2024-05-10T08:19:16.237Z

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Am 23. November vergangenen Jahres erläuterte Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering auf der Mitgliederversammlung der Sportfreunde die Abläufe. Archivfoto: fst
Am 23. November vergangenen Jahres erläuterte Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering auf der Mitgliederversammlung der Sportfreunde die Abläufe. Archivfoto: fst
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"Müsste ich den Schlüssel rumdrehen"

Deckungslücke bei Sportfr. Siegen liegt nun bei 75 000 Euro - Suche nach „Kleinsponsoren"

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Die Zeiten des Mäzenatentums bei Sportfreunde Siegen, in denen mit dem Unternehmer Manfred Utsch ein Gönner fast im Alleingang für das Wohlergehen des Traditionsvereins sorgte, sind nun endgültig vorbei. Nach dem Aufbrechen alter Strukturen, rigorosen Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen hin zu einem Verein, der in weiten Teilen wieder nur auf ehrenamtlicher Basis geführt wird, setzen die Verantwortlichen nun nicht länger auf den einen starken Finanzier, sondern auf eine Vielzahl an Unterstützern.

„Das Mäzenatentum hat ausgedient. Wir wollen den Verein auf gesunde und eigenständige Beine stellen. Dazu gehört auch, dass wir jetzt auf der Zielgeraden hin zur Rettung die Sportfreude auf viele Säulen stellen. So suchen wir etwa zur Deckung der Finanzlücke zehn Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft, die jeweils ein Paket von jeweils 7500 Euro schnüren. Würden wir hingegen einen Großsponsor gewinnen, der uns nur kurzfristig die fehlende Summe zur Verfügung stellt, würde der Verein spätestens in einem Jahr vor den gleichen finanziellen Problemen stehen. Das aber gilt es unbedingt zu verhindern“, erklärte Bernhard Görg, der für das Insolvenzverfahren der Sportfreunde Siegen zuständige Mitarbeiter der Kölner Kanzlei Niering-Stock-Tömp im ausführlichen Gespräch mit FuPa Südwestfalen.

Am vergangenen Freitag hatten sich die Kölner Dr. Christoph Niering und Bernhard Görg zusammen mit Manfred Utsch zu einem „Sondierungsgespräch“ über die aktuelle Finanzlage und über die Zukunft des Vereins getroffen. Görg: „Ein Ergebnis ist, dass sich der Ehrenpräsident Manfred Utsch nun aus der finanziellen Unterstützung der 1. Mannschaft zurückzieht und sich dafür seinem Herzensprojekt, der Unterstützung der Jugend widmet. Wir werden jedoch gerne seine Unterstützung annehmen und haben ihn gebeten, für die Sportfreunde als Türöffner zu fungieren.“

Die Insolvenzverwalter haben den Unternehmer im (Un-)Ruhestand gebeten, seine zahlreichen Kontakte in die Wirtschaft noch einmal zu nutzen und möglichst bei fünf Sponsoren vorstellig zu werden. Auch Bernhard Görg wird in dieser Woche seinen privaten Urlaub dazu verwenden, um am Dienstag und Mittwoch weitere wichtige Sponsorengespräche wahrzunehmen.

Nachdem Ende vergangener Woche ein Kleinsponsor für die Summe von 5000 Euro gewonnen werden konnte, beträgt die Deckungslücke aktuell noch 75 000 Euro. Nachdem vor dem Gespräch am Freitag befürchtet werden musste, dass Insolvenzverwalter Dr. Niering schon eine Entscheidung über die Zukunft treffen würde, ist nun eine Frist bis zum 30. Juni gesetzt worden. Görg: „Das ist ein erstes Fixdatum, aber noch keine endgültige Deadline. Wir haben ja am 21. Juli das Freundschaftsspiel gegen Bayer Leverkusen, ich würde gerne bis dahin noch die Resonanz abwarten und den letzten möglichen Schlussstrich auf den 31. Juli datieren.“

Eines sollte der Region, der Politik, den zahlreichen Fußballfans und der heimischen Wirtschaft jedoch klar vor Augen sein: Sollte am Ende noch immer eine Finanzlücke bestehen, dann wäre die Rettung der Sportfreunde Siegen im zweiten Insolvenzverfahren des Vereins gescheitert.

Bernhard Görg: „Ich müsste zuerst die 1. Herrenmannschaft und dann die Jugend, mit immerhin 260 Nachwuchsspielern, vom Spielbetrieb abmelden. Wir haben ja alles auf den Kopf gestellt, das Einsparpotenzial ist ausgeschöpft und auch an den Spielerkader kann ich jetzt nicht mehr ran. Es gibt bestehende Verträge, die eingehalten werden müssen. Da ich aber nur mit einem gedeckten Etat in die nächste Saison gehen kann, müsste ich den Schlüssel rumdrehen.“


Etat-Planungen der Sportfreunde Siegen für die Saison 2018/2019:

Gesamtetat: 750 000 Euro.
Gesamt-Spielbetrieb 1. Mannschaft: 520 000 Euro.
Spielbetrieb Jugend und Frauen: 230 000 Euro.
Etat 1. Männer-Mannschaft: 350 000 Euro entfallen auf Spielerkader, Trainerteam, Physio-Team, Zeugwart und Berufsgenossenschaft (ca. 60 000 Euro).
Weiterer Spielbetrieb: 170 000 Euro für Stadionmiete Leimbachstadion und Kunstrasenplatz, Sicherheitsdienst (ca. 28 000 Euro), 17 Auswärtsfahrten zu je 550 Euro (9350 Euro), Ausrüstung und Trikots, Geschäftsstelle.
Bisher gedeckter Etat (Stand 22. Juni): 675 000 Euro.
Fehlbetrag (Stand 22. Juni): 75 000 Euro.

Aufrufe: 025.6.2018, 10:30 Uhr
Frank SteinseiferAutor