2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines
– Foto: Günter von Ameln

Glück­li­ches En­de am Wei­den­weg

Das Funk­ti­ons­ge­bäu­de der Sport­ver­ei­ni­gung Hil­den 05/06 am Wei­den­weg. Mit­te 2021 sol­len die Bag­ger an­rol­len.

Vor zwei Jah­ren hat­te ein Ar­chi­tekt die Er­neue­rung des Funk­ti­ons­ge­bäu­des Wei­den­weg auf rund 1,3 Mil­lio­nen Eu­ro ge­schätzt, jetzt soll das Vor­ha­ben 1,975 Mil­lio­nen Eu­ro kos­ten. Da­zu feh­len in der Stadt­kas­se vie­le Mil­lio­nen. Doch die Sport­ver­ei­ni­gung Hil­den 05/06 hat­te Glück. Das Land hat 1,5 Mil­lio­nen Eu­ro För­der­mit­tel zu­ge­sagt.

„Vie­le im Ver­ein ha­ben ge­sagt, das glau­be ich erst, wenn der Bag­ger auf dem Platz steht“, sagt Hol­ger Rein­ders, Ers­ter Vor­sit­zen­der der SpVg. Hil­den 05/06: „Aber jetzt sind al­le sehr froh.“ Der Rats­be­schluss, neue Um­klei­den für knapp zwei Mil­lio­nen Eu­ro am Wei­den­weg zu bau­en, ist ein Wun­der für die gut 400 Ki­cker. Schon vor Jah­ren hat­te ih­nen die Po­li­tik ein neu­es Funk­ti­ons­ge­bäu­de ver­spro­chen. Dann kam ei­ne Haus­halts­sper­re und ei­ne jah­re­lan­ge Hän­ge­par­tie für den Ver­ein.

Der Neu­bau wird vier statt zwei Ka­bi­nen ha­ben. „Wir bau­en ge­ra­de ei­ne Da­men­mann­schaft auf“, be­rich­tet Rein­ders: „Da ist das be­son­ders wich­tig.“ Auch die Schieds­rich­ter wer­den künf­tig zwei Ka­bi­nen zur Ver­fü­gung ha­ben. Das ist wich­tig, wenn ge­misch­te Teams an­tre­ten. Der Bau­an­trag ist be­reits ein­ge­reicht.

Vor Mit­te 2021 wer­den die Bag­ger al­ler­dings nicht an­rol­len, sagt Pe­ter Pa­litza, Lei­ter des städ­ti­schen Ge­bäu­de­ma­nage­ments. Aus­schrei­bung, Ver­ga­be, Zu­stim­mung des Krei­ses: Das al­les braucht sei­ne Zeit. Wenn al­les klappt, könn­te das neue Funk­ti­ons­ge­bäu­de im Herbst 2022 be­zugs­fä­hig sein.

Es kos­tet 675.000 Eu­ro mehr als ur­sprüng­lich ge­plant. Das löst in der Re­gel po­li­ti­sche De­bat­ten aus – und häu­fig ei­ne Ver­schie­bung des Vor­ha­bens. Denn t rotz der 8,9-Mil­lio­nen-Eu­ro-Hil­fe von Bund und Land feh­len Stadt­käm­me­rin An­ja Fran­ke rund 8,6 Mil­lio­nen Eu­ro ge­plan­te Steu­er-Ein­nah­men. Hin­zu kom­men co­ro­nabe­ding­te Mehr­auf­wen­dun­gen von rund zwei Mil­lio­nen Eu­ro. Fi­nan­ziert wird das über die Auf­nah­me von neu­en Schul­den/Kre­di­ten.

In die­sem Fall je­doch stimm­ten al­le Rats­frak­tio­nen der Kos­ten­er­hö­hung beim neu­en Funk­ti­ons­ge­bäu­de für den Sport­platz Wei­den­weg ein­stim­mig zu. Das fiel dem Stadt­par­la­ment leicht, be­kommt die Stadt doch 1,5 Mil­lio­nen Eu­ro aus dem Pro­gramm „Mo­der­ne Sport­stät­ten 2022“ von der schwarz-gel­ben Lan­des­re­gie­rung ge­schenkt.

War­um sind die Kos­ten ex­plo­diert? Al­lein die Bau­prei­se ha­ben sich in den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren (2021 soll vor­aus­sicht­lich ge­baut wer­den) um rund 150.000 Eu­ro er­höht. In den Was­ser­lei­tun­gen von Um­klei­den bil­den sich ger­ne Le­gio­nel­len. Um das zu ver­hin­dern, müs­sen die Trink­was­ser­lei­tun­gen mit au­to­ma­ti­schen Spü­lun­gen ver­se­hen wer­den. Die Wär­me soll jetzt nicht mehr mit fos­si­len Brenn­stof­fen, son­dern von ei­ner Wär­me­pum­pe er­zeugt wer­den.

Die Funk­ti­ons­räu­me sol­len ei­ne Lüf­tungs­an­la­ge mit Wär­me­rück­ge­win­nung be­kom­men. Zu­dem ist ei­ne nut­zungs­ab­hän­gi­ge Be­leuch­tung mit LED vor­ge­se­hen. Das al­les senkt die En­er­gie- und Be­triebs­kos­ten, er­for­dert je­doch In­ves­ti­tio­nen von rund 310.000 Eu­ro.

Für die Ent­wäs­se­rung des Grund­stücks müs­sen die Re­gen- und die Schmutz­was­ser­ka­nä­le er­neu­ert wer­den. Das ha­be sich erst bei der de­tail­lier­ten Pla­nung ge­zeigt und kos­te rund 100.000 Eu­ro mehr.

Das Dach des Neu­baus wird be­grünt. Das ist gut für das Mi­kro­kli­ma, ver­zö­gert den Ab­lauf des Re­gen­was­sers und sorgt für zu­sätz­li­che Ver­duns­tung. Da­durch ent­ste­hen al­ler­dings Mehr­kos­ten von rund 50.000 Eu­ro.

Von ei­ner Pho­to­vol­ta­ik-An­la­ge auf dem Dach (Mehr­kos­ten rund 100.000 Eu­ro) rät die Ver­wal­tung ab. Das sei nicht wirt­schaft­lich. Dies ha­be die En­er­gie­agen­tur NRW in ei­nem Be­ra­tungs­ge­spräch be­stä­tigt.

Das rief im Stadt­rat den ent­schie­de­nen Wi­der­spruch von Klaus-Die­ter Bar­tel, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der Grü­nen, her­vor. Er ha­be sich auch bei Fach­leu­ten er­kun­digt und dort ganz an­de­re In­for­ma­tio­nen er­hal­ten. Wie das denn sein kön­ne, woll­te er von der Ver­wal­tung wis­sen. Man ha­be ein be­kann­tes In­ge­nieur­bü­ro um Rat ge­fragt, sag­te Ers­ter Bei­ge­ord­ne­ter Nor­bert Dan­scheidt. Er räumt ein, dass das Bü­ro nicht auf die Er­zeu­gung und Ver­wer­tung von Son­nen­strom spe­zia­li­siert sei. Bar­tel leg­te dar, dass der wirt­schaft­li­che Be­trieb ei­ner Pho­to­vol­ta­ik-An­la­ge ei­ne Wis­sen­schaft für sich ist: Weil es gro­ße Un­ter­schie­de bei Be­triebs­mo­del­len gibt und es auch ganz ent­schei­dend sei, was mit dem er­zeug­ten Strom pas­siert: Wird er selbst ver­braucht oder ins öf­fent­li­che Netz ein­ge­speist? Er for­der­te ei­ne neue Wirt­schaft­lich­keits­be­rech­nung für ei­ne Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge auf dem Dach – von ei­nem da­für spe­zia­li­sier­ten Fach­bü­ro. Und dies künf­tig für al­le städ­ti­schen Neu­bau­pro­jekt. Das wur­de der Ver­wal­tung auch von den an­de­ren Frak­tio­nen im Rat als Auf­trag mit auf den Weg ge­ge­ben. Das Pro­jekt am Wei­den­weg sol­le des­halb aber nicht auf­ge­hal­ten wer­den.

Sp.-Vg. 05/06 pflegt Sport­platz Wei­den­weg

Rund 12.000 Sport­ler, da­von et­wa 4400 Kin­der und Ju­gend­li­che, sind in knapp 50 Sport­ver­ei­nen or­ga­ni­siert. Die Stadt stellt ih­nen die Sport­an­la­gen kos­ten­frei zur Ver­fü­gung. Da­für über­neh­men die Ver­ei­ne die Pfle­ge und er­hal­ten ei­nen Zu­schuss.

Das Mo­dell bie­tet seit 1983 Vor­tei­le für bei­de Sei­ten. Die Zu­schüs­se, die die Stadt den Ver­ei­nen zahlt, sind güns­ti­ger, als wenn die Kom­mu­ne die Pfle­ge selbst über­neh­men wür­de. Vor­teil für die Ver­ei­ne: Sie müs­sen kei­ne Nut­zungs­ge­büh­ren zah­len.

Aufrufe: 018.1.2021, 16:00 Uhr
RP / Christoph SchmidtAutor