2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Aufstiegstrainer unter der Lupe

+++ Sommerserie über besonders erfolgreiche Übungsleiter der heimischen Clubs +++ Heute: Stefan Heupel (SF Burkhardsfelden) +++

Nachdem sich die Spielzeit 2014/15 schon seit einiger Zeit verabschiedet hat, die Trainer sehr viel über ihre Spieler und die erfolgreichen Saisons erzählen durften, haben wir von FuPa Mittelhessen ihnen jetzt in der Sommerpause eine eigene Serie gewidmet. In unser Interview-Serie "Aufstiegstrainer unter der Lupe“ dürfen die Coaches der heimischen Clubs, die mit ihren Teams den Sprung in die nächsthöhere Klasse schaffen konnten, ausführlich über ihr Trainerleben, ihre Motive, Anforderungen oder aber auch schöne oder kuriose Momente sprechen.

Jeweils montags und donnerstags erfahrt ihr mehr über die erfolgreichen "Männer an der Seitenlinie".

Heute steht uns Stefan Heupel (51), der die Sportfreunde Burkhardsfelden in der letzten Saison über die Relegation in die Kreisoberliga Süd führte, Rede und Antwort.

FuPa: Herr Heupel, war ihre Trainerkarriere vorprogrammiert oder kam sie zufällig zu Stande?

Stefan Heupel: Ich hatte beispielsweise mit Peter Gänßler beim VfB Gießen und Herbert Loth in Werdorf tolle Trainer, die mir gezeigt haben, dass Trainer sein ein geiler Job ist. Aber dass es vor allem so früh dazu kam, war eher zufällig. Mit 25 wurde ich Spielertrainer bei der FSG Queckborn/Lauter. Auch wenn ich gerade in der Doppelfunktion schneller in der Kritik stehe und noch mehr zu tun habe, wollte ich so lange wie möglich selbst das Fußballspielen genießen. Deshalb habe ich diese Doppelposition bis vor zehn Jahren durchgezogen.


FuPa: Damit blicken sie bereits auf eine lange Zeit an der Seitenlinie zurück. Wie haben sich seitdem die Anforderungen an den Trainer auf- und abseits des Platzes geändert?

Heupel: Es ist definitiv anspruchsvoller geworden. Vor allem im Umgang mit jungen Spielern hat sich in den letzten 26 Jahren enorm viel geändert. Früher gab es für sie nur Fußball. Heute sind sich im Studium, beruflich und mit vielen anderen Hobbys deutlich mehr eingespannt. Darauf muss ich als Trainer Rücksicht nehmen und bin deswegen zusätzlich als Psychologe gefordert.

Aber auch die Spieler informieren sich, sodass die Ansprüche an den Trainer, Training, Spielsystem und die Ansprache viel professioneller geworden sind. Zigfache Hügelläufe kannst du heute einfach nicht mehr bringen.

FuPa: Wie würden Sie ihren Stil als Coach beschreiben?

Heupel (lacht): Das müssen eigentlich meine Spieler machen. Aber ich würde sagen, ich bin kein Diktator, sondern lege sehr viel Wert auf Kommunikation. Ich sehe mich nicht als reiner Vermittler des Fußballs, sondern versuche auch bei privaten oder beruflichen Problemen weiterzuhelfen. Um das noch besser tun zu können, überlege ich auch, noch eine psychologische Fortbildung zu machen.

Ich finde es wichtig, dass, wie derzeit in Burkhardsfelden, eine menschliche und familiäre Basis da ist und nicht alles nur auf Leistung ausgelegt ist. Disziplin muss aber dennoch vorhanden sein, aber ich lasse jedem Spieler seine Eigenheiten auf- und abseits des Platzes. Denn alle sollen Spaß haben und sich wohlfühlen, dann ist auch die Leistungsbereitschaft höher.


Über die Relegation ans Ziel: Stefan Heupel darf sich als Aufstiegscoach der SFB feiern lassen.

FuPa: Zurück zum Sportlichen und zur letzten Saison. Bis zum Schluss war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Altenburg. Warum hat es nicht zum direkten Aufstieg gereicht?

Heupel: Die Jungs haben sich selbst großen Druck auferlegt. Entscheidend war die 0:1-Heimpleite gegen Reiskirchen/Bersrod/Saasen. Da war der Druck dann einfach zu groß und das Team ist darüber gestolpert. Das hat uns die Tabellenspitze und den Aufstieg ohne Umwege gekostet.

FuPa: Dann kam die Relegation gegen den ASV Gießen. Nach 26 Minuten lag ihr Team mit 0:3 zurück und schoss sich mit drei Toren in den letzten fünf Minuten noch zum 6:3-Sieg und damit dem Aufstieg. Wie haben Sie diese Partie erlebt?

Heupel: Ich bin zwar auch sonst kein Rumpelstilzchen das am Rand auf und ab hüpft, aber in diesem Spiel war ich über 90 Minuten relativ entspannt. Ich habe gesehen, dass dem ASV nach dem 3:0 die Kräfte schwanden und in der Kabine nur gesagt: Kopf hoch. Ihr gewinnt das noch mit 4:3. Das es am Ende sogar ein 6:3 ausging, war umso schöner.

Nach Abpfiff saß ich aber erst einmal alleine auf der Trainerbank und hab das Erlebte sacken lassen und noch nicht realisiert, dass wir gerade aufgestiegen sind. Dieses gesamte Erlebnis kann man emotional nicht toppen. Danach war ich leer und habe mir bis letzten Freitag zwei Wochen Urlaub genommen, um meinen gefühlten Dauer-Ruhepuls von 240 zu senken und den Kopf frei bekommen.


FuPa: Zum Abschluss noch eine private Frage. Wenn der Trainer Stefan Heupel nicht an der Seitenlinie oder auf dem Trainingsplatz steht, dann…?

Heupel: …verbringt er viel Zeit mit der Familie, geht mit dem Hund spazieren, ist gerne auf Reisen, trifft sich mit Freunden und lenkt sich als engagierter Karnevalist im Männerballett ab.

FuPa: Herr Heupel, wir danken für das interessante Gespräch und wünschen Ihnen für Ihre Trainerkarriere auch in Zukunft alles Gute!

Aufrufe: 09.7.2015, 12:00 Uhr
Tim GeorgAutor