeheimer ihre beste Phase – und sie kamen zum Ausgleich. Vincent Weber (55.) und Torben Desch (60.) ließen die Anhänger der Gastgeber jubeln. Und wer weiß, was passiert wäre, hätte der FCA länger auf einen weiteren Treffer warten müssen? Musste er aber nicht, Michael Corbi (61.) sorgte für das 4:3. Als dann Seeheim-Jugenheims Wolf Ehmig mit der Roten Karte vom Platz musste, nachdem er mit Corbi aneinandergeraten war – auch Corbi hätte gehen müssen –, schien die Partie entschieden. Doch Desch traf zum umjubelten 4:4 (90.+1) – es reichte trotzdem nicht. Denn Vinicius Silva Pinto stürzte die Gastgeber in der vierten Minute der Nachspielzeit ins Tal der Tränen.

„Es gibt Dinge im Leben, die ich beeinflussen kann. Und es gibt Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe“, sagt Spvgg-Trainer Hegen zu den unterschiedlichen Modellen beider Mannschaften. Auf eine Entwicklung wie in Arheilgen, wo Spieler aus Nord-und Mittelamerika Gelegenheit bekommen sollen, sich zu präsentieren, habe er keinen Einfluss. Ihm sei es zwar nicht egal, was dort passiert, aber allzu sehr echauffieren mag er sich denn auch nicht. „Das ist schon ein spezielles Modell, da müsste man sich mal generell mit befassen.“ Ein Wort wie „Wettbewerbsverzerrung“ würde über seine Lippen aber nicht kommen. „Man muss ja auch ehrlich sagen, dass sie schon einen tollen Fußball spielen.“

In Seeheim-Jugenheim gehen sie einen anderen Weg, sieben Spieler entstammen aktuell der eigenen Jugend, aus den Jahrgängen 1999 und 2000. „Das sind gänzlich andere Strukturen bei uns“, sagt der 36 Jahre alte Hegen, der 2005 nach Seeheim kam, wo er im nahen Schuldorf 2002 auch Abitur gemacht hat. Zunächst hatte er selbst gespielt bei der Spielvereinigung, seit drei Jahren ist er Trainer. „Hier ist noch vieles wie früher“, weiß Hegen, dass sich nicht allzu viel verändert hat.

Ob er die Spielvereinigung noch einmal in die Gruppenliga bringen kann? Nach dem guten Auftakt – vier Spiele, vier Siege – träumten einige im Umfeld schon davon. Doch am FCA scheint in dieser Saison kein Vorbeikommen. „Auch hier gilt: Ich habe keinen Einfluss darauf, was für Mannschaften in dieser Liga antreten. Ob es eine Mannschaft mit einem Modell wie der FCA ist oder eine andere vermeintliche Übermannschaft“, sagt Patrick Hegen.

Eigentlich sei die Kreisoberliga aber die Liga, wo sich die Mannschaft wohlfühle – da sprechen Hegen und Ahl mit einer Stimme. „Die Liga passt zum Verein, außerdem haben wir haufenweise Derbys.“ Die SKG Brandau, die SKG Bickenbach oder auch die SKG Roßdorf bringen viele Zuschauer mit, beim FCA ist dies hingegen weniger der Fall. Auch am Sonntag waren Anhänger aus Arheilgen an einer Hand abzuzählen – obwohl die Mannschaft mit sechs Siegen aus sechs Spielen einsam ihre Kreise an der Tabellenspitze dreht.

Aufrufe: 08.9.2019, 19:59 Uhr
Jan FelberAutor