2024-05-08T14:46:11.570Z

FuPa Portrait

Max Wilschrey: „Bessere Bedingungen als beim DSC Arminia!"

FAST GESCHAFFT: Er studiert in den USA und lebt dort seinen Traum vom professionellen Fußball. Studium und Fußball sind fest miteinander verknüpft.

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Februar 2017 in Köln. Es ist kalt und nass. Trotz der Bedingungen sind rund 40 Spieler auf dem Platz und geben alles. Kein Zweikampf wird verloren gegeben. Jeder versucht, sich in den Fokus zu spielen. Gemeinschaftsgefühl? Fehlanzeige, denn es geht um die Zukunft! Die Spieler werden von 15 Trainern aus den USA beobachtet, und die besten von ihnen bekommen Angebote der College Soccer Teams. Ein Spieler stach an diesem kalten Februartag besonders heraus. Es war Max Wilschrey, Spieler des Turniers vom Show Case in Köln und vielleicht bald Major Soccer League Spieler.

Ein Stadion mit Hunderten von Fans, Cheerleadern, die an der Seite jubeln und anfeuern. Im Chor erklingen die Schlachtrufe der Old Dominion University. Der Traum eines jeden amerikanischen Sportlers und auch der wahrgewordene Traum vom 22-jährigen Max Wilschrey aus Deutschland, den er nun in den USA lebt.

Fußballerisch begann Max seine Karriere in Ostwestfalen-Lippe bei SV Eintracht Jerxen-Orbke. Der nächste Schritt für einen ambitionierten Kicker folgte mit dem Wechsel zur Jugendabteilung des DSC Arminia Bielefeld. Nach der U19 beim DSC wurde er in die Drittliga-Truppe von Norbert Meier hochgezogen. Im ersten Moment ein Traum, der in Erfüllung geht, doch dann kam es anders. Sportlich lief es dort nicht gut für ihn. Kaum Spielzeiten, keine Beachtung und keine Hoffnung auf die große Karriere beim DSC. „Ich bekam keine Chance, mich zu beweisen, und spielte quasi nur in der U23. Aber trainieren durfte ich in der ersten Mannschaft“, erinnert sich Wilschrey an die Zeit zurück. Ein Jahr lang versuchte er es beim DSC, doch dann war für ihn Schluss. Max wollte spielen!

Er wechselte in die Regionalliga zum SC Wiedenbrück.

Neun Einsätze und drei Tore sind an sich keine schlechte Quote. Doch letztendlich verzockte Wilschrey es sich selbst. „Ich hab Futsal gespielt. Beim ersten Mal bekam ich schon eine Abmahnung und beim zweiten Mal haben sie mich rausgeschmissen. Das war einfach nur dumm von mir damals.“ Doch er spielte weiter. Er wechselte in die Regionalliga Nord zum VfB Oldenburg. Dort wurde ihm langsam bewusst, dass er davon nicht seinen Lebensunterhalt finanzieren kann. Er erinnerte sich zurück an die Angebote, die er einst bekam von Universitäten aus den USA. Max las sich in das Thema ein. Er entschied sich schließlich, es zu versuchen. Er nahm am Show Case teil.

Die wollten ihn alle haben!

Elf Angebote von Universitäten bekam er damals. Letztendlich entschied er sich für die Old Dominion University in Viginia Beach. „Die Bedingungen hier sind teilweise besser als bei Arminia Bielefeld. Wir haben einen Physioraum, Whirlpools und einen Kraftraum. Auch die Anlage an sich ist riesig und hoch modern“, sagt Wilschrey.

Doch, das ist nicht das Beste daran. Die Kombination aus Studium und Fußball gefällt ihm. Max studiert an der Universität Business Leadership (auf deutsch Führungsmanagement). Einfach nur auf den Fußball konzentrieren und nicht aufs Studium? In den USA nicht möglich. „Es wird sehr viel Wert auf das Studium gelegt. Auf Auswärtsfahrten, wo wir meistens hinfliegen, gibt es immer eine gewisse Zeit, die wir fürs Studium nutzen müssen. Drei Stunden am Tag sitzen wir mit unserem Trainer zusammen und müssen die Aufgaben für die Seminare erledigen. Der Coach weiß genau, was jeder einzelne von uns zu tun hat. Jeder muss einen Mindestdurchschnitt erfüllen, sonst darf er nicht spielen“, erklärt Max Wilschrey eindrucksvoll, wie Studium und Sport in den USA laufen.

Fußballerisch liegt das Niveau im Bereich untere Regionalliga. Aber professioneller als bei manch einem Bundesligisten. Zu dem ist das Spielsystem ein anderes. ___________________________________________________________________________

Das Spielsystem in den USA: Es gibt in den USA drei NCAA (National Collegiate Athletic Association) und einmal die NAIA (National Association of Intercollegeiate Athletics). Diese vier Unterteilungen erfolgen nicht, wie in Deutschland, nach einem Liga-System, sondern es zählen andere Faktoren. In den USA wird die Einteilung nach universitären Sportteams vorgenommen, dem Budget der Universität und die Größe des Athletic Departments. Bei der NAIA ist es so, dass die Anzahl der universitären Teams kleiner ist, aber vom Niveau ähnlich. Alle vier Ligen gleichen sich spielerisch an. Innerhalb der NCAA und NAIA werden einzelne Conferences ausgespielt. Innerhalb der Conferences werden am Ende der Saison sogenannte Conference Tournaments gespielt. Es spielen die besten sieben Teams gegeneinander und nur der beste fährt zum National Tournement. Dort wird dann aus 20 Tournaments der Nationale Sieger ausgespielt. Abschließend nach den Spielen erstellt man Ranking der verschiedenen Universitäts-Teams. Zum Beispiel ist die Universität von Max auf dem 23. Platz des nationalen Rankings. Sie nahmen letztes Jahr nicht am National Tournament teil, sondern schieden zuvor im Conference Tournament gegen den Zweitplatzierten aus. Das hat ihre Wertung im Ranking verbessert.

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Für Max Wilschrey geht die Zeit an der Old Dominion University bald zu Ende. Aber was folgt dann? Um in die Major League Soccer (MLS) zu kommen, muss er zum MLS-Draft. Da kann jeder aus dem letzten Universitätsjahr teilnehmen. Insgesamt gibt es vier Runden und in jeder kann jedes MLS-Team einen Spieler auswählen. Also kann ein MLS-Team vier Spieler aus dem Draft zur Vorbereitung einladen. Danach entscheidet sich, ob demjenigen ein Vertrag angeboten wird. Das schlechteste Team der MLS darf zuerst einen Spieler auswählen. Auch erster „Pick“ genannt.

Ob Max teilnehmen darf, ist fraglich. Es dürfen nur sechs internationale Spieler in einem MLS-Team aktiv sein. Die Besonderheit an dem Ligensystem in den USA besteht darin, dass kein Team auf- oder absteigen kann. Das gilt für MLS und auch für die zweite Liga in den USA, die United Soccer Leagues Second Division (USL).

Für die USL hat Max bereits einige Angebote bekommen. Ob er es schaffen wird, vielleicht doch noch Profi-Fußballer zu werden, ist derzeit ungewiss. Er spielt jedoch Fußball auf professionellem Niveau. Seinen Traum hat er sich so zum Teil zumindest erfüllt, ob er später auch vom Fußballspielen leben kann, ist noch fraglich. Doch seine Erfolgsserie in den USA geht weiter: In seinem letzten Universitätsjahr wurde Wilschrey noch zum Spieler des Bundesstaats Virginia gewählt.

Es reichte nicht zum deutschen Profi-Fußballer, aber wer weiß, was noch in den USA aus ihm wird.

Aufrufe: 025.1.2019, 09:45 Uhr
Teresa Kröger / FuPaAutor