Vom 20. Juni 1988
Lübeck. Als Außenseiter tut man sich mitunter erheblich leichter. Locker, aber doch angespannt gingen die SFL-Spieler in die Partie auf der Lübecker Lohmühle,die Kulisse beflügelte zusätzlich. „Man will sich doch vor 8000 Zuschauern nicht blamieren, jeder will doch zeigen, was erkann”, meinte SFL-Kapitän Hans-Joachim Böhm.
Die Lübecker hingegen zeigten sich dem hohen Erwartungsdruck nicht gewachsen. Der Verein, die Zuschauer erforderten einen Sieg und den Aufstieg in die Oberliga. Da spielten dann letztlich die Nerven nicht mehr mit. Die Anfangsoffensive überstehen, das war die Hauptaufgabe. Die Lübecker versuchten es mit Ahrens auf der linken Seite, doch nach einer Viertelstunde war der Schwung schon dahin.
Mittelstürmer Jeschke trat gleich zu Anfang über den Ball, schoß dann drüber und schließlich holte Busch einen fast unhaltbaren Ball aus der Ecke. Das gab Jeschke den Rest. Ihm gelang im Laufe des Spieles fast gar nichts mehr, bis auf das Gegentor zum 1:2, aber da war es schon zu spät. Auch Kollege Brunner im Angriff hatte bei Behrendt nichts zu melden. Schließlich hatte Spielmacher Drews mit Köthe immer einen Schatten, er war letztlich so genervt, daß nicht einmal seine Freistöße genau kamen. Letztlich entscheidend aber war, daß Holger Wohlers ohne Gegenspieler war und so dem SFL-Spiel in der ersten Halbzeit die entscheidenden Impulse geben konnte. „Trainer, wer nimmt den Neuner?", fragten Lübecks Spieler immer wieder, doch VfB-Trainer Nogly reagierte nicht. Nachdem Kramer bei einem der gefährlichen Konter an Laudi vorbeigezogen war, das 1:0 für SFL erzielt hatte, versetzte Wohlers nach einem weiten Paß von Krehl mit dem 2:0 Lübeck den K.o.
Mit unbändigem Willen, aber doch planlos, versuchte Lübeck in der zweiten Halbzeit noch mit der „Brechstange" dem Spiel eine Wende zu geben. Doch da hatte dann SFL auch das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Busch hielt weiter großartig, ein Freistoß von Drews prallte vom Pfosten ins Aus, Jeschke traf zweimal die Latte, Kramer holte das Leder noch von der Linie. 20 Minuten lang herrschte Belagerungszustand im SFL-Strafraum, doch dann ließ der Druck nach.Als schließlich Meyer von Möller im Strafraum gefoult wurde und der hervorragend leitende Schiedsrichter Diekert auf Elfmeter entschied, da lagen fünf Lübecker auf dem Boden und hatten sich mit der Niederlage abgefunden. Busch verschoß, Lübeck erhielt noch einmal Auftrieb.
SFL wehrte sich, drosch den Ball nur noch aus der Gefahrenzone und prompt kam das Leder wie ein Bumerang wieder zurück. Glücklicherweise meist hoch in den Strafraum und zu ungefährlich für Busch, Böhm, Behrendt, Krehl oder die aufopferungsvollkämpfenden Klüver, Bonde, Schlesinger. Daraus ergaben sich Konter. Wohlers tauchte allein vor Lübecks Keeper Steffen auf, er vergab und handelte sich noch eine Zeitstrafe ein. Diese kritische Situation überstand SFL aber genauso wie die Schlußoffensive nach Jeschkes Anschlußtor. Dazwischen hätten wieder Meyer, Jurkeit oder Davids bei Kontern alles klar machen können, doch auch sie zeigten dann Nerven.Es war ein Spiel, das mit seiner Dramatik seinesgleichen sucht.
2:4 hätte SFL verlieren, aber auch mit 6:1 gewinnen können. Lübeck hoffte bis zum Schluß. Schiedsrichter Diekert ließ geschlagene fünf Minuten nachspielen, es nützte nichts. Glück war zweifellos in Lübeck dabei, doch daran geht kein Weg vorbei: Diese Fortune hat sich SFL in der Aufstiegsrunde redlich verdient. Denn mit Glück allein steigt keine Mannschaft über sechs Spiele, in denen es immer um alles oder nichts geht, auf.
VfB Lübeck: Steffen - Dalinger – Möller, Haase (ab 46. Komm) - Laudi, Drews, Nimz, Ahrens (ab 64. Cakala), Manz – Jeschke, Brunner.
SFL Bremerhaven: Busch - Krehl -Böhm, Behrendt - Wohlers, Köthe, Bonde, Schlesinger /ab 74. Jurkeit), Klüver - Kramer (ab 64. Davids), Meyer.
Tore: 0:1 Kramer (20.), 0:2 Wohlers (38.),1:2 Jeschke (80.)
Zuschauer: 8000
Schiedsrichter: Diekert (Hamburg)