2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Sollte Corona irgendwann besiegt sein, bei der SpVgg Schönseer Land (in Grün) wird die Zeit mit dem Virus in besonders unguter Erinnerung bleiben.
Sollte Corona irgendwann besiegt sein, bei der SpVgg Schönseer Land (in Grün) wird die Zeit mit dem Virus in besonders unguter Erinnerung bleiben. – Foto: Michael Rupp

Komplette Mannschaft für 14 Tage in Quarantäne

FuPa möchte im Rahmen einer Befragung Einblicke geben, wie die Vereine das wegen Corona mehr als verrückte Fußballjahr 2020 erlebt und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.

Ein ganz besonderes Verhältnis zur immer noch unser Leben stark beeinträchtigenden Pandemie haben sicher Spieler und Verantwortliche der SpVgg Schönseer Land 2012, Tabellensechster der Kreisklasse Nord im Spielkreis Schwandorf/Cham, entwickelt. Wie der in Eslarn beheimatete und beim dortigen TSV lange tätige Coach Fabian Dimper im Interview mit FuPa berichtet, begab sich die komplette Mannschaft der SpVgg nach Coronafällen in ihren Reihen in eine vierzehntägige Quarantäne. Der junge Trainer lobt im Gespräch vor allem den Zusammenhalt, den der gesamte Verein in dieser schwierigen Zeit gezeigt hat.

Fabian, das Fußball-Jahr 2020 - ein Jahr, das man ohne Zweifel in die Kategorie „schnell vergessen“ einordnen kann. Wie sieht Dein ganz persönliches Resümee aus?

Fabian Dimper (31): Ich denke ich spreche für die meisten aktiven Sportler und Funktionäre wenn ich sage, dass die Sehnsucht nach einer Rückkehr zur „Normalität“ mittlerweile schon sehr groß ist. Trotz all den Einschränkungen und Hindernissen konnte man aber auch in dieser schwierigen Situation dazu lernen und ist sicher um einen wertvollen Erfahrungsschatz reicher.


Auch wenn nur wenige Spieltage absolviert wurden, bist Du zufrieden mit der sportlichen Ausbeute heuer?

Unsere Bilanz fiel eher durchwachsen aus. Mit jeweils einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage konnten wir nicht an unsere Form aus der Hinrunde anknüpfen. Wir waren nach der Wintervorbereitung in absolut hervorragender Verfassung, haben uns in Pilsen im Trainingslager perfekt auf die Rückrunde vorbereitet – doch kurz vor dem Rückrundenstart kam bekanntlich die Corona-Pandemie dazwischen gegrätscht.


Wie war die Reaktion Deiner Mannschaft auf die hohen Fallzahlen in unserer Region? Gab es Spieler, die keinesfalls trainieren oder spielen wollten, oder andere, die unter Einhaltung der Hygienebestimmungen dennoch „ganz normal“ weitermachen wollten?

Wir hatten bereits zu einem Zeitpunkt, als die Fallzahlen in der Region noch auf einem sehr niedrigen Level waren, selbst Corona-Fälle in unserer Mannschaft und waren allesamt von einer 14-tägigen Quarantäne betroffen. Diese Geschehnisse haben uns einen ziemlichen Wirkungstreffer versetzt, danach wäre uns die sofortige Winterpause deutlich lieber gewesen. Hinter jedem Spieler, Trainer oder Funktionär steht eben auch eine Familie und eine berufliche Tätigkeit. Ich will hier ein großes Dankeschön an meine Mannschaft und die Vereinsverantwortlichen aussprechen, dass trotz der widrigen Umstände alle zusammengehalten haben – hier wurde echter Teamgeist bewiesen!


Gibt es schon Planungen, wie es nach einer hoffentlich erfolgenden Freigabe des Trainingsbetriebes weiter gehen wird bei Euch?

Wir haben ohnehin nicht mehr mit einer Freigabe des Trainingsbetriebs in 2020 gerechnet, was nun ja auch so eintrifft. Selbst bei einer Freigabe hätten wir uns aber definitiv in der Winterpause befunden und hätten in diesem Jahr kein Mannschaftstraining mehr abgehalten.


Wie haltet ihr euch während der Winterpause fit?

Sollte es Anfang 2021 zu Lockerungen und einer Freigabe des Trainingsbetriebs kommen, werden wir sicher die ein oder andere Einheit in der Halle absolvieren, dabei steht aber mehr der Spaß und die Spielfreude im Vordergrund. Ansonsten werden wir uns durch zusätzliche Einheiten beim Spinning oder durch Lauftreffs fit halten.


Wie haltet ihr überhaupt Kontakt in Zeiten von Corona?

Mannschaftsintern besteht Kontakt über unsere WhatsApp-Gruppe und die Jungs haben sowieso auch untereinander Kontakt. Während der Winterpause kann durchaus auch mal ein gemütlicher Mannschaftsabend via Skype zustande kommen. Ich persönliche versuche als Trainer per WhatsApp oder auch mal einem persönlichen Anruf mit den Spielern Kontakt zu halten.

Wie bewertest Du die Entscheidung des BFV, als einziger Landesverband in Deutschland die Saison nicht abzubrechen?

Die Entscheidung hat sich, in meinem Tätigkeitsbereich, als vollkommen richtig herausgestellt.


Eine Möglichkeit, dem pandemie- oder wetterbedingten Terminstress mit womöglich vielen Nachholspielen zu entgehen, wäre der Wegfall des Ligapokals. Wie stehst Du dazu? Seid Ihr noch dabei oder habt Ihr Euch schon abgemeldet?

Wir haben uns auf Grund der oben geschilderten Corona- und Quarantänesituation bereits aus dem Ligapokal zurückgezogen. Der Pokalwettbewerb wäre sicher ein attraktives Zusatzangebot gewesen, durch die erneute, vorzeitige Unterbrechung sollte man die Durchführung jedoch nochmals überdenken. Wenn man am Aufstiegsrecht beziehungsweise einem möglichen Klassenerhalt durch den Ligapokal festhalten will, muss dieser schon auch einen gewissen sportlichen Wert haben. Oder will man diese Plätze dann lediglich an einem „Blitzturnier“ verschenken?


Habt Ihr Sorgen, dass einige Spieler im neuen Jahr überhaupt keine Lust mehr auf Fußball haben? Oder haben sich gar schon welche verabschiedet?

Diese Angst besteht nicht. Wer vor der Pandemie für den Sport brannte, der wird auch danach wieder mit vollem Engagement dabei sind. Lediglich für die ältere Garde wird sich die Frage stellen, ob sie nach dem Abschluss der aktuellen Saison noch eine Spielzeit dranhängen oder ob sie sich aus dem aktiven Geschäft verabschieden will. Hier kann es bei einigen Vereinen zu einem unsanften Übergang kommen. Ich hoffe vereinsübergreifend darauf, dass sich die älteren Spieler einen Ruck geben und sich im Sinne ihres Vereins noch mal vor den Karren spannen. Eine Zunft darf sicherlich auch nicht vergessen werden – unsere Schiedsrichter. Kehrt bitte auch ihr an Pfeife und Fahne zurück und ermöglicht uns weiterhin einen reibungslosen Spielverlauf.


Hat Corona negative Auswirkungen im finanziellen Bereich bei Deinem Verein erzeugt? Wenn ja, könnt ihr die Ausfälle überhaupt kompensieren?

Als Trainer bin ich nicht in die finanziellen Angelegenheiten eingebunden, aber jeder kann sich denken, dass vor allem kleinere Vereine einen Großteil ihrer Gelder durch die Bewirtung der Sportheime, Verkäufe während der Spiele oder durch Eintrittsgelder generieren und diese momentan gänzlich wegfallen. Man kann nur hoffen, dass sowohl die Mitglieder, als auch die Sponsoren zu ihren Clubs stehen und sie weiterhin unterstützen.


Wie gehst Du ganz persönlich mit der Pandemie um?

Ich versuche mich natürlich an die vorgegebenen Regelungen zu halten, um somit auch meinen Teil beizutragen, damit es in absehbarer Zeit wieder anders werden kann.

Aufrufe: 028.11.2020, 14:00 Uhr
Werner SchaupertAutor