2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
SSV-Trainer Philip Stegert ist froh über zwei starke Torhüter. Fotos: Bröhl
SSV-Trainer Philip Stegert ist froh über zwei starke Torhüter. Fotos: Bröhl

Torhüter mit Torinstinkt

Mittelrheinliga: Der Siegburger Ersatzkeeper Jens Born macht auch im Feld eine gute Figur

Siegburg. Diese Woche wird Jens Born (22) so schnell nicht vergessen. Nachdem der Keeper des Siegburger SV 04 im Duell mit dem 1. FC Düren unverhofft zu seinem Mittelrheinliga-Debüt gekommen war, stand er sieben Tage später erneut im Mittelpunkt — diesmal allerdings beim Spiel der Siegburger Reserve. In der A-Liga-Partie bei der SpVgg Hurst-Rosbach (1:4) begann Born wie gewohnt zwischen den Pfosten, wurde nach der Pause allerdings in den Sturm beordert und erzielte prompt den Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2.

„Wir lagen zur Pause mit 0:2 hinten und hatten bereits drei Großchancen vergeben”, sagte der Torschütze hinterher, „da habe ich unserem Trainer in der Halbzeit vorgeschlagen, mich ganz vorne reinzustellen. Schließlich habe ich schon des Öfteren im Sturm gespielt.” Borns Wunsch sollte in der 65. Minute erhört werden: Coach Sebastiano Ferro wechselte den etatmäßigen Reserve-Keeper Joel Dassen ein und Born durfte seine Handschuhe abstreifen.

Die Zuschauer dürften nicht schlecht gestaunt haben, denn der „Aushilfsstürmer” des SSV war fortan der auffälligste Mann auf dem Platz — nicht nur aufgrund seines Tores ganze sieben Minuten nach der Beorderung ins Sturmzentrum. Für den Siegburger Mittelrheinliga-Trainer Philip Stegert war Borns starker Auftritt im Feld „keine große Überraschung. Er ist ein ganz feiner Fußballer. Ich kenne wenige Torhüter, die mit beiden Füßen so stark sind.” Seine Qualitäten als Feldspieler stellte Born schon bei seinem Vorgängerverein SF Troisdorf 05 unter Beweis: Dort erzielte er in der Saison 2015/16 elf Tore für die Kreisliga-C-Mannschaft und zwei weitere für das Bezirksliga-Team. Bis zur F-Jugend hatte er beim SV Lohmar ausschließlich im Feld gespielt — wie einst im Übrigen auch Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen. „Auf Torejagd zu gehen, macht schon Spaß”, sagt Born, „ich konzentriere mich aber ganz auf mein Torhüterspiel. Ich bin im vergangenen Sommer nach Siegburg gewechselt, um mich in der Mittelrheinliga durchzusetzen.”

Doch genau das gestaltet sich bislang schwierig. Denn auch unter dem neuen Trainer Stegert ist Michael Vogel die Nummer eins. „Er verfügt einfach über die größere Erfahrung”, sagt der SSV-Coach über den 23-Jährigen, der bereits 13 Regionalliga-Einsätze für Viktoria Köln verbuchte. „Er strahlt sehr viel Ruhe aus und ist extrem abgeklärt.” So profitierte Born bei seinem Ligadebüt von einer Verletzung seines Teamkollegen. Im Duell mit Düren (1:1) zog sich Vogel nach einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler eine Einblutung im Hüftgelenk zu. Während sein Arbeitstag bereits nach neun Minuten beendet war, ging der von Born fast nahtlos weiter. Der Ersatzkeeper hatte zuvor bereits 90 Minuten lang im Tor der Reserve gestanden.

„Als feststand, dass ich eingewechselt werde, lief mir schon ein Schauer über den Rücken”, so Born. „Unser Torwarttrainer Gerd Schmidt und Philip haben mir aber Mut zugesprochen. Nach den ersten beiden Pässen war die Nervosität dann auch verflogen — danach war ich im Tunnel.” Mit stoischer Ruhe sollte der Keeper ein ums andere Mal einen Gegentreffer verhindern. „Er hat gezeigt, dass er im Eins-gegen-Eins-Duell nur ganz schwer zu überwinden ist”, sagt Stegert. Und auch Born selbst sagt: „Ich denke, dass ich meine Chance genutzt habe.” Trotzdem wird er im Spiel gegen den VfL Vichttal (So., 15.30 Uhr) wieder auf der Bank Platz nehmen müssen.

Denn Vogel hat sich mittlerweile von seiner Verletzung erholt. Drei Tage lang war er auf Krücken angewiesen gewesen, doch bereits am Dienstag kehrte er ins Mannschaftstraining zurück. Mit der Reservistenrolle geht Born professionell um: „Ich kann mich nur in jedem Training empfehlen — alles andere entscheidet der Trainer.” Stegert lobt die Einstellung seines Schützlings: „Jens ist ein Teamplayer. Es ist nicht einfach für einen jungen Torwart, so viel Geduld aufzubringen und auf seine Chance zu warten.” Stegert wird Born im Übrigen nicht als Feldspieler einsetzen. Das Toreschießen will er weiterhin Julian Fälber und Co. überlassen.

Aufrufe: 022.3.2019, 06:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Tim MiebachAutor