2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Achim Senzel

"Wir haben durch die Bank spielerisch zugelegt"

KOL Büdingen: +++ Niddas Spielertrainer Christoph Pilch begeistert von Entwicklung seines Teams +++ Harte Zeiten durchgemacht +++ Ärger wegen doppelter Spielabsage +++

Zwei Spiele standen für Kreisoberliga-Spitzenteam Viktoria Nidda in den letzten vier Tagen an, beide wurden abgesagt. Sowohl die Pokalpartie als auch das sonntägliche Liga-Duell mit Nieder-Mockstadt fanden nicht statt - die Viktoria hätte aber gerne gespielt. Nach turbulenten Monaten ist aktuell große sportliche Konstanz eingekehrt, und es sieht so aus, als könnte Nidda am Saisonende wieder um den Titel mitspielen. Wir haben mit Spielertrainer Christoph Pilch über die positive Entwicklung, die Konkurrenz sowie private wie sportliche Ziele unterhalten.

Hallo Christoph, momentan läuft es sportlich sehr gut bei Viktoria Nidda. Zuletzt wurden aber gleich zwei Spiele innerhalb weniger Tage abgesagt. Wie stehst du als Spielertrainer dazu? Willkommene Pause oder Ärgernis?

Ich finde Spielabsagen – vor allem sehr kurzfristige – immer problematisch. Es ist für mich manchmal nicht ganz nachvollziehbar, warum manche Vereine absagen. Wenn man das einzige Spiel vom Wochenende in der Region ist, das ausfällt, naja … und dann gleich doppelt, das war schon unschön. Denn wir hätten erstens gerne den Schwung der guten spielerischen Entwicklung mitgenommen und zweitens muss man die Nachholspiele immer terminlich reinquetschen, was dann zu Mehrbelastung führt. Und mit Blick auf die Tabelle: Es wäre schöner gewesen, die Spitzenposition zu verteidigen als nun hinterherrennen zu müssen.

Seit Ende August habt ihr keinen Kreisoberliga-Punkt mehr liegen lassen. Was macht dein Team zur Zeit so stark?

Mein Co-Trainer Ferdi und ich haben eine einfache, aber klare Spielphilosophie: Ruhig von hinten aufbauen, dann den Ball über die Zentrale vertikal nach vorne bringen und dort die Chancen kreieren. Und derzeit haben wir erfreulicherweise in einem Spiel Torchancen für drei Partien. Dazu stehen wir hinten sehr gut. Spielerisch hat sich vieles positiv verändert, da haben wir quer durch die Bank zugelegt. Vorne haben wir mit Garik Rafaelyan dazu einen neuen Top-Goalgetter, der seine Möglichkeiten überragend nutzt. Ein weiteres positives Beispiel ist unser Torwart Samet Akbal. Er hat letztes Jahr noch in der B-Liga gespielt und sich innerhalb kurzer Zeit enorm stark entwickelt.

Ihr habt schwere Zeiten hinter euch. Der plötzliche Verbandsliga-Rückzug trotz konkurrenzfähiger Truppe, dann sind innerhalb von wenigen Monaten mit Gunther Schneider, Klaus Heck und Thomas Jakobi drei Viktoria-Originale teils recht jung verstorben. Ist es so doppelt schwierig, die Mannschaft zu formen?

Ich bin ja nur für das Sportliche zuständig, wenngleich mir das Atmosphärische natürlich auch nicht egal ist. Und der Tod dieser drei Persönlichkeiten war ein Schock. Aber wir können da leider nichts mehr machen, müssen nach vorne blicken. Es ist einfach schön, die ganz harte Phase überstanden zu haben. Zur Zeit lässt sich vieles sehr positiv an. Wir basteln gerade daran, wieder eine Reserve stellen zu können. Das ist für das Vereinsleben nicht nur sportlich wichtig. Denn als Trainer muss ich ja alle Spieler bei Laune halten, und das funktioniert eben auch viel über Spielpraxis.

Ist denn das erklärte Ziel Aufstieg? Oder wollt ihr euer Relegations-Trauma aus dem Frühsommer vergessen machen?

Für mich ist das Allerwichtigste, dass wir uns spielerisch weiterentwickeln. Klar, wenn du über lange Zeit so eine gute Leistung wie wir aktuell ablieferst, dann resultiert daraus das Rennen um den Titel. Bei uns wird auch nix verweigert und für die vielen jungen Spieler ist die Gruppenliga natürlich ein lohnenswertes Ziel. Aber wenn ich bald nicht mehr altersmäßig mitrennen kann, muss die junge Truppe in erster Linie vernünftig auftreten und spielen können, ebenenunabhängig. Es ist sozusagen eine schleichende Übergabephase von Verantwortung auf dem Platz, die Ferdi und ich anstreben.

Wer außer Schotten und Gedern wird euch noch gefährlich?

Ich denke keiner. Das wird sich am Ende mit dem Trio so einpendeln, dass nur über diese drei Teams der Titel geht. Klar sind einige gute Teams im Verfolgerfeld zu finden, aber ich traue da aktuell keinem zu, eine derart starke Serie hinzulegen, um dauerhaft oben dranzubleiben. Da fehlt noch die benötigte Konstanz in den Auftritten, um entsprechend einzugreifen.

Du warst 2014/15 in Büdingen Spielertrainer, mit fast identisch gutem Punkteschnitt von 2,52 pro Spiel.

Damals ist mein erstes Kind geboren, und ich wollte meine Frau nicht mit dem Baby komplett alleine lassen. Außerdem ist es wichtig, wenn der Erfolg kommt, nicht nur sportlich, sondern auch im Gesamtgefüge ein Level höher zu gehen. Das fehlte mir damals in Büdingen gegen Ende ebenfalls und hat mich in meinem Entschluss bestärkt, zu gehen.

Warum stehst du erst jetzt wieder als Trainer auf dem Spielbogen? Und wird es wieder nur ein Intermezzo?

Ich mache das, weil ich ein Niddaer Junge bin. Aber ich will mit 40, 45 nicht mehr auf dem Platz stehen. Daher wäre ich demnächst wohl eher an der Seitenlinie zu finden als auf dem Rasen. Ich hoffe, dass ich das alles zeitlich weiter hinbekomme. Denn die Trainerarbeit beschränkt sich nicht auf Training und Spiel. Auch davor und danach ist reichlich zu tun. Insofern ist das mittelfristig für mich alles noch offen. Geplant ist auf jeden Fall, irgendwann mal ein Sabbat-Jahr einzulegen, um mich ganz meiner Familie widmen zu könne. Und irgendwann ist es einfach ganz generell auch mal genug, ich spiele jetzt seit über 30 Jahren Fußball.

Aufrufe: 021.10.2019, 10:49 Uhr
Dennis BellofAutor