2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

Südthüringen's Bester an der Konsole

Fußbälle verstauben in den Ballkammern der Sportlerheime, Fußballplätze sind verwaist, alle Sportanlagen gänzlich ungenutzt. Triste Aussichten für die Amateursportler und -fußballer Thüringens.

Mit der 2. Thüringer FIFA-Meisterschaft wollten die Betreiber des Fußballportals FuPa Thüringen etwas Bewegung in die eingeschlafene Fußballwelt Thüringens bringen und brachten die zweite Auflage des Turniers erfolgreich an den Start. Selbstverständlich ließen sich die Thüringer Zocker nicht zweimal bitten und meldeten sich beim E-Sports-Turnier an. Fußball an der Spielkonsole, jeder für sich, Zuhause vor der Flimmerkiste – so richtig Coronakonform also.

Dass sich der E-Sport als Nische längst etabliert hat und das bereits vor der Pandemie tat, ist ganz sicher einer der Gründe, warum die 128 Plätze bei der Thüringer Meisterschaft in Windeseile reserviert waren. Das Daddeln an der Konsole ist für so manchen bereits mehr als purer Zeitvertreib geworden. Es gibt Vollprofis - viele etablierte Bundesliga-Vereine betreiben E-Sports-Abteilungen, die ihre Clubs virtuell vertreten. Ein wachsender Markt mit wachsendem Interesse. Um bei der Thüringer Meisterschaft dabei zu sein, musste man ganz sicher kein Profi sein. Spaß sollte es machen, auch wenn mit zunehmender Spielrunde der Ehrgeiz verständlicherweise immer größer wurde. Einzige Teilnahmebedingung war: Man muss in irgendeiner Funktion bei einem Thüringer Amateurverein aktiv sein.

>>> Zur Turnierübersicht der 2. Thüringer FIFA-Meisterschaft

Der erfolgreichste Südthüringer Gladiator an der Konsole ist Josef Hienzsch. Der 18-Jährige der SG Lauscha/Neuhaus spielte sich bis ins Halbfinale und unterlag dort Alexander Breuer von SCHOTT Jena nach Hin- und Rückspiel (3:3, 1:5). Ein starkes Abschneiden, wenn man bedenkt, dass es der junge Mann aus Neuhaus aus 128 Teilnehmern bis unter die letzten vier schaffte. „Ja, natürlich ist dieses Abschneiden super. Ich habe vorher eigentlich nicht damit gerechnet, obwohl ich weiß, dass ich gut spielen kann. Speziell in diesem Jahr verbringe ich auch mehr Zeit vor der Konsole“, sagt der Schüler, der in diesem Jahr sein Abitur absolvieren will. Logisch, dass auch die aktuelle Pandemie-Lage mehr Zeit dafür lässt um sich mit virtuellem Fußball zu befassen – draußen auf dem Sportplatz läuft ja eh nichts. Und was zunächst nur Spaß und Zeitvertrieb für Josef war, ist inzwischen auch echtes Training, wie er erklärt: „Ich schaue mir E-Sportler an und versuche schon auch gezielt zu trainieren. Davor habe ich nur aus Spaß gezockt. Inzwischen kann man auch von Training sprechen.“ Dass nun über den Jahreswechsel die Thüringer Meisterschaft stattfand kam Josef da mehr als willkommen. Ein bisschen ärgert er sich natürlich, dass es nicht ganz für das Endspiel reichte. Gerade im Hinspiel – es endete 3:3 – ließ er viele Möglichkeiten aus um ein besseres Ergebnis mitzunehmen. Vor dem Rückspiel nahm sein Gegner aus Jena einige taktische Änderungen vor und dann „lief gar nichts mehr“, verriet er. Es gab auch schon Momente da ärgerte sich der 18-Jährige so richtig, wenn es nicht so recht funktionieren wollte. Da ging auch schon mal ein Controller kaputt. Inzwischen, so sagt er, lässt er sich da aber nicht runterziehen und versucht gelassen zu bleiben, auch wenn es manchmal schwer ist

Drei bis vier Stunden am Abend verbringt er aktuell vor der Konsole. Vorher steht Homeschooling auf dem Plan. Am Wochenende kann die Zeit mit dem E-Sport auch schon etwas länger sein. Doch so gerne er dem virtuellen Fußball an der Playstation auch frönt, lieber wäre Josef, wenn er seinen normalen Alltag zurückhätte. Schule, Sport, Training... All das fehlt dem vielseitig begabten Neuhäuser schon. Denn ein Stubenhocker ist er ganz und gar nicht. Er kickt bei der SG Lauscha/Neuhaus, spielt außerdem Volleyball und war als Nachwuchsathlet deutschlandweit als Biathlet im Leistungssport aktiv. Entsprechend groß ist auch die Sehnsucht nach dem echten Sport, den Teamkollegen, Gesprächen, den Kontakten eben, die den Amateursport ausmachen. „Ich kann mir schon vorstellen noch intensiver E-Sport zu betreiben. Aber das ersetzt den echten Sport eben nicht“, weiß der Schüler.

>>> Zum FuPa-Profil von Josef Hienzsch

Wenn es irgendwann wieder möglich sein sollte und Josef mit den Teamkollegen der SG Lauscha/Neuhaus wieder Spiele bestreiten darf, soll dann auch endlich der Aufstieg in die Kreisoberliga her. Dass sie den nämlich nach dem Saisonabbruch und einem Relegationsspiel in der Vorsaison verpassten, wurmt ihn noch immer. „Ja klar sitzt dieser Stachel noch. Wir haben eine sehr gute Saison gespielt und zu diesem Entscheidungsspiel hatten wir keinen guten Tag erwischt und uns alles versaut. Wir haben gerade im Team eine Art Umbruch und der Aufstieg hätte den erfahreneren Spieler auch nochmal die Möglichkeit gegeben in der Kreisoberliga zu spielen“, sagt Josef Hienzsch.

In der Zwischenzeit hat Josef seinen Verein und Landkreis jedenfalls vorzüglich bei der Thüringer FIFA-Meisterschaft an der Konsole vertreten. Denn gerade die Teamkollegen verfolgten seine Spiele intensiv in den Livestreams. Bis zu 100 Zuschauer haben seine Duelle verfolgt. Da stieg dann auch schon mal die Nervosität bei einem Match. „Ja, man wird von Runde zu Runde nervöser, gerade wenn der Weg zum Finale immer kürzer wird. Es schauen halt auch einige Leute zu und dann will man es erst recht gut machen“, sagt Josef. Seine Teilnahme und das Turnier selbst, wurde jedenfalls einmal mehr zur Erfolgsgeschichte, die im kommenden Winter nach einer Wiederholung schreit.

Aufrufe: 013.1.2021, 09:42 Uhr
Felix BöhmAutor