2024-05-02T16:12:49.858Z

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Das „ewige Duell“ bei Stadtmeisterschaften und aktuell in der Landesliga: Der VfL Vichttal und der SV Breinig wollen die Stolberger Derbys in der nächsten Saison in der Mittelrheinliga fortsetzen. Beide Teams haben am Sonntag die Chance zum Aufstieg. Collage: T. Heinen / Fotos: J. Lange
Das „ewige Duell“ bei Stadtmeisterschaften und aktuell in der Landesliga: Der VfL Vichttal und der SV Breinig wollen die Stolberger Derbys in der nächsten Saison in der Mittelrheinliga fortsetzen. Beide Teams haben am Sonntag die Chance zum Aufstieg. Collage: T. Heinen / Fotos: J. Lange
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Fußball-Stolberg vor dem großen Coup

Für Vichttal ist der Aufstieg in die Mittelrheinliga (fast) sicher. Auch Breinig hat die besten Chancen auf den Aufstieg

Spulen wir die Zeit ein paar Tage vor. Es ist Sonntag, 11. Juni, 17:15 Uhr, vielleicht – Nachspielzeit inklusive – ein paar Minuten später. Es wird gefeiert. In Walheim in blau-weiß, den Vereinsfarben des VfL Vichttal. Und gut eine halbe Autostunde entfernt, in Straß in der Rureifel, in schwarz-weiß, den Farben des SV Breinig. Es ist ein Szenario, das noch Spekulation ist. Mit guten Voraussetzungen, Realität zu werden.

Es würde die Spielzeit krönen

Die Fußballklubs der Stolberger Ortsnachbarn belegen in der Landesliga als Tabellenführer und -zweiter vor dem letzten Spieltag die beiden Aufstiegsplätze. Ändert sich an dem Bild am 30. Spieltag – nach den Auswärtspartien in Walheim und Straß – nichts, treten beide bald in der Mittelrheinliga an. In der „Champions League der Amateure“, wie die fünfthöchste Spielklasse gerne genannt wird, wenn es darum geht, ihre sportliche Wertigkeit für Nicht-Profi-Klubs auszudrücken. „Es wäre besonders, als einzige Vereine in der Region in dieser Liga zu spielen. Besonders für uns und für Stolberg“, sagt Frank Laumen, Vorsitzender des SV Breinig.

Es wäre in der Tat ein Fußball-Coup, den die Teams, deren Heimstätten sechs Kilometer und knapp zehn Autominuten trennen, der Kupferstadt bescheren würden. Es würde Stolberg über seine Stadtgrenzen hinaus in der kommenden Saison zum Zentrum für hochklassigen Amateurfußball machen. Und es würde eine Spielzeit krönen, in der der FSV Columbia Donnerberg mit dem Aufstieg in die Bezirksliga schon eine weitere Erfolgsgeschichte geschrieben hat.

Drei Punkte Vorsprung

Aktuell steht diese Krönung jedoch noch im Konjunktiv. Deshalb will Michael Frey auch noch keine Gratulationen entgegennehmen. „Nein“, sagt der Vorsitzende des VfL Vichttal, „es kann im Fußball so viel passieren. Beglückwünschen lassen wir uns erst, wenn auch ganz theoretisch nichts mehr schiefgehen kann.“

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Aufstieg noch scheitert, ist beim Tabellenführer jedoch äußerst gering. Drei Punkte Vorsprung hat der Klub vom Dörenberg auf Platz drei, zudem ein um zwölf Treffer besseres Torverhältnis. Das 7:0 gegen Kohlscheid im vergangenen Heimspiel war „ein großer Schritt, wir sind sehr erleichtert“, betont Frey. Die Mittelrheinliga wäre für Vichttal ein Novum. „Wenn es klappt, ist das der größte Erfolg der Vereinsgeschichte und eine wahnsinnige Bestätigung für alle Ehrenamtler, die hier sehr viel investieren“, sagt der VfL-Vorsitzende.

In Breinig kennt man die Mittelrheinliga aus der jüngsten Vergangenheit noch allzu gut. „Es ist eine ganz andere Klasse. Jeder kleinste Fehler wird bestraft, das Tempo ist viel höher. Das mussten wir schmerzlich erfahren“, berichtet Frank Laumen. Am Ende der Saison 2015/16 stand – trotz starker Aufholjagd – für den SV der direkte Wiederabstieg.

Dass er dennoch ein Jahr später auf eine Neuauflage des Abenteuers hofft, ist Laumen aber anzumerken: „Die Liga ist etwas Anderes, etwas Besonderes. Es würde mich für die Mannschaft und den Trainer sehr freuen und auch für den gesamten Klub.“ Noch ist der Vorsitzende beim Blick Richtung Sonntag jedoch zurückhaltend. „Verhalten optimistisch“, sei die Stimmung. Die Situation des Spielvereins ist tabellarisch nicht ganz so komfortabel wie die der Vichttaler. Der Vorsprung auf Platz 3 beträgt zwei Zähler. Düren-Niederau und Brühl warten auf einen Patzer im Saisonfinale, um die Breiniger noch zu verdrängen. Es werde ein schweres Duell in Straß, sagt Laumen – und: „Die Ergebnisse der letzten Spiele waren eine Achterbahnfahrt.“

Die Stolberger Dominanz

Drei Partien hat der SV seit der Winterpause verloren, in der Rückrundentabelle reicht es nur zu Platz fünf. Dennoch fielen die Breiniger – Erster nach der Hinserie – nie aus den Aufstiegsrängen. Seit Saisonbeginn stehen sie auf einem der vorderen beiden Plätze, den anderen nahm stets der VfL Vichttal ein. Ein 29 Spieltage andauerndes Bild Stolberger Dominanz.

Was würde nun der Aufstieg für die Stolberger Klubs bedeuten? In erster Linie Vorfreude, betont Frey, auf eine „sportlich ganz große Herausforderung“. Verstecken wolle man sich nicht. Nicht zuletzt die aktuelle Saison hat selbstbewusst gemacht. Der SV Eilendorf soll als Vorbild dienen, der vor drei Jahren als Aufsteiger auf Platz acht der Mittelrheinliga stürmte. „Sie haben gezeigt, was gelingen kann, wenn es ein ganzer Verein mitlebt“, sagt Frey – und weiter: „Wir wollen das auf uns zukommen lassen. Es wäre einfach toll, sich in der Liga messen zu dürfen.“ Mittelfristig möchte man dann gerne das schaffen, was Eilendorf, das in Jahr zwei zurück in die Landesliga musste, nicht gelang: sich in der Mittelrheinliga etablieren. Das klappte auch für Breinig beim letzten Anlauf nicht. Und Laumen ahnt, dass es wieder schwer werden würde: „Ich glaube, wenn wir aufsteigen, geht es in der neuen Saison vom ersten Spieltag an gegen den Abstieg“, sagt der SV-Vorsitzende.

„Wir bleiben uns treu“

Das liegt auch daran, dass man sich wirtschaftlich im Aufstiegsfall nicht zu weit aus dem Fenster lehnen will. Weder in Breinig, noch bei Vichttal. „Wir werden nicht von unserer Richtlinie abgehen, wir werden uns treu bleiben“, betont Laumen. Man werde „nichts Verrücktes machen“, sagt auch Frey. Die Kaderplanungen, berichten beide, seien schon weit fortgeschritten – und das unabhängig von der Klassenzugehörigkeit in der kommenden Saison. „Es wird keine höheren Kosten für Spieler geben“, so Laumen. Dass die deutlich geringere Zahl von Derbys und die weiteren Auswärtsreisen in der Mittelrheinliga zu weniger Zuschauern – sprich Einbußen auf der Einnahmenseite – führen könnten, befürchtet der SV-Vorsitzende ebenfalls nicht. „Das lässt sich auch ein bisschen durch die Terminierung der Spiele beeinflussen“, betont er.

Aufrufe: 07.6.2017, 22:00 Uhr
Johannes Mohren | AZ/ANAutor