2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview der Woche
Fühlt sich bei der SG Selters pudelwohl: Spielertrainer Moritz Steul.
Fühlt sich bei der SG Selters pudelwohl: Spielertrainer Moritz Steul. – Foto: Ig0rZh-stock.adobe/Petters

"Ich bin eigentlich lieber Jäger als Gejagter"

Nachspielzeit mit Moritz Steul +++ Der Spielertrainer der SG Selters spricht über den aktuellen Erfolg seines Teams, sein wichtiges Tor gegen TuS Frickhofen und seine Aufgaben und Visionen als Spielertrainer

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Moritz Steul. Der 26-jährige ehemalige Hessenligaspieler führte sein Team am vergangenen Spieltag beim Gipfeltreffen mit dem TuS Frickhofen durch seinen späten Siegtreffer zurück auf Platz eins. Im FuPa-Interview der Woche erklärt Steul, wie er das Tor erlebt hat, nennt Gründe für den aktuellen Erfolg seines Teams und verrät seine Pläne für die Zukunft.

FuPa: Am vergangenen Spieltag gelang dir im Spitzenspiel gegen Frickhofen kurz vor Schluss der entscheidende 1:0-Siegtreffer. Wie hast du das Tor erlebt?

Moritz Steul: Es war natürlich toll, im Topspiel dieses wichtige Tor zu erzielen. Allerdings muss ich natürlich dazu sagen, dass ich gar nicht erst in die Gunst gekommen wäre, das Tor zu machen, wenn die Mannschaft nicht so gespielt hätte. Der Treffer war auch sehr gut vorbereitet, ich musste im Prinzip nur noch den Fuß hinhalten. Ich hätte mich aber natürlich auch gefreut, wenn das Tor jemand anderes gemacht hätte, denn der Sieg war sehr wichtig.


Worin siehtst du die Gründe für euren aktuellen Erfolg?

Der Erfolg hat meiner Meinung nach viele Gründe. Zum einen stimmt die Gesamtheit des Kaders. Auch im Verein läuft es derzeit gut. Dann haben wir hier mit einem Kunstrasenplatz sehr gute Voraussetzungen, um gut zu arbeiten. Die Einstellung innerhalb der Mannschaft ist auch top. Das sind schon alles echte Typen und ich stehe zu 100 Prozent hinter jedem einzelnen Spieler. Da geht dann jeder auch mal einen Meter mehr. Das Wichtigste ist aber, dass das, was ich den Spielern vorgebe, auch umgesetzt wird. Mir ist die persönliche Entwicklung der Jungs sehr wichtig. Dazu gehört auch, dass sie immer zu mir kommen können, wenn etwas ist. Ich habe ihnen gesagt: Wenn es Probleme gibt, egal in welchem Bereich, sind wir als Trainerteam immer für unsere Jungs da.


Habt ihr vor der Saison mit dem Erfolg gerechnet? Was war euer offizielles Ziel?

Unser Ziel war und ist es, unter die ersten Fünf zu kommen. Wir wollen aber keinen Druck auf die Spieler ausüben. Ich muss sagen, dass ich selbst auch lieber Jäger als Gejagter bin (lacht). So war es ja auch letzte Saison, als wir immer in Schlagweite geblieben waren. Aber wenn wir wie jetzt oben stehen, will ich mich natürlich nicht beschweren (lacht). Wir schauen jetzt mal, wo die Reise hingeht; der Aufstieg ist aber aktuell kein Thema bei uns. Für mich persönlich ist aber auch der Erfolg der zweiten Mannschaft sehr wichtig. Da würde ich mir wünschen, dass die Jungs die Klasse halten.


Wie bist du zu deinem Posten als Spielertrainer bei der SG gekommen?

Das fing damals in der Gruppenliga bei Rot-Weiß Hadamar II an. Ich habe früh meinen B-Schein gemacht und dann Ende 2018 auch eine Zeit lang eine C-Jugend trainiert. Der Kontakt zur SG kam dann durch meinen jetzigen Trainerkollegen Patrick Jahn zustande. Ich hatte zwar auch andere Angebote, aber bei Selters hatte ich einfach direkt ein gutes Gefühl. Wenn Patrick nicht wäre, dann würde ich das Ganze hier so vielleicht auch gar nicht machen. Wir ergänzen uns sehr gut und teilen uns auch die Aufgaben gerecht auf. Für mich war klar: Wenn ich den Schritt als Spielertrainer gehen will, dann hier in Selters. Bis jetzt habe ich meine Entscheidung keine Sekunde lang bereut.


Wie würdest du die Besonderheiten beschreiben, die ein Posten als Spielertrainer mit sich bringt, gerade auch im Hinblick auf etwaige Schwächephasen der Mannschaft?

Ich nehme mich immer selbst in die Pflicht, denn ich muss als Spielertrainer natürlich auch das vorleben, was ich von den Jungs verlange. Man sagt ja immer so schön: Der Fisch stinkt vom Kopfe her (lacht). Das heißt natürlich auch, dass ich selber immer gute Leistungen zeigen muss. Als Spielertrainer kann ich aktiv Einfluss auf das Geschehen nehmen. Das ist ein Vorteil, aber selbstverständlich auch eine große Belastung. Man muss auch der Typ für einen Posten als Spielertrainer sein, das kann nicht jeder. Durch meine Erfahrung gestaltet sich das für mich dann ein bisschen einfacher.


Du hast gerade deine Erfahrung angesprochen. Während deiner Laufbahn warst du bereits in der Jugend für den SV Wehen Wiesbaden im Einsatz und hast auch schon einige Spielzeiten in der Hessen-und Verbandsliga absolviert. Worin siehst du die größten Unterschiede zur Kreisoberliga und nimmst du dich auch als Vorbild für die jungen Spieler im Verein wahr?

Die Unterschiede sind schon groß. In der Vorbereitung spielen wir regelmäßig gegen höherklassige Gegner, um den Jungs zu zeigen, was man mit einer guten Entwicklung alles leisten kann. In den höheren Ligen herrscht generell eine höhere Grunddynamik sowie eine größere körperliche Robustheit und ein wesentlich schnelleres Tempo. Was die Taktik anbelangt, sehe ich uns schon auf einem sehr hohen Niveau, denn ich bin als Trainer auf jeden Fall daran interessiert, dass man eine gewisse Struktur in unserem Spiel erkennt. Zum Thema Vorbildfunktion muss ich sagen: Wir haben hier in Selters eine sehr gute Jugendarbeit. Die Jugendspieler durchlaufen hier einen positiven Entwicklungsprozess, auf den man dann als Trainer natürlich aufbauen kann. Die Kommunikation mit dem A-Jugend Trainer ist auch sehr gut, denn es ist mir wichtig, dass der Nachwuchs in die erste Mannschaft mit eingebunden wird.


Wie lautet deine Prognose für den weiteren Saisonverlauf und kurzfristig für die kommende Auswärtspartie gegen Aufsteiger Waldernbach?

Für den weiteren Verlauf ist mir auf jeden Fall wichtig, dass die Prestigeduelle gewonnen werden, der Rest sind dann eben Hausaufgaben. Da kommt es dann drauf an, wie gut ich meine Aufgaben mache (lacht). Patrick und ich machen uns da schon immer unsere Gedanken vor jedem Spiel. Gegen Waldernbach sind drei Punkte auf jeden Fall unser Ziel. Deren Trainer ist zwar auch kein Unbekannter und weiß sicherlich auch, wie er uns knacken kann. Allerdings schauen wir immer erstmal auf uns und wollen unsere Stärken in die Waagschale werfen. Vor allem müssen wir unsere Chancen verwerten. Da müssen wir wir sicherlich noch abgezockter werden.


Wie lautet deine persönliche Zielsetzung für die Zukunft?

Jeder hat Ziele, dafür arbeitet man ja schließlich. Für mich war es wichtig, einen guten Einstieg in den Trainerjob zu finden. Deshalb bin ich Selters dankbar, hier die Chance bekommen zu haben. Vielleicht lande ich in zwei bis drei Jahren wieder in der Verbands-oder Hessenliga, warum nicht. Ich strebe aber schon nach mehr, soviel ist klar.

Aufrufe: 07.11.2019, 15:30 Uhr
Jan Lucas FrengerAutor