2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
„Ick Fußboll-Spieler“: Der Engländer Callum Hatsell (re.) fühlt sich wohl bei den Sportfreunden Egling, wo er nicht nur als einsatzfreudiger Defensivspieler, sondern auch als Discjockey in der Kabine bestens integriert ist. Foto: rudi stallein
„Ick Fußboll-Spieler“: Der Engländer Callum Hatsell (re.) fühlt sich wohl bei den Sportfreunden Egling, wo er nicht nur als einsatzfreudiger Defensivspieler, sondern auch als Discjockey in der Kabine bestens integriert ist. Foto: rudi stallein

Callum Hatsell: Der "Crazy Engländer" aus Egling

Interview der Woche

Seit er vor fünf Jahren seiner Freundin nach Deutschland folgte, spielt Callum Hatsell (28) bei den Sportfreunden Egling. Dort trainiert der einzige englische Fußballer im Landkreis inzwischen auch die B-Junioren und ist neuerdings im Vorstand aktiv.

Unser Mitarbeiter Rudi Stallein unterhielt sich mit dem „Crazy Engländer“ (Trainer Ritchie Tervoort), angehenden Orthopädiemechanik-Techniker und Kabinen-DJ der Sportfreunde nach dem 4:0-Sieg gegen den SC Wörnsmühl über Zigeuner in kurzen Hosen, wehleidige Fußballer und eine Dorfdisco beim Oberhauser.

Mister Hatsell, gegen Wörnsmühl gab es seit langem mal wieder einen überzeugenden Sieg der Sportfreunde. Sind Sie mit dem Spiel zufrieden?

Callum Hatsell: Die erste Halbzeit war super, da hat alles gepasst, wir haben gute Spielzüge gehabt. In der zweiten Halbzeit sind wir dann ein bisschen vom Gas gegangen – aber das ist bei einem 4:0-Vorsprung ja auch irgendwie normal.

Wie schon die vergangenen zwei Jahre steckt Ihr wieder im Abstiegskampf. Woran liegt’s?

Wir wollten eigentlich dieses Jahr mal wieder weiter nach vorne. Am Anfang der Saison hatten wir dann einige Unentschieden, wo wir die Spiele hätten gewinnen sollen. Da haben wir nicht die Punkte geholt, die drin gewesen wären. Dazu haben wir viele junge Spieler in der Mannschaft, die brauchen noch Erfahrung. Aber das wird schon (lacht).

Wie sind Sie überhaupt nach Egling gekommen?

Meine Freundin ist von hier. Sie hat in England studiert. Dort haben wir uns kennengelernt. Nach dem Studium ist sie nach Deutschland zurückgegangen und hat gefragt: ,Kommst Du mit?’ Da hab ich gesagt: ,Okay.’ Ich kannte hier niemanden. Deshalb habe mir einen Verein gesucht, um Anschluss zu finden. Egling war die erste Wahl – und die richtige. Ich bin sehr zufrieden. Es sind alles gute Leute, wie eine kleine Familie. Und der Fußball hat auch ein ganz gutes Niveau.

Und warum sind Sie zu einem Fußball-Verein gegangen?

Ich habe immer Fußball gespielt, schon als kleines Kind. Mein Opa und dessen Bruder, Dennis Hatsell, waren Profis. In Preston North End, in den 1950er und 1960er Jahren haben die beiden in der 1. Englischen Liga gespielt. Ich habe viel in College-Teams gespielt, aber nie höherklassig.

Ist das Niveau vergleichbar mit unserer Kreisklasse?

Das ist schwer zu sagen, weil es in England viel mehr Ligen gibt. Aber die Kreisklasse ist besser, als Penwortham Town, meine Dorfmannschaft, bei der ich unter anderem gespielt habe (lacht).

War es schwierig, hier in Egling Anschluss zu finden?

Ich habe damals kein Wort Deutsch gesprochen. Als ich angefangen habe, haben sie in der Turnhalle trainiert. Ich kam in kurzer Hose und T-Shirt zum Training – im Winter (lacht). Ein paar standen draußen beim Rauchen. Zu denen bin ich gegangen und habe gesagt: Ick Fußbollspieler – daran erinnere ich mich noch genau. Sie haben mich mit reingenommen, dann war ich dabei. Ein paar Wochen lang habe ich mit keinem wirklich geredet. Dann kam im Winter der Markus Demmel zu uns, aus Deining. Er hat mit mir Englisch gesprochen, Markus war sehr wichtig für meine Integration.

Sie haben damals schnell einen Spitznamen bekommen: „Gipsy“. Was hat es damit auf sich?

Am Anfang hat sich keiner getraut, mit mir Englisch zu sprechen. Sie haben mich im Training immer Zigeuner gerufen. Irgendwann habe ich meine Freundin gefragt, was das eigentlich heißt. Sie hat dann übersetzt: Gypsy. Das ist leichter auszusprechen, als Zigeuner. Seitdem habe ich den Spitznamen.

Gibt es große Unterschiede zwischen dem englischen Kick-and-Rush und dem deutschen Fußball?

Wenn du hier in einen Zweikampf gehst, gibt es oft gleich viel Geschrei. Viele Spieler machen dann ein Spektakel. Das kannte ich von zu Hause nicht (lacht). Und was noch anders ist: In England gehst du immer mit blauen Flecken vom Platz, aber hinterher wird trotzdem immer mit dem Gegner ein Bier getrunken. Das gibt es hier nicht, das finde ich schade.

Was ist Ihr größter sportlicher Wunsch?

Bevor ich zum Spielen aufhöre, würde ich gerne mal mit den Sportfreunden Egling aufsteigen. Dann könnte ich mal mit dem Verein eine richtige Disco beim Oberhauser aufdrehen (lacht).

Aufrufe: 024.10.2017, 09:25 Uhr
Rudi Stallein - Tölzer KurierAutor