2024-04-25T14:35:39.956Z

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Bernhard Görg von der Kölner Kanzlei Niering-Stock-Tömp, ist beim Traditionsverein Sportfreunde Siegen (hier in der Geschäftsstelle) für das Insolvenzverfahren zuständig. Neben gesunden Finanzen hat er ein erklärtes Ziel: 1000 Vereinsmitglieder. Foto: fst
Bernhard Görg von der Kölner Kanzlei Niering-Stock-Tömp, ist beim Traditionsverein Sportfreunde Siegen (hier in der Geschäftsstelle) für das Insolvenzverfahren zuständig. Neben gesunden Finanzen hat er ein erklärtes Ziel: 1000 Vereinsmitglieder. Foto: fst

Zeit der "Lommelfreunde" vorbei

Insolvenzverwalter Bernhard Görg arbeitet an Finanzen und Image der Sportfreunde Siegen

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Immer dann, wenn bei Sportfreunde Siegen irgendjemand mal wieder einen dicken Bock geschossen hatte, immer dann, wenn beim großen Aushängeschild mal wieder gearbeitet wurde wie bei einem Provinzclub, dann gab es in der Siegerländer Öffentlichkeit Hohn und Spott.

Ob desolate Finanzen, verspätete Lizenzunterlagen, Schnitzer bei Verträgen oder auch die Posse im Februar 2006, als Werner Lorant bereits als Trainer des Zweitligisten verkündet wurde, dann aber doch nie den Weg nach Siegen antrat. Immer dann, wenn bei den Leimbachtalern geschludert, gepatzt und gemauschelt wurde, wurden die Sportfreunde zu Spottfreunden. „Ist doch klar, das sind doch die Lommelfreunde“ lästerte der Volksmund. Wie ein klebriges Kaugummi unter den Stollenschuhen haftet den Sportfreunden dieses schlechte Image an.

„Lommelfreunde“, dieser Ruf wurde natürlich auch in der nun zweiten Insolvenz wieder laut. Doch Diplom-Kaufmann Bernhard Görg von der Kölner Insolvenzverwaltung Niering-Stock-Tömp, derzeit im Insolvenzverfahren der handelnde Vereinschef der Sportfreunde, hat schnell gelernt, dass er in Siegen nicht nur an einer besseren Finanzlage, sondern auch am Ruf des Traditionsvereins arbeiten muss. „Dieses schlechte Image muss der Verein dringend loswerden. Wir müssen dem Umfeld und den Sponsoren klarmachen, dass hier wieder solide gearbeitet wird. Da liegt noch viel Arbeit vor uns, der Öffentlichkeit zu beweisen, dass hier ein professionell aufgestellter Verein geführt wird, der solide Arbeit leistet.“

Görg hatte sich zuletzt maßlos über die Meldung geärgert, wonach der bisherige Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH und ehemalige Vorsitzende der Sportfreunde, Ulrich Steiner, wieder als Vereinschef im Gespräch sei. „Wer so etwas behauptet, der handelt schon rufschädigend. Wenn wir jetzt nicht die alten Zöpfe abschneiden und neue Wege gehen, wann dann? Wenn ich hier fertig bin, dann will ich den Verein in geordneten Verhältnissen übergeben. Dann führt ein Vorstand den Verein weiter, der perspektivisch nach vorne denkt. Ich werde jedenfalls keine offene Baustelle hinterlassen – schon gar keine Lommelfreunde.“
Zum neuen Image gehört auch, dass der Verein nicht mehr über seine Verhältnisse lebt. „Die Sparmaßnahmen sind abgeschlossen, jetzt gehen wir an den Etat“, so Görg im Gespräch mit FuPa Südwestfalen.

Demnach gibt es beim geplanten Etat von 750 000 Euro noch eine Deckungslücke von 125 000 Euro. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das noch hinbekommen. Wir müssen jedoch nochmal in die Offensive gehen und im Winter die Klinken putzen. Der Siegerländer Wirtschaft geht es doch top und gleichzeitig lässt sie so einen traditionsreichen Verein hängen. Die Haltung müssen wir noch verändern.“

Neben geordneten Finanzen ist die Gewinnung neuer Mitglieder ein erklärtes Ziel von Bernhard Görg. Knapp 800 Mitglieder hat der Verein derzeit, bis auf 1000 Vereinsmitglieder soll die Anhängerschaft steigen. Dazu sind in diesen Tagen alle Vereinsmitglieder angeschrieben worden, um die Aktion „Mitglieder werben Mitglieder“ voranzutreiben. In den nächsten Wochen soll auch das neue Fan-Shirt fertig sein, in schwarz mit roter Schrift und natürlich für 18,99 Euro erhältlich.

Der weitere Fahrplan steht ebenfalls: Am 25. Oktober tagt die Gläubigerversammlung am Amtsgericht Siegen. Görg: „Da kommen vielleicht zehn Leute hin. Ganz einfach: Eine Quote wird nicht angeboten, weil es kein Vermögen mehr gibt.“ Stimmt die Gläubigerversammlung zu, wird der Verein über den Insolvenzplan saniert. „Dann ist der Verein von seinen Schulden abgeschnitten, und ich kann ihn in die Freiheit entlassen.“

Ebenso wichtig ist der Termin am 22. November. In der nichtöffentlichen Versammlung im Hüttensaal der Siegerlandhalle haben die Mitglieder dann nur über einen wichtigen Tagesordnungspunkt abzustimmen: Sollen die jetzt formal aufgelösten Sportfreunde Siegen als Verein weitergeführt oder im Register gelöscht werden.

Aufrufe: 018.10.2017, 12:00 Uhr
Frank SteinseiferAutor