2024-05-08T14:46:11.570Z

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Das Granulat auf dem Platz ist klumpig.
Das Granulat auf dem Platz ist klumpig.

Fette Klumpen statt glattem Kunstrasen

Eltviller Sportplatz wird durch rätselhaften chemischen Prozess unbenutzbar +++ Deutschlandweit nur eine Reparatur-Maschine

Eltville. Mit Plateauschuhen, die in den 1970ern durch Bands wie „Sweet“ und „Slade“ bei manchen männlichen Teenagern den Trend prägten, hatte Werner Orf rein gar nichts am Hut. „So einen Mist“ habe er nicht gemacht, bekräftigt der Trainer der Spvgg. Eltville. Doch jetzt ist der 60-Jährige auf geradezu groteske Art und Weise zu Schuhen mit einer Sohlenerhöhung gekommen.

An seinen Copas, die er als Fußballer seit jeher bevorzugt, hat sich nach einer Einheit auf dem Kunstrasen am Wiesweg quasi eine Zweitsohle gebildet. Verursacht durch das Granulat, das sich aufgrund eines selbst für Experten rätselhaften chemischen Prozesses zu Klumpen entwickelt und am Schuhwerk als feste Masse haftet. Für Werner Orf, der in seiner langen Laufbahn als Spieler und Trainer schon viel erlebt hat, ein einmaliger Vorgang.

Mit der Folge, dass das in unmittelbarer Nähe zweier Schulen gelegene Spielfeld bis auf Weiteres von der Stadt Eltville gesperrt wurde. Erst wenn die deutschlandweit einmalige Spezialmaschine des Hersteller Polytan verfügbar ist, können die etwa 40 Tonnen des schadhaften Granulates aufgenommen werden und durch neues Material ersetzt werden. Wann das sein wird, ist offen.

Somit müssen die zwei Männer- und 17 Jugendteams des Vereins und die beiden Aktiven-Formationen des SV Bosporus auf nicht absehbare Zeit auf die Kunstrasen der Nachbarvereine SV Erbach, SG Rauenthal/Martinsthal und wohl auch auf den Hartplatz des SSV Hattenheim ausweichen. „Das ist mitten in der Vorbereitung nicht gerade angenehm. Zumal wir stets unser Equipment mitschleppen müssen“, sagt Orf.

Doch der frühere Zweitliga-Profi der Spvgg. Fürth hat schon andere Aufgaben gemeistert. Etwa die Wiederbelebung der Spvgg. Eltville, mit der er in den 1980er Jahren als Spieler in die damalige Landes- und heutige Verbandsliga aufgestiegen war. 2013 kehrte Orf zurück in den Rheingau, brachte sich zuerst als D-Jugendtrainer ein, übernahm in der Folge als Nachfolger von Markus Schenk auch die erste Mannschaft und kurbelte mit Klubchef Thorsten „Paule“ Lang Nachwuchsarbeit an, die sich auf Teams der jüngsten Altersstufen reduziert hatte. Inzwischen gibt es auch A- und B-Jugend. Trainiert von Jannik Pleuger und Marc Martin Lopez, zwei Spielern der Eltviller Ersten.

Orf selbst hat die C1-Junioren unter seinen Fittichen, während Lang die D-Jugend coacht. „Ohne das Engagement von Werner Orf wäre unser Aufschwung nicht möglich gewesen“, betont der 47-jährige Vorsitzende, der früher unter Orf spielte. „Er hat mich damals als Spieler aus einem Tief geholt. Das war für mich äußerst prägend“, weiß Lang um die Motivationskünste des erfahrenen Trainers.

Für den der Fußball ein ewiger Jungbrunnen ist. „Es macht einfach Spaß und die Jungs geben viel zurück“, sagt Orf sowohl auf seine Schützlinge der Ersten als auch auf die Talente gemünzt. Zudem empfindet er die Rückendeckung durch seine Frau Jannine, mit der er seit 37 Jahren verheiratet ist und die sein Fußball-Faible seit jeher toleriert, als großes Glück. Als Orf Anfang der 1980er von Mainz nach Fürth wechselte, war sie bereits an seiner Seite. 1000 Mark Grundgehalt habe es seinerzeit gegeben. Zuzüglich 600 Mark pro Sieg. Und – ausgehend vom Höchstbetrag von 60 000 Mark – eine prozentuale Ausschüttung nach Einsätzen, erinnert sich Orf, der einst beim TSV Schott Mainz mit dem Kicken begann. Und trotz seiner höherklassigen Stationen – auch beim SV Wehen Wiesbaden hinterließ er in sieben Jahren seine Spuren – auf klumpfreien Copas jederzeit Bodenhaftung bewahrt hat.



Aufrufe: 019.7.2017, 16:30 Uhr
Stephan NeumannAutor