2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Im Interview der Woche spricht Lukasz Dreger nach sieben Jahren RWO Alzey über die Gründe seines Wechsels. F: Claus-Walter Dinger
Im Interview der Woche spricht Lukasz Dreger nach sieben Jahren RWO Alzey über die Gründe seines Wechsels. F: Claus-Walter Dinger

"In Alzey hat mir die Perspektive gefehlt"

Lukasz Dreger beklagt die vielen Mittelfeld-Saisons am Wartberg +++ Wechsel zum TuS Biebelnheim weckt Vorfreude beim spielenden Co-Trainer

Der 32-jährige Innenverteidiger und Leistungsträger Lukasz Dreger verlässt nach sieben Jahren den Fußball-Landesligisten RWO Alzey. Wir haben die Möglichkeit genutzt, um mit ihm im Interview der Woche ausführlich über seine sieben Jahre am Wartberg zu sprechen und mit ihm zu reflektieren, warum TuS Biebelnheim das Rennen um ihn gemacht hat.

Lukasz, Du und dein Team spielten in der Landesliga lange sehr weit oben mit. Nun beendest du deine Zeit in Alzey mit Platz drei und dem verpassten Aufstieg. Ist das ein würdiger Abgang?

Das man sich einen anderen Abschied vorstellt, ist auch klar. Der Reiz ist da gewesen, Verbandsliga zu spielen. Dementsprechend ist man enttäuscht und natürlich hat das dazu beigetragen, dass ich gewechselt bin. Man macht sich Gedanken, ob es das Richtige ist. Wir hatten dieses Jahr eine so starke Mannschaft, aber bei dem einen oder anderen hat der Ehrgeiz gefehlt. Deshalb habe ich nicht das Potenzial gesehen, auch in der kommenden Saison ganz oben mitzuspielen.

Zeit für ein paar Rückblicke. Was bleibt von den sieben Jahren in deinem Kopf besonders hängen?

2010, vor fünf Jahren, haben wir gegen den Abstieg gespielt. Da haben wir am letzten Spieltag gegen Bodenheim einen Punkt gebraucht und haben 1:0 gewonnen. Wenn ich an Alzey denke, dann ist das das Spannendste. Man freut sich trotzdem den Klassenerhalt geschafft zu haben, obwohl man eine schlechte Saison hinter sich hat. Außerdem waren das Pokalspiel gegen Wormatia Worms, als wir 2:1 geführt haben und noch 2:5 verloren haben, das Benefizspiel gegen Mainz 05 vor circa 6000 Zuschauen schöne Erlebnisse oder das Auswahlspiel gegen den 1.FC Kaiserslautern. Nie etwas Besonderes war dagegen der Ligaalltag. Es ist schade, dass selbst in so einer Saison, als wir lange Erfolg hatten, nur wenig Zuschauer gekommen sind und das Interesse eher gering war. 100 Zuschauer im Durchschnitt sind für so eine Stadt wie Alzey ja nichts.

Du bist in Alzey nie auf- oder abgestiegen, fast immer seid Ihr im Mittelfeld gelandet. Ist das nicht langweilig?

Deswegen wollte ich mal einen anderen Weg versuchen. Das war so eingefahren. Ich spiele lieber gegen den Abstieg oder um den Aufstieg, als im Durchschnitt mit. Irgendwo hat mir da die Perspektive gefehlt. Ich glaube im nächsten Jahr kann Alzey nur im oberen Drittel mitspielen, aber nicht ganz oben.

RWO stagniert in der Landesliga – Warum klappt der Sprung in die Verbandsliga nicht?

Da muss ich mich zurückhalten. Ich möchte den Finger jetzt nicht in die Wunde legen. Ich bin da schweren Herzens weggegangen und es ist die Aufgabe von den Verantwortlichen, das zu verbessern. Mit Trainer Sascha Winsi hat sich auf jeden Fall schon etwas verändert, wir haben einen anderen Fußball gespielt. Aber es fehlt immer ein bisschen was, da sollte man sich Gedanken machen. Vielleicht sollte man die Erwartung nicht so hochhängen. Spaß und Lockerheit könnten helfen.

Du hast dich sehr wohlgefühlt in Alzey, wie Du gerne betonst. Wieso hast Du das Gefühl: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt zu gehen?

Wir hatten in Alzey immer eine ähnliche Saison. Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und sie in Biebelnheim gefunden. Es haben mich bestimmt 15 Vereine angerufen und ich habe versucht, einen Klub zu finden, mit dem ich mich identifizieren kann. Der Verein hat sich sehr um mich bemüht, schwebt auf einer gewissen Erfolgswelle und geht mit einer besonderen Euphorie in die Spiele. Die laufen aus dem Vereinsheim mit der Brust raus und sind alle verrückt dort. Ich hatte da einfach ein gutes Gefühl. In Biebelnheim sind alle stolz Bezirksliga zu spielen und es ist schon klasse, so etwas mitzubekommen. Dieses Vereinsleben hat mir in Alzey gefehlt, vielleicht müsste der Verein da mal was machen. Das ist eigentlich auch der Hauptgrund, weshalb ich gewechselt bin.

Lukasz Dreger bei einem anderen Verein. Was ist das für eine Vorstellung?

Das ist noch schwierig. Ich realisiere das noch gar nicht richtig, wohl erst nach den ersten Trainingseinheiten und wenn ich das erste Mal das Trikot an hatte. Lukasz Dreger und RWO Alzey das war immer eins.

Welche Erwartungen hast Du an die BL-Saison?

Wir müssen die Atmosphäre, die Aufstiegseuphorie genießen und gucken was wir erreichen können. Die Mannschaft hat schon Potenzial und der Verein hat noch einige Neue geholt, wodurch der Konkurrenzkampf steigen wird. Frank Diel ist ein erfahrener Trainer und wird uns sicherlich weiterentwickeln.

Wie stehst Du einem erneuten Kapitänsamt entgegen?

Es ist eine besondere Verantwortung, weil man auch das Bindeglied zwischen Trainer und Spieler ist. Ich bin stolz darauf, sechs Jahre Kapitän in Alzey gewesen zu sein und es wird sicherlich auch gewöhnungsbedürftig sein, in Zukunft keine Binde am Arm zu tragen. Meric Atsiz hat das gut gemacht und ich denke nicht, dass man das ändern sollte. Ich habe nur von außen einen Eindruck von Biebelnheim und er kennt sich da aus. Ich bin erfahren genug, um auch so Verantwortung zu übernehmen.

Wie sieht deine weitere Planung aus, wie lange möchtest Du noch Fußball spielen?

Ich habe in dieser Saison kein Spiel bei Alzey gefehlt. Das zeigt, dass ich topfit bin. Und solange mir Fußball Spaß macht, werde ich weiter spielen. Ich mache das nicht vom Alter abhängig.

Welchen Dreger können die Biebelnheimer erwarten?

Einen sehr ehrgeizigen. Ich habe nicht vor, dahinzugehen und mich auszuruhen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich vorneweg gehe und aller aus mir heraushole. Das wird auch in Biebelnheim so sein.

Was glaubst du, kann beim TuS entstehen?

Im Moment ist es noch Fantasie, die ich habe. Ich lasse jetzt erst einmal alles auf mich zukommen und gehe mit Vorfreude rein. Es ist auch eine besondere Situation für mich. Wahrscheinlich muss ich Biebelnheim noch in das Navigationssystem eingeben, weil ich sonst zum Training nach Alzey fahre.

Aufrufe: 018.6.2015, 18:15 Uhr
Nico BrunettiAutor