2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
FuPa-Reporter Dieter Rebel traf sich in Bayreuth mit Thomas Popp, Funktionär bei der Spvgg Bayern Hof.
FuPa-Reporter Dieter Rebel traf sich in Bayreuth mit Thomas Popp, Funktionär bei der Spvgg Bayern Hof. – Foto: Dieter Rebel

Schicksalstage eines Funktionärs

Das Transfertheater mit Kickers Selb, die Diskussionen rund um den Re-Start - keine einfache Zeit für Bayern Hofs Sportlichen Leiter Thomas Popp.

Thomas Popp lebt und liebt den Fußball. Aus diesem Grund folgte der eigenen Spielerkarriere sogleich die Funktionärs-Laufbahn. Er arbeitet für die Spvgg Bayern Hof, weil er darf - und nicht, weil er muss. Dieses Herzblut, diese Leidenschaft ist Triebfeder und Blitzableiter zugleich. Aktuell ist eher Letzteres der Fall. Der 42-Jährige durchlebt intensive, herausfordernde Zeiten. Das Transfertheater mit Kickers Selb und die allgegenwärtige Re-Start-Diskussion - zwei Themen, die Thomas Popp derzeit vereinnahmen und über die er u.a. mit Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel spricht.

Thomas Popp, bist Du als Funktionär der Spvgg Bayern Hof derzeit der ärmste Tropf des Amateurfußballs?
Nein, nein. Ganz so schlimm ist es nicht. Ich bin ja kein Einzelkämpfer, sondern Teil eines sehr guten, harmonischen Teams. Und in der aktuellen Lage geht es uns nicht anders als den anderen Amateurvereinen Bayerns.

Schwieriges Thema, Nummer 1: Das Transfertheater mit Kickers Selb. Wie blickst Du darauf zurück?
Von Anfang an war dieses Thema sehr verzwickt. Kickers Selb ist inzwischen ein ernstzunehmender Konkurrent für uns, den man natürlich nichts schenken möchte. Sowohl Hof als auch Selb haben hohe Ansprüche. Dass es deshalb zu Kontroversen kommt, liegt in der Natur der Sache. Genau das ist es ja, was den Fußball überhaupt erst interessant macht. Eine besondere Würze bekam diese Sache, weil mit Jakob Schleicher, zu dem ich übrigens ein kollegiales Verhältnis habe, auf Seiten der Kickers ein Mann in der Verantwortung steht, der auch mal in Hof als Aufsichtsratsmitglied im Gespräch war. Gott sei Dank ist das Thema 'Transfertheater' inzwischen aber vom Tisch. Und ich würde mich freuen, wenn wir demnächst vielleicht mal auf dem Platz aufeinandertreffen.

»Beide Seiten können mit der Lösung zufrieden sein«



Wie stark bremsen einem solche Nebenkriegsschauplätze aus?
Es war von Anfang an klar, dass es eine vertrakte Situation wird, weil die Spieler, die zu uns wollten, einen Vertrag bis 2021 hatten - aber eben Corona dazwischen gekommen ist. Auf der anderen Seite haben auch die Akteure, die genau andersrum wechselt wollten, ähnliche Voraussetzungen. Nichtsdestotrotz hatte diese Angelegenheit keinen Einfluss auf das Alltagsgeschäft bzw. auf den Trainingsbetrieb.

Wo lag denn Deiner Meinung nach die Hauptursache für diese Fehde?
Fehde ist vielleicht das falsche Wort. Jeder Verein vertritt seine Interesse, was völlig legitim ist. Die Fronten waren dann etwas verhärtet, aber nicht bis zum Schluss. Beide Seiten können mit der jetzigen Lösung zufrieden sein.

Welche Rolle hast Du bei den Verhandlungen eingenommen - hast Du Dich klar auf die Seite von Reiner Denzler geschlagen oder warst Du eher der Vermittler?
Ich habe mich natürlich auf die Seite von Bayern Hof geschlagen. Das liegt in der Natur der Sache. Hof ist mein Verein. Als sich die Angelegenheit immer mehr zuspitzte, habe ich Kontakt zu Martin Damrot (Spielertrainer Kickers Selb; Anm. d. Red.), der ja früher mein Spieler in Selbitz war, aufgenommen. Wir haben uns darüber unterhalten, ob wir den betroffenen Spielern nicht eine Gastspiel-Genehmigung austellen, um ihnen zumindest ermöglichen zu können, dass sie einfach Fußball spielen dürfen. Das hat sich aber dann schneller erledigt als gedacht.



Du bist seit einiger Zeit hauptamtlicher Teammanger bzw. Sportlicher Leiter von Hof. Erklär uns doch mal Deinen Alltag.
Da muss ich kurz einhaken: Coronabedingt bin ich inzwischen nicht mehr bei der GmbH angestellt. Leider. Denn die hauptamtliche Tätigkeit hat mir sehr, sehr gut gefallen. Ich war in meinem anderen Beruf nur noch auf 450-Basis beschäfigt. Es war ein Privileg, auf diese Art und Weise für Bayern Hof zu arbeiten, sein Hobby zum Beruf zu machen. Corona hat mir jedoch deutlich gemacht, dass ich eher auf die Sicherheit setzen möchte, also auf eine Vollzeit-Beschäftigung in meinem bisherigen Betrieb.

Fußball ist wieder mein Hobby. In der Folge haben wir meine vorherigen Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Nach wie vor kümmere ich mich hauptsächlich um das Organisatorische, während Fulvio Bifano das Sportliche verantwortet. Spielleitung, Passabwicklung, Testspiel-Vereinbarung, Einkleidung der Spieler, ich helfe aber auch mal bei der Sichtung - das sind meine Aufgaben. Und, das kann ich schon vorweg nehmen, da der Verein bereits informiert ist: Nach dieser Saison, wann immer sie auch beendet ist, werde ich eine einjährige Pause einlegen.

Wie sieht das Zusammenspiel mit Trainer Roman Pribyl und dem weiteren sportlichen Leiter Fulvio Bifano aus?
Top, einmalig, harmonisch. Für die Entscheidung, Roman als Trainer zu holen, wurden wir etwas belächelt - er war ja vorher in der Kreisliga aktiv. Aber schon nach wenigen Wochen steht fest: Wir haben das bekommen, was wir wollten. Wir haben einen Coach, der ein absoluter Teamplayer ist, der alle wichtigen Lizenzen hat und ein Trainer vom alten Schlag ist. Er hat sein Team und die Kabine im Griff, achtet sehr auf das Zwischenmenschliche und kann eine Mannschaft auch ohne Computer-Analyse führen und weiterentwickeln.

So hat Bayern Hof bei der aktuellen Umfrage abgestimmt


Schwieriges Thema, Nummer 2: Das Durcheinander rund um den Re-Start nach dem Corona-Lockdown. Wie bewertest Du ganz allgemein die Lage?
Mir war von vorne herein klar, dass es keinen Königsweg geben wird. Obwohl ich nicht immer auf einer Wellenlänge mit der BFV-Spitze liege, möchte ich nicht vordergründig diese für die aktuelle Situation verantwortlich machen. Alle, die für Abbruch plädiert haben, was vielleicht die sinnvollere Lösung gewesen wäre, sehen nun, dass es zeitlich schwierig geworden wäre, eine neue und komplette Saison durchzuziehen. Wir haben bereits September und noch rollt der Ball nicht. Bis nächsten Sommer 34 Spieltage durchzuboxen, wäre eine Mammutaufgabe geworden. Insofern bin ich mit der Entscheidung des BFV, die aktuelle Saison nur zu unterbrechen, einverstanden.

Nachdem sich ja auch der BFV die Veröffentlichung der Umfrage vorbehält: Wie hat Hof abgestimmt?
Wir haben "bis Frühjahr warten" abgestimmt. Ansonsten: "Falsche Entscheidung der Regierung" und den Klageweg soll der Verband bestreiten, wenn er es für nötig hält. Wichtig ist für uns vor allen Dingen: Wir wollen Klarheit.

Was wäre, wenn ein Re-Start 2020 heuer nicht mehr klappen würde. Würden da dann große Probleme auf Euch zukommen?
Nein. Bayern Hof ist so solide aufgestellt, dass wir auch mit einem Start im Frühjahr 2021 leben könnten - trotz finanzieller Einbußen. Ingesamt werden wir die Coronakrise mit einem blauen Auge überstehen.

"Bayern Hof ist so solide aufgestellt, dass wir auch mit einem Start im Frühjahr 2021 leben könnten - trotz finanzieller Einbußen."
"Bayern Hof ist so solide aufgestellt, dass wir auch mit einem Start im Frühjahr 2021 leben könnten - trotz finanzieller Einbußen." – Foto: Mario Wiedel


Was wäre aus Deiner Sicht die Ideallösung?
Schwierig (schmunzelt). Ein Abbruch wäre aus meiner Sicht nicht mehr sinnvoll. Denn dann würden wir ja bis Juni/Juli 2021 gar nicht mehr spielen. Das Wichtigste ist zunächst einmal, die Ligaspiele abzuarbeiten. Erst dann kann der Ligapokal gestartet werden.

Um den Bogen wieder zu spannen - zurück zur Eingangsfrage: Viele heiße Eisen derzeit. Macht da Deine Aufgabe überhaupt noch Spaß?
Ja, sonst würde ich ja das Ganze nicht machen. Die junge Mannschaft ist mir ans Herz gewachsen. Und es lohnt sich, die Mühen für diese Jungs auf sich zu nehmen.

Vielen Dank für das Interview - und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 07.9.2020, 12:05 Uhr
Dieter RebelAutor