2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Fabian Dimper glaubt auch nicht mehr an eine Fortsetzung der wohl kuriosesten Saison aller Zeiten.
Fabian Dimper glaubt auch nicht mehr an eine Fortsetzung der wohl kuriosesten Saison aller Zeiten. – Foto: SpVgg Schönseer Land

»4 Wochen Vorbereitung, 12 Einheiten, 4 Tests sollten es schon sein«

Kommt noch ein Re-Start, oder müssen die Amateurfußballer in unserer Region vor der Pandemie und den damit verbundenen hohen Inzidenzwerten doch letztendlich kapitulieren? Die FuPa-Redaktion Kreis Weiden/Amberg hat sich bei einigen Vereinen umgehört und Stimmen eingefangen.

In einer brandaktuellen Mitteilung legt der Bayerische Fußballverband eine Deadline für eine Aufnahme eines uneingeschränkten Trainingsbetriebs fest. Sollte dieser bis spätestens 3. Mai 2021 nicht möglich sein, dann will man - endlich - über einen Saisonabbruch nachdenken. Bei einem Blick auf die unvermindert ansteigenden Coronazahlen, die nach Ostern - wenn alle Urlauber wieder zurück sind und die trotz steigender Inzidenzwerte getroffenen Lockerungen ihre Spuren hinterlassen werden - mit ziemlicher Sicherheit nicht so extrem sinken werden, dass man sich berechtigte Hoffnungen auf das Halten dieses Termins machen kann.

„Für mich bedeutet das den beschlossenen Saisonabbruch, außer es geschieht ein Wunder", kommentiert ein Kollege der FuPa-Redaktion den so genannten „Vier-Punkte-Plan" des Verbands. Auch Fabian Dimper, Coach des Kreisklassisten SpVgg Schönseer Land, glaubt daran, daß die Saison 2019/21 abgebrochen wird. Er selbst und seine Truppe sehen dieser Entscheidung allerdings gelassen entgegen, denn die aus Spielern aus ingesamt vier Ortschaften bestehende Mannschaft befindet sich tabellenmässig im ruhigen Fahrwasser des Klassements, würde also weder Vor- noch Nachteile durch die dann zur Wirkung kommende Quotientenregelung erfahren.

Fabi, wie bewertest Du die aktuelle Situation?

Im Hinblick auf den Sport und in erster Linie den Fußball ist die Situation natürlich unbefriedigend und macht jeden Fußballer sicher auch ein Stück weit traurig. Was allen fehlt ist eben die Gemeinschaft auf und neben dem Platz - hier denke ich nicht nur an Spieler und Trainer, sondern auch an die vielen anderen ehrenamtlichen Helfer in den Vereinen, für die ein Verein definitiv auch ein Stück Familie ist. Selbst durch die Beschlüsse bezüglich einer stufenweisen Öffnung hin zum Trainings- und Spielbetrieb, stehen unsere Vereine im Grenzgebiet der nördlichen Oberpfalz wohl noch vor einer längeren Geduldsprobe. Es fehlt einfach eine wirkliche Perspektive. Gesamtgesellschaftlich gibt es aber sicher andere, größere Probleme und Herausforderungen. Wir können weiterhin nur unseren Teil dazu beitragen ein Teil der Lösung zu sein.

Ist Dir schon langweilig so ohne Fußball?

Ja da fehlt natürlich was - ganz klar. Wenn man den ständigen Rhythmus zwischen Vorbereitung, Saison, Training und Spielen gewohnt ist, dann ist die jetzige Phase schon wirklich ernüchternd und elendig lang. Als Erwachsener kann man sich mit der Situation aber sicher etwas besser arrangieren, als Kind gab es fast keinen Tag ohne Bolzplatz und Fußball. Hier fühle ich schon sehr mit den Kids und Jugendlichen, die nicht mit ihren Freunden bolzen können, sondern sich fast ausschließlich digital treffen.

Glaubst Du noch an einen baldigen Re-Start, macht er überhaupt noch Sinn?

Auch wenn der BFV in seinem letzten Statement immer noch an seinem Plan, die Saison noch sportlich zu Ende zu bringen, festhält, ich gehe ich eher von einem Saisonabbruch aus. Aber die Unbeständigkeit ist in der Corona-Pandemie eine der wenigen Konstanten, von daher gilt es hier einfach weiter abzuwarten. Aus tabellarischer Sicht können wir ganz entspannt sein, für uns geht es weder um die vordersten Plätze, noch um den Abstieg.

Besteht aus Deiner Sicht eine erhöhte Verletzungsgefahr, sollte nun wirklich noch gespielt werden, weil Deine Jungs Wettkampf-Bewegungen einfach nicht mehr gewohnt sind?

Eine gewisse Verletzungsgefahr besteht nach längeren Sportpausen wohl schon, gerade im Amateurbereich. Hier sind wir Trainer gefordert, die richtige Belastungssteuerung zu finden und die Spieler wieder fit zu machen. Ich würde das Thema aber nicht zu hoch aufhängen. Durch das derzeit mangelnde Alternativangebot im Freizeitbereich denke ich eher, dass viele Spieler deutlich fitter wie nach so mancher Winterpause auf die Trainingsplätze zurückkehren.

Wie lange müsste Deiner Meinung nach die Vorbereitungsphase vom ersten Trainingstag bis zum ersten Pflichtspiel dauern?

Vier Wochen mit zwölf Einheiten und vier Testspielen sollten es schon sein, damit man einigermaßen vorbereitet in den Wettkampfbetrieb starten kann. Auch bei diesem Thema wird es auf einen Kompromiss zwischen Wunsch und Wirklichkeit hinauslaufen.

Wie sieht das aktuelle Trainingsprogramm bei Euch aus, hast Du Hausaufgaben verteilt? Kannst Du Dich da auf Deine Jungs verlassen, hat da ein jeder den notwendigen Ehrgeiz und die Selbstdisziplin, für sich selbst zu arbeiten?

Hausaufgaben gibt es bei uns keine. Die Spieler können sich jedoch bereits seit dem ersten Lockdown vor einem Jahr in einer von mir erstellten Cloud mit Übungen zu verschiedenen Themen wie Ausdauer, Stabilität, Kraft, Technik und noch vieles mehr versorgen und an sich arbeiten. Man kann es nur anbieten, abgreifen muss es jeder selbst, hier verlasse ich mich auf die nötige Eigenmotivation meiner Jungs. Im Zeitalter von Lauf- und anderen Trainings-Apps sind die Spieler meistens sowieso bereits selbst bestens versorgt.

Wann denkst Du, wird der BFV reagieren und über eine Fortsetzung bzw. Einstellung des Spielbetriebs entscheiden?

Der Verband wird seine Entscheidung so lange hinauszögern, wie eine Saisonfortsetzung terminlich noch möglich ist. In dieser Woche war ja zu lesen, dass - falls genehmigt - sogar nur der Juni als Zeitraum in Betracht gezogen wird, um die restlichen Spiele abzuwickeln.

Wie ist die Stimmung in Deiner Truppe?

Die Stimmung ist gut – die Sehnsucht auf den Platz zurückzukehren wächst aber stetig.

Gibt es im personellen Bereich Interessantes aus Deiner Truppe zu berichten, vielleicht schon im Hinblick auf die neue Saison?

Alles beim Alten, Änderungen bei meinem Personal kann ich derzeit noch nicht vermelden.

Gibt es sonstige Neuigkeiten in Eurem Verein - trotz der vielen Einschränkungen?

Wir haben vor zwei Wochen eine Challenge ins Leben gerufen - ein spontaner Einfall in einem Telefonat zwischen unserem 1. Vorstand Franz Dietl und mir. Dabei gab es verschiedene Kategorien: Wer wird „Kilometerchampion“ - wer läuft in 10 Tagen die meisten Kilometer. Dann wer kürt sich zum „Marathonhelden“ - wer läuft die längste zusammenhängende Einzelstrecke. Hier lief ein Spieler tatsächlich die Marathondistanz - unglaublich stark! Dann die Kategorie „Sportheimtrail“, das hieß alle 4 Sportheime der SpVgg Schönseer Land in Schönsee, Dietersdorf, Stadlern und Weiding in einem Zug anzusteuern. Schließlich wer wird „Gipfelstürmer“, hier war die Aufgabe, den Böhmerwald- und den Stückbergturm zu erklimmen. Letztlich wurde der „Selfie-König“ gesucht - das lustigste Bild gewann. Die Challenge wurde super angenommen. Insgesamt beteiligten sich 20 Spieler und meine Wenigkeit, am Ende standen fast 1400 Kilometer zu Buche. Die Sieger in den einzelnen Kategorien konnten sich über kleine Preise freuen. Rückblickend eine super Geschichte, die unglaublich viel Spaß in die Truppe gebracht hat.

Aufrufe: 01.4.2021, 12:00 Uhr
Werner SchaupertAutor