2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
"Die vier Jahre beim Putzbrunner SV waren eine coole Zeit", meint Markus Holdinger (blaues Trainingsshirt). F: Ziegler
"Die vier Jahre beim Putzbrunner SV waren eine coole Zeit", meint Markus Holdinger (blaues Trainingsshirt). F: Ziegler

Holdinger: "Mehr für den Trainer als gegen den Verein"

Fünf Akteure folgen Ex-Putzbrunn-Coach nach Aying

Markus Holdinger muss nach vier Jahren als Spielertrainer des Putzbrunner SV seinen Hut nehmen. Dabei war der PSV seit fünf Jahren nicht so gut wie in der abgelaufenen Spielzeit. Der Trainerwechsel bewegte nun den Co-Trainer sowie einige wichtige Spieler dazu, gemeinsam mit ihrem Coach nach Aying zu wechseln.

Die vergangene Saison war für den Putzbrunner SV nach dem Abstieg aus der Kreisliga 2013 tabellarisch gesehen die beste. Letzten Endes stand das Team von Markus Holdinger auf Platz vier in der Kreisklasse 5 München. Umso merkwürdiger, dass sich der Putzbrunner Vorstand dazu entschloss, mit dem U19-Coach Püschel einen neuen Impuls setzen zu wollen. Nun wechseln insgesamt sechs PSV-Akteure zu den Sportfreunden Aying, wo Holdinger nun für Gzim Shala übernimmt.

Markus, du musstest ohne großartigen Grund beim Putzbrunner SV aufhören. Dein Nachfolger ist aktuell U19-Trainer im Verein und zieht sieben Nachwuchsspieler nach oben. Nun nimmst du vier Spieler und zwei Trainer (inklusive dich selbst) mit nach Aying. Gleicht sich das dann wieder aus?

Da ist kein böses Blut dahinter, die vier Jahre beim Putzbrunner SV waren eine coole Zeit. Mit den Jahren ist die Mannschaft gut zusammengerückt. Doch der Vorstand hat sich eben dazu entschieden, einen neuen Impuls zu setzen. Als dann klar war, dass ich wechseln muss, haben einige Spieler von sich aus gemeint: Wir wollen mit, egal wohin es geht. Und so machen jetzt fünf Spieler das Abenteuer Aying mit. Es wären auch mehr gewesen, doch unser Ziel ist es ja nicht, mit 15 Spielern dort anzukommen. Den Kern des Ayinger Teams werden wir beibehalten.

Eine solidarische Aktion deiner Spieler. Haben sie sich deiner Meinung nach eher gegen den Verein PSV oder für den Trainer Markus Holdinger entschieden?

Naja, die Entscheidung ist mehr für den Trainer als gegen den Verein. Viele Spieler konnten sich nicht mit der Idee des Vorstands identifizieren. Wir haben keine derart ambitionierten Spieler im Putzbrunner Team, die unbedingt in der Bezirksliga oder höher spielen wollen. Das Ziel war primär, als homogenes Team zusammenzupassen und Spaß bei der Sache zu haben. Aber dann wurde alles abrupt beendet, was sehr schade ist. Es gab keine Querelen, als Team hätten wir auch in der kommenden Spielzeit zusammengepasst. Mit den A-Jugendlichen hätten wir noch mehr Drive reinbekommen.

Können Sie nachvollziehen, weshalb es nicht mehr weiterging? Ihre Spieler waren ja anscheinend auch überrascht über die Entscheidung des Vorstands.

Das kann ich nicht genau ergründen. Ich denke aber, dass der Verein die Entscheidung gerne revidieren würde. Die Verantwortlichen haben nicht mit diesem Ausmaß gerechnet. Die langjährigen Spieler fragen sich natürlich zurecht, wieso nicht im Vorfeld mit ihnen geredet wurde. Die fehlende Kommunikation hat die Spieler massiv geärgert. Die hätten natürlich mehr Informationen gewollt. Aber genauere Hintergründe von Seiten des Vereins kenne ich nicht. Die Entscheidung muss ich hinnehmen.

Mit Stephan Hollain verlässt der beste PSV-Stürmer der vergangenen Saison den Verein in Richtung Aying, was den Putzbrunnern wohl nicht so gefallen haben dürte...

Stephan hatte in der vergangenen Saison mit 14 Tore in 16 Spielen eine sensationelle Quote. Das war die beste Saison, die er unter mir als Trainer gespielt hat. Er ist auch ein Putzbrunner Urgestein. Dass er jetzt wechselt, zeigt ja, was momentan im Verein passiert. Mit verdienten Spielern wird nicht oder zu spät geredet. Man muss als Verein früh genug mit den Spielern sprechen. Die Jungs, die jahrelang dabei sind, fragen sich dann natürlich, ob das, was sie für den Verein getan haben, überhaupt noch etwas zählt. Jetzt haben erfahrene Spieler und Putzbrunner Urgesteine wie Andreas Böck, Michael Berchthold und Manuel Wittmann, der schon seit der F-Jugend in Putzbrunn spielt, den Verein verlassen. Für den PSV ist das natürlich nicht gut, denn du braucht auch erfahrene Spieler, um die jungen zu integrieren. Aber nach meinem Gefühl zerbröckelt genau das derzeit.

Ihr Co-Trainer Kevin Schinner wechselt mit ihnen nach Aying. Mussten Sie ihn überzeugen?

Mit Kevin arbeite ich seit mehreren Jahren zusammen. Als Spielertrainer brauche ich jemanden, der draußen steht und dieselbe Philosophie vertritt. Mit ihm wurde auch nicht rechtzeitig gesprochen und er hat mir sofort zugesagt, als die Aufgabe in Aying im Raum stand. Jetzt haben wir mit Aying eine neue Herausforderung, die wir gerne anpacken. Wenn eine Türe zugeht, öffnet sich eben eine andere.

Nun wechseln sie zu den SF Aying in die starke Kreisliga 1 Zugspitze. Wie kam es zu dem Wechsel?

Der Kontakt nach Aying ist über ehemalige Mitspieler entstanden, die mitbekommen haben, dass es in Putzbrunn nicht weiterging. In Aying gibt es einen neuen Abteilungsleiter, mit dem wir uns zusammengesetzt haben. Es hat von Anfang an gepasst.

Was für Ziele verfolgen Sie ab kommender Saison bei den Sportfreunden?

In Aying möchten wir nach dem Bezirksliga-Abstieg vor einem Jahr ein gutes Team formen. Das Ziel ist es, die Spieler dazu zu bringen, gerne ihre Freizeit im Verein zu verbringen. Man hat neben Familie, Arbeit und Studium so vieles um die Ohren, da soll der Fußball ein Ausgleich sein, um auch mal Dampf abzulassen. Am besten ist es dann natürlich, wenn man mit Freunden kicken kann und Spaß dabei hat, sich Sonntags gemeinsam den Arsch aufzureißen. Der Erfolg kommt mit einer homogenen Gruppe automatisch. Wir achten bei den Neuzugängen auch darauf, dass sie in die Mannschaft passen. Ein Bayernliga-Spieler, der zwar gut ist, aber etwas verdienen möchte und nach dem Training direkt nach Hause geht, bringt uns in dem Sinne nichts.

Das Gespräch führte Antonio Riether

Aufrufe: 012.6.2018, 16:00 Uhr
Antonio Riether – Fussball VorortAutor