2024-05-17T14:19:24.476Z

Ligavorschau
Unverzichtbare Stütze: Fabian Welt vom Siegburger SV 04 Fotos: Bröhl
Unverzichtbare Stütze: Fabian Welt vom Siegburger SV 04 Fotos: Bröhl

Ein Fall für echte Kerle

SSV-Trainer Philip Stegert setzt im Abstiegskampf auf Mentalitätsspieler

Siegburg. Im Abstiegskampf der Mittelrheinliga ist Philip Stegert auf der Suche nach Mentalitätsspielern. „Was wir jetzt brauchen, sind echte Kerle”, sagt der Trainer des Siegburger SV 04. Es sind die alten Tugenden, die der 29-Jährige im Saisonendspurt beschwört: Leidenschaft, Einsatzfreude und Hingabe. „Ich werde in den letzten sieben Spielen auf die Jungs bauen, die im Training am meisten Herzblut zeigen”, betont der SSV-Coach.

Taktische und technische Inhalte rücken fortan in den Hintergrund: „Ich will die Jungs nicht mit Details überfrachten. Sie müssen jetzt Gas geben, ganz einfach.” Spieler mit Kämpfernatur sind vorerst mehr gefragt als jene mit kreativem Geist. „Zuletzt habe ich viele Defensivspezialisten auf der Bank gelassen, weil wir ein Überangebot an solchen Spielern haben”, sagt Stegert, „es kann nun gut sein, dass einige von ihnen eine offensivere Rolle zugeteilt bekommen.”

In puncto Einsatz geht der Trainer mit gutem Beispiel voran. An der Seitenlinie steht er immer unter Strom, gestikuliert und treibt seine Spieler unentwegt an. Auch im Training zählt Stegert zu den Fleißigsten. Obwohl die Einheiten erst um 19 Uhr starten, platziert er schon um 17.45 Uhr die ersten Hütchen auf dem Platz.

Die Trainingsvorbereitung beginnt stets am Abend zuvor. „Da teile ich die Mannschaften schon gedanklich ein”, so Stegert. Absagen akzeptiert er deshalb auch nur einen Tag im Voraus. Hinzu kommen ausführliche Videoanalysen zur eigenen Mannschaft und zum Gegner. „Ich will mir am Ende nichts vorzuwerfen haben”, so Stegert, „der Abstieg wäre ein harter Schlag.”

Die Situation hat sich nach der 0:2-Niederlage gegen Hürth zugespitzt, schließlich ist der SSV auf den letzten Platz abgestürzt. „Wir haben jetzt noch sieben Endspiele vor der Brust”, so Stegert, „mindestens drei davon müssen wir gewinnen.” Ein Sieg am Sonntag (15 Uhr) beim direkten Konkurrenten Arnoldsweiler sei Pflicht. Für die 04er wäre es der erste Erfolg seit dem 14. Oktober (1:0 in Hürth).

Auch im anstehenden Kellerduell setzt der Coach auf seine Achse um Keeper Michael Vogel, Verteidiger Sebastian Ramspott und Kapitän Fabian Welt. Gerade Vogel, der seinen Verbleib — unabhängig von der Ligazugehörigkeit — zugesagt hat, sei ein „extrem wichtiger Faktor. Er ist ein Torhüter mit Regionalliga-Format. Dass er bleibt, ist ein starkes Zeichen.”

Nicht zuletzt der 25-Jährige hat dazu beigetragen, dass die 04er unter Stegert in sieben Partien erst sechs Gegentore kassiert haben. Damit stellt der SSV die drittbeste Abwehr der Rückrunde. „Dass wir trotzdem auf dem letzten Platz stehen, ist fast schon tragisch”, so Stegert. Der Grund für die Misere ist schnell gefunden: Mit drei geschossenen Toren in 2019 ist Siegburg das harmloseste Team der Liga.

Dabei hat Stegert schon allerhand versucht: Er setzte den amtierenden Torschützenkönig Julian Fälber auf die Bank, beorderte seinen etatmäßigen „Sechser” Glody Ngyombo in den Angriff oder bot Felix Heinz und Juyong Jo als Doppelspitze auf. Doch der Knoten wollte nicht so recht platzen. Nun kehrt Angreifer Christian Brückers nach überstandener Fußblessur zurück. Der 24-Jährige ist zwar auch kein klassischer Torjäger, hat aber dennoch gute Einsatzchancen. Denn er besitzt zweifellos das, was Stegert derzeit am dringendsten braucht: Mentalität.

Aufrufe: 03.5.2019, 07:00 Uhr
Rhein-Sieg-Anzeiger / Tim MiebachAutor