2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
– Foto: Dominik Claus

"Es ist eine wilde Zeit"

Interview: David Kernchen, Co-Trainer beim SV Traisa, über den Fußball zu Corona-Zeiten und seinen Posten im Trainerteam

David Kernchen ist schon seit vielen Jahren für den SV Traisa aktiv. Als Kapitän führte er die Mannschaft mehrere Jahre durch die Gruppen- und Kreisoberliga. Seit einem Jahr hat er das Amt als spielender Co-Trainer inne und bildet zusammen mit Coach Michael Rosanelli ein erfahrenes Trainer-Duo. Ab kommender Saison wird sich der 29-Jährige komplett seiner Aufgabe im Trainerstab widmen. Im Gespräch mit FuPa Darmstadt erklärt er was seine Zusammenarbeit mit Michael Rosanelli ausmacht und wie die Corona-Krise die Kaderplanung beeinflusst hat.

FuPa Darmstadt: Herr Kernchen, wenn sie auf die abgelaufene Saison zurückblicken, wie zufrieden sind sie mit den Leistungen ihrer Mannschaft?

David Kernchen: Das ist natürlich etwas schwer zu beurteilen mit der Corona-Phase. Die letzten Jahre haben eigentlich immer gezeigt, dass wir eine gute zweite Halbserie gespielt haben. Das konnten wir diese Saison nicht unterstreichen. Die Hinserie war etwas durchwachsen, damit hatten wir allerdings auch schon gerechnet, da wir als Hauptziel für die Saison schlicht die Weiterentwicklung des Teams ausgegeben hatten. Wir haben das ein oder andere Spiel abgeliefert, in dem wir echt super waren. Wir sind zum Beispiel das einzige Team, das den 1. FCA Darmstadt in einem Pflichtspiel schlagen konnte. Allerdings haben wir dann auch Leistungen gezeigt, die nicht zufriedenstellend waren, wie die 1:3-Niederlage gegen den Tabellenletzten aus Gernsheim. Die Saison hat also gezeigt, dass es viele Dinge gibt, die gut funktionieren und auf denen wir aufbauen können. Jedoch gibt es auch einige Dinge, die wir in Zukunft noch verbessern müssen.


Neben der Einstellung des normalen Spielbetriebs, hat die Corona-Pandemie auch weitere Aspekte des Fußballs nachhaltig beeinflusst. Die Zusammenstellung des Kaders für die kommende Saison dürfte ebenfalls ein Thema sein, das von den Auswirkungen des Virus betroffen ist. Wie geht die Kaderplanung in den aktuellen Zeiten voran?

Es ist definitiv eine wilde Zeit. Glücklicherweise haben wir schon sehr früh mit der Kaderplanung begonnen. Gerade mit unseren eigenen Spielern haben wir früh angefangen Gespräche zu führen, aber auch was externe Neuzugänge angeht, haben wir uns frühzeitig bemüht in Verhandlungen zu gehen und sie als Trainingsgäste einzuladen. Durch die Corona-Zeit wurde uns das alles etwas erschwert, aber wir haben sehr viel mit Videokonferenzen gemacht, gerade was die interne Kaderplanung angeht. Aber auch mit externen Spielern haben wir viel kommuniziert und gesprochen. Seitdem alles etwas gelockert wurde, haben wir wieder angefangen uns mit potenziellen Zugängen zu treffen und da was festzumachen. Allgemein ist es für uns nicht ganz so einfach Neuzugänge an Bord zu holen, da unsere Spieler kein Geld vom Verein bekommen und Corona hat das Ganze nochmal zusätzlich erschwert. Trotzdem sind wir mit der Transferphase durchaus zufrieden. Wir wollten einen kleinen Umbruch und einige hungrige, junge Spieler an Bord holen und genau das ist uns gelungen.


Auch der Trainingsbetrieb war lange Zeit eingestellt. Inzwischen kann unter Berücksichtigung der Hygienevorschriften wieder trainiert werden. Wie geht man in Traisa mit dem Traingsbetrieb um?

Für viele Spieler fühlt es sich noch nicht nach normalem Training an, da wir kein Abschlussspiel machen können. Da ist die Trauer in der Mannschaft schon sehr groß, da einfach etwas fehlt. Zum Glück dürfen wir inzwischen zumindest fünf gegen fünf spielen, was den Spielern natürlich auch Spaß macht. Allgemein ist es so, dass wir aktuell ein mal die Woche trainieren, da es eben auch noch keine genauen Termine für den Restart gibt und man nie weiß, wie sich das Ganze in kommenden Wochen entwickelt. Wir sind theoretisch auch noch im Pokal vertreten, der bis jetzt noch nicht abgebrochen wurde, deshalb haben wir schon immer ein Auge drauf, dass unsere Spieler fit sind. Für uns ist es jetzt aber auch wichtig, dass die Jungs vor allem Spaß haben. Wir legen aktuell nicht all zu viel Wert auf Inhalte, sondern wollen unsere Männer einfach wieder auf den Rasen lassen.


Sie haben bereits vor einigen Monaten ihren Vertrag beim SV zusammen mit Chef-Coach Michael Rosanelli um ein Jahr verlängert. Was zeichnet ihre Zusammenarbeit aus?

Ich selbst höre als aktiver Spieler jetzt auf. Ich war lange Jahre Kapitän bei Traisa, aber aufgrund vieler Verletzungen habe ich letzte Saison bereits, auf Wunsch von Rosanelli, den Sprung ins Trainerteam gewagt und den spielenden Co-Trainer gegeben. Dieses Jahr habe ich dann gemerkt, dass es als Spieler körperlich nicht mehr geht. Ganz ohne Fußball geht bei mir allerdings nichts, deswegen will ich als Co-Trainer definitiv weitermachen. Michael Rosanelli und ich haben ein freundschaftliches Verhältnis. Wir verstehen uns auf und neben dem Platz sehr gut. Zusätzlich ergänzen wir uns als Trainergespann einfach perfekt. Ich bin eher der Typ der die Trainingseinheiten zusammenstellt und schaut, dass da alles klappt. Der Michael dagegen ist ein absoluter Taktiker und steuert das Team im Spiel nahezu fehlerlos. Wir können aber auch, wenn nötig, kritisch miteinander sprechen und diskutieren, was unserem Spiel extrem gut tut. Wir haben beide stets unsere eigenen Meinungen, aber schaffen es letztendlich trotzdem auf einen Nenner zu kommen.

Aufrufe: 06.7.2020, 11:33 Uhr
Louis HindelangAutor