2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Sascha Winsi trainierte RWO Alzey zwei Jahre lang. Nun trennen sich die Wege einvernehmlich. F: Boor
Sascha Winsi trainierte RWO Alzey zwei Jahre lang. Nun trennen sich die Wege einvernehmlich. F: Boor

,,Weniger Druck wäre besser"

RWO Alzeys Trainer Sascha Winsi hört am Wartberg mit dem Gefühl auf, viel Positives mitzunehmen

ALZEY. In Oppau betreute Sascha Winsi den Fußball-Landesligisten RWO Alzey zum letzten Mal als Trainer. Der Alzeyer und der Wartbergklub trennten sich nach zweijähriger Zusammenarbeit im beiderseitigen Einvernehmen. Wir sprachen mit dem scheidenden Trainer, der RWO in seiner ersten Saison auf Platz drei, in der zweiten auf Platz sechs führte.

Herr Winsi, nach zwei Jahren beenden Sie Ihre Trainertätigkeit bei RWO Alzey. Was nehmen Sie mit?

Grundsätzlich viel Positives. Es war meine erste Trainerstation im Aktivenbereich. Ich habe mich als Trainer und als Menschen weiterentwickelt. Es waren zwei Jahre, die kaum unterschiedlicher hätten sein können. Im ersten Jahr ging es mit der Mannschaft um den Aufstieg zur Verbandsliga, im zweiten Jahr überraschend gegen den Abstieg aus der Landesliga.

In der zurückliegenden Vorrunde sah es gar nicht gut aus ...

... ja, aber an den 31 Punkten, die wir in der Rückrunde holten, sieht man, die Mannschaft hat sich weiterentwickelt. Ich bin zufrieden mit dem, was in den zwei Jahren erreicht wurde.

Obwohl der Verbandsliga-Aufstieg vor einem Jahr verfehlt wurde?

Grundsätzlich muss man sehen, dass die Mannschaft in der Lage ist, eine gute Rolle in der Landesliga zu spielen. Darüber hinaus muss man im Blick haben, welche Mittel und Möglichkeiten hat die Konkurrenz und welche Mittel und Möglichkeiten hat RWO Alzey. Vielleicht wäre es nach einem solchen Abwägungsprozess besser, man würde sich nicht so unter Druck setzen.

Nach dem dritten Platz in der vergangenen Runde gab es nicht wenige, die RWO Alzey in dieser Runde als Aufstiegsfavoriten handelten. Warum lagen sie schief?

Man muss sehen, wir hatten in der laufenden Runde nicht mehr so große spielerische Qualität wie in der Saison davor. Mir war von vornherein klar, dass wir mit dieser jungen Mannschaft keine so herausragende Rolle spielen würden. Wir wollten junge Leute wie Marcel Schumann oder Florian Diehl integrieren. Im Umfeld wurde oft unterstellt, sie könnten nahtlos in die Lücken stoßen, die erfahrene Spieler hinterlassen hatten. Wer aber kein Wunder erwartete, wusste, dass das so einfach nicht funktioniert. Solche Prozesse brauchen Zeit. Und in der Rückrunde hat man gesehen, dass sie viel dazu gelernt haben und erfolgreich Fußball spielen können. Das war mein Ziel und das habe ich verwirklicht.

Hinzu kam auch ausgesprochenes Verletzungspech ...

... in der Vorrunde fielen zeitweise drei von vier Innenverteidigern aus. Immer wieder mussten wir die Abwehr umstellen. Dass dann die Konstanz und letzte Sicherheit fehlt, ist klar.

Sie heben immer wieder die individuelle Entwicklung von Spielern hervor. Wer imponierte Ihnen da am meisten?

Marcel Schumann beispielsweise. Er hat, wenn er konzentriert weiterarbeitet und leistungsgerecht weitergefördert wird, das Potenzial, eins, zwei Klassen höher zu spielen. Auch Tom Ehrhardt könnte ohne Weiteres Oberliga spielen.

Und RWO Alzey?

Der Verein strebt nach dem kurzfristigen Erfolg. Ziel ist es nicht, junge Spieler zu entwickeln. Das ist für meine Begriffe der falsche Ansatz.

Trotzdem ziehen Sie eine positive Bilanz aus den zwei Jahren?

Auf jeden Fall. Die Arbeit mit der Mannschaft und den Spielern hat sehr viel Spaß gemacht. Größtenteils haben alle engagiert mitgearbeitet und die Trainingsbeteiligung war hoch. Jeder hat gezeigt, dass er sich weiterentwickeln will.

Was hat Ihnen eher missfallen?

Wir hatten viele Spieler, die Schwierigkeiten hatten, mit Niederlagen umzugehen, wobei ich Niederlagen nicht nur auf Spielresultate beziehe, sondern auch auf Handlungssequenzen im Spiel. Nach misslungenen Aktionen gerieten sie in eine Abwärtsspirale, statt sich aufzulehnen und eine Jetzt-erst-recht-Mentalität zu entwickeln. Das war besonders in dieser Hinrunde zu beobachten. In der Rückrunde haben wir das viel besser hingekriegt.

Und Ihnen fällt der Abschied nun schwer?

Nein, gar nicht - oder besser: Man muss es differenzierter sehen. Viele Spieler, etwa Jens Maaß, kenne ich inzwischen seit zehn und mehr Jahren. Der regelmäßige Umgang mit ihnen, der sich durch die Trainertätigkeit zwangsläufig ergab, wird mir fehlen. Aber nicht mehr Trainer zu sein, ist für mich aufgrund meiner beruflichen und privaten Verpflichtungen eine Entlastung.



Aufrufe: 023.5.2016, 12:00 Uhr
Claus RosenbergAutor