Dabei ergibt sich immer wieder Zeit für den Small-Talk, dessen Inhalt diesmal vielleicht die Fragestellung beinhalten könnte: In welche Fußball-Klasse gehört eine prosperierende Stadt wie Alzey? Ist die Landesliga die geeignete Liga, um die Stadt zu repräsentieren? Oder wäre es nicht im Interesse der Stadt und der Region, in einer höheren, prominenteren Spielklasse präsent zu sein? Falls ja: Wie wäre das, womöglich mit vereinten Kräften, zu bewerkstelligen?
RWO Alzey tut ihr Möglichstes, um ein guter Botschafter der Heimatstadt zu sein. Davon werden sich die Gäste am Sonntag überzeugen. Der neu formierte Kader kann sich sehen lassen. Hans-Karl Schäfer als Sportlicher Leiter und der vom Co zum Trainer aufgestiegene Sascha Winsi haben ein erfolgversprechendes Ensemble zusammengestellt. Trotzdem schreibt sich bei RWO Alzey keiner den Verbandsliga-Aufstieg auf die Fahnen. „In einer Saison gibt es viel zu viele Unwägsamkeiten, um eine Meisterschaft vorherzusagen“, pflegt Schäfer zu sagen, sobald er von allzu phantasiereichen Mitmenschen auf einen möglichen Titelgewinn in gut zehn Monaten angesprochen wird.
Die Vorfreude auf eine spannende Spielzeit darf allerdings nicht über strukturelle Schwierigkeiten hinwegtäuschen. Vorneweg die schwachen Besucherzahlen bei den Heimspielen. Was hat RWO Alzey nicht schon alles probiert, um mehr Fans ins Stadion zu ziehen. Da wurden Spiele vom Soll-Spieltag Sonntag auf Samstag oder Freitag vorgelegt. Da veranstaltete der Förderverein lukrative Tombolas. Oder es wird mit Hilfe von Plakaten in der Stadt auf die Heimspiele aufmerksam gemacht. Der erwünschte Erfolg ist ausgeblieben - obwohl Alzey eins der schönsten Stadien des Südwestens hat und RWO ihre Gäste fürsorglich bewirtet.
Hans-Karl Schäfer stellt die These auf, dass der sportliche Erfolg die Ränge füllt. Vielleicht bringt die neu formierte Mannschaft die Leistung auf den Platz, um diese Aussage in der Praxis zu testen.
Zugkraft dürfte darüber hinaus haben, wie weit die Spieler in der Region verwurzelt sind. Darauf legte RWO Alzey bei der Zusammenstellung des Kaders wert. Jens Maaß verfügt über ebensolche lokale Bindung wie Sabri Abichou oder Björn Grimm. Auch Jan Höngen, der in einem Alzeyer Fitnessstudio arbeitet, hat Stallgeruch. Sie ergänzen den verbliebenen Kader, in dem nicht nur Lukasz Dreger, Alexander Kinsvater oder Kevin Boos engste Beziehungen zu Alzey haben.
Trotz allem wird RWO Alzey lstadtintern (noch) von keiner bedeutenden Welle der Begeisterung getragen. Wie der Funke entzündet werden könnte, der den städtischen Fußball vielleicht nachhaltig bis in die Verbandsliga trägt, ist eine weitere Frage, die am Sonntag an den runden Tischen vor der RWO-Klause diskutiert werden könnte. Vorausgesetzt, die Gäste sind der Ansicht, dass Alzey in einer höheren Liga präsent sein sollte.
Gegen Eintracht Bad Kreuznach