2024-05-02T16:12:49.858Z

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Einsparpotenzial Spielertrikots. Seit dieser Saison spielen die Sportfreunde Siegen aus Kostengründen in rot-weißen Hemden ohne Namensbeflockung auf der Rückseite – der Schriftzug „SIEGEN“ auf der Vorderseite bleibt jedoch unverändert. Foto: fst
Einsparpotenzial Spielertrikots. Seit dieser Saison spielen die Sportfreunde Siegen aus Kostengründen in rot-weißen Hemden ohne Namensbeflockung auf der Rückseite – der Schriftzug „SIEGEN“ auf der Vorderseite bleibt jedoch unverändert. Foto: fst

Insolvenzverwalter arbeitet an "schwarzer Null"

Deckungslücke bei den Sportfreunden schrumpft - Spielbetriebs-GmbH stellt Insolvenzantrag

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Exakt 60 Tage nachdem der Verein Sportfreunde Siegen den Insolvenzantrag gestellt hat, musste nun auch die Spielbetriebs-GmbH der Sportfreunde Siegen den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens aufgrund von Zahlungsunfähigkeit stellen. Bereits am vergangenen Freitag reichte Ulrich Steiner, Geschäftsführer der GmbH, die Unterlagen beim Amtsgericht in Siegen ein. Für das am 1. August 2017 eröffnete Insolvenzverfahren über den Gesamtverein dürfte dies jedoch so gut wie folgenlos bleiben.

Zum einen ruhte die zuletzt funktionslose Spielbetriebs-GmbH und existierte lediglich noch auf dem Papier, zum anderen werden die gestellten Ansprüche der GmbH an den Verein nach bisherigem Kenntnisstand nicht zum Tragen kommen. Diplomkaufmann Bernhard Görg von der mit dem Insolvenzverfahren beauftragten Kölner Kanzlei Niering-Stock-Tömp erklärte: „Das ist für den Verein unmaßgeblich, da er durch ein Insolvenzverfahren über die Spielbetriebs-GmbH nicht belastet würde. Die Abwicklung der Spielbetriebs-GmbH ist nur die logische Konsequenz des gesamten Insolvenzverfahrens. Sollte die Spielbetriebs-GmbH tatsächlich noch Forderungen gegenüber dem Gesamtverein haben, werden diese nur Teil des Insolvenzverfahrens und belasten nicht den Saisonetat der Spielzeit 2017/18. Die Spielbetriebs-GmbH müsste diese Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden.“

Der zuständige Richter hat am vergangenen Sonntag Rechtsanwalt Dr. Christoph Niering zum Sachverständigen auch in diesem Inslvenzeröffungsverfahren bestellt. Der Sachverständige ist nun damit beauftragt, ein Gutachten über die Insolvenzgründe zu erstellen.

Die 2012 gegründete Spielbetriebs-GmbH ruht seit zwei Jahren. Und genau diese „Randnotiz“ ist jetzt für das laufende Insolvenzverfahren des Vereins Sportfreunde Siegen von großer Bedeutung: Sämtliche Verträge mit Spielern, Trainern und Mitarbeitern der Geschäftsstelle sowie externen Dienstleistern wurden vom Gesamtverein Sportfreunde abgeschlossen. Die Spielbetriebs-GmbH ist seit zwei Jahren nicht mehr als eine leere Hülle und sollte eigentlich schon vor einigen Monaten aufgelöst werden.

Stellt sich die Frage, ob nicht irgendwann in der Zukunft eine Auslagerung der ersten Mannschaft der Sportfreunde Siegen wirtschaftlich und auch zum Schutz des Gesamtvereins nicht doch wieder Sinn macht?

Bernhard Görg: „Auch wenn das zum jetzigen Zeitpunkt nicht unser Thema ist, so macht die Trennung von Verein und Wirtschaftsbetrieb natürlich einen Sinn. In diesem Fall würde man aber eine völlig neue und unbelastete Spielbetriebs-GmbH gründen. Auf keinen Fall würde ich auf eine alte Gesellschaft setzen, da weiß man nie, ob da nicht aus der Vergangenheit noch wieder irgendwelche Ansprüche und alte Forderungen aufpoppen. Wir sprechen bei solchen Altgesellschaften von einem toxischen Mantel, da lässt man tunlichst die Finger von.“

Bernhard Görg hat unterdessen alle Hände voll zu tun, um bei den Sportfreunden weiter an der „schwarzen Null“ zu arbeiten. Und hier fährt der Kaufmann zweigleisig: Zum einen gilt es, mit neuen Partnern und Sponsoren die Einnahmenseite zu verbessern – zum anderen will er die Kosten weiter senken. Bei der Reduzierung gibt es kaum eine Tabuzone und die Summe der Kleinigkeiten sorgen für eine Entlastung der Finanzlage.

Stichwort Vereinstrikots: Die rot-weißen Leibchen haben sich auf der Frontseite nicht geändert. Dort steht nach wie vor in Versalien der Name der Krönchenstadt Siegen. Auf der Rückseite sind jedoch nur noch die Rückennummern und nicht mehr die Spielernamen ausgeflockt – ein nicht unerhebliches Einsparpotenzial. Insolvenzverwalter Görg: „Natürlich tun solche Einschnitte weh, aber wenn ich das jetzt nicht mache, dann macht es niemand. Und so muss ich künftig nicht nach jedem Spielerwechsel im Kader, Abgängen und Zugängen neue Trikots anschaffen, jetzt wird eben das Trikot mit der Nummer 9 erst dann ersetzt wenn es verschlissen ist. Wieder Geld gespart!“

Stichwort Parkplätze: Künftig wird – besondere Sicherheitsspiele ausgenommen – die Einweisung auf den Parkplätzen unterhalb des Leimbachstadions von den Jugend- und Nachwuchsfußballern des Vereins übernommen. Görg: „Ich muss nicht mehr bei allen Spielen Mitarbeiter eines teuren Sicherheitsdienstes bezahlen. So übernimmt die Jugend den Job und kann dann auf diesem Weg noch Spenden für die Jugendkasse reinholen.“

Stichwort Geschäftsstelle der Sportfreunde Siegen: Seit ein paar Wochen laufen die Planungen, die Geschäftsstelle des Vereins in die vereinseigene Gaststätte „Anpfiff“ im Leimbachstadion zu verlegen. Zum einen lohnt sich der Betrieb der Restauration auf der Grundlage der Einnahmen von nur 18 Heimspielen so gut wie gar nicht – zudem gibt es für die Gaststätte einen nicht unerheblichen Sanierungsstau. Die Räumlichkeiten könnten mit Hilfe von Sponsoren und Handwerkern, die ihre Dienstleistungen kostenneutral durch „Hand- und Spanndienste“ leisten, saniert und umgebaut werden. Bereits am Montag gab es erste Gespräche mit den Architekten über die Umbaupläne.


Auf der Suche nach neuen Sponsoren und Geldquellen spielen dem Insolvenzverwalter die aktuellen sportlichen Resultate in die Karten. Görg: „Die ersten beiden Spiele waren natürlich super für uns. Erst der gute Auftritt in Hamm, jetzt das erste Heimspiel mit einem 5:2 gegen den FC Eintracht Rheine gewonnen, viele Fans im Stadion – natürlich erleichtert mir der sportliche Erfolg der jungen Mannschaft auch die Gespräche mit den Sponsoren. Da tut sich jetzt täglich etwas, auch wenn es nur in kleinen Schritten vorwärts geht.“

Nach Kürzungen von rund 500 000 Euro gegenüber dem Vorjahr beträgt der von Diplomkaufmann Bernhard Görg aufgestellte Etat für den Gesamtverein (inklusive Jugend- und Frauenmanschaften) nun 800 000 Euro. Derzeit beträgt die Deckungslücke noch rund 150 000 Euro. Eine Frist hat sich Insolvenzverwalter Görg für die Schließung der Lücke nicht gesetzt.

Einen klaren Zeitplan hat er dennoch im Visier: „Bis zur Winterpause will ich die Etatplanungen durchhaben. Ich will vermeiden, dass wir noch im neuen Jahr dem Geld hinterherlaufen müssen, ich will die Sponsorenverträge frühzeitig schon für die nächste Saison geklärt haben, um dann auch die Gespräche mit den Spielern frühestmöglich führen zu können.“ Nach den sportlichen Erfolgen in den vergangenen zwei Wochen wünscht sich Görg nun einen neuen Großsponsor. „Wir brauchen einen Dosenöffner. Einen neuen Partner der ein Signal setzt.“ Die Zielvorgabe für 2018 ist klar: „Am 30. Juni will ich mit einer schwarzen Null abschließen.“



Spielbetriebs-Gmbh besteht seit 2012

Die Spielbetriebs-GmbH der Sportfreunde Siegen wurde im Zuge des Aufstiegs in die neu gegründete Fußball-Regionalliga West am 27. Juli 2012 beim Amtsgericht in Siegen gegründet. Geschäftsführer ist seitdem der Eiserfelder Ulrich Steiner, von Mai 2010 bis Mai 2015 Vereinsvorsitzender der Sportfreunde Siegen. Ziel der Gesellschaft war die Trennung des Wirtschaftsbetriebs vom Gesamtverein.

Die Aufgabe der Spielbetriebs-GmbH bestand in der Gesamtabwicklung der ersten Männermannchaft. Über drei Regionalliga-Spielzeiten hinweg, also 2012/13, 2013/14 und 2014/15 wurde der Wirtschaftsbetrieb der Sportfreunde-Männermannschaft über diese Gesellschaft geführt. Nach dem Abstieg in die Oberliga wurde die Erste Mannschaft dann wieder in den Gesamtverein integriert – die Spielbetriebs-GmbH wurde jedoch nicht liquidiert sondern lediglich in den „Stand-by-Modus“ gesetzt. Auch nach dem Wiederaufstieg in die Regionalliga wurde die Spielbetriebs-GmbH für die Saison 2016/17 nicht wieder aktiviert. Seit nunmehr zwei Jahren ruht die Gesellschaft und sollte eigentlich schon vor einigen Monaten in einem rein formalen Akt aufgelöst werden.

Aufgrund offener Rechnungen und Forderungen an den Verein ist die GmbH nun mittlerweile zahlungsunfähig. Lediglich drei Gläubiger werden jetzt noch versuchen, ihre Ansprüche geltend zu machen. Sollte die Erste Mannschaft der Sportfreunde künftig wieder in einem separaten Wirtschaftsbetrieb geführt werden, wird dafür eine neue Gesellschaft gegründet. Darüber sowie über einen neuen Vorstand, müssen dann die Vereinsmitglieder entscheiden.

Aufrufe: 023.8.2017, 09:00 Uhr
Frank SteinseiferAutor