2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Schneider
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Viktoria am Scheideweg

TURBULENZEN: +++ Sportlicher Leiter Gunther Schneider gibt Amt ab / Niddaer Rückzug aus Verbandsliga als Vorstandsbeschluss (noch) auf Eis gelegt +++

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NIDDA. Paukenschlag beim Fußball-Verbandsligisten SC Viktoria Nidda: Gunther Schneider, seit zehn Jahren Sportlicher Leiter beim heimischen Aushängeschild, stellt am Ende dieser Saison sein Amt zur Verfügung. „Ich habe dem Vorstand am Pfingstsamstag meine Entscheidung mitgeteilt und die Mannschaft am Sonntag darüber in Kenntnis gesetzt“, teilte Schneider auf Nachfrage mit.

Diese Meldung kommtschon ein wenig überraschend, auch wenn in den letzten Tagen über angebliche Dissonanzen im Verein schon ein wenig getuschelt wurde. Angesprochen auf diese Gerüchte wiegelte Schneider Mitte letzter Woche noch ab und verwies auf noch anstehende Gespräche mit dem Vorstand. Die haben Samstag stattgefunden, eben mit dem Ergebnis, dass Schneider seine Tätigkeit in der sportlichen Leitung am Saisonende einstellt. Laut Aussage von Schneider sei diese Entscheidung in den letzten Wochen bei ihm gereift. „Insbesondere aufgrund besonderer Umstände, die im Gesamtverein seit einiger Zeit herrschen“, führte Schneider aus. Es ist vor allem die fehlende Unterstützung, die Schneider anprangert. „Die derzeit herrschenden Strukturen haben mit Verbandsliga nicht viel zu tun. Die Situation ist ja schon seit längerem unbefriedigend, doch hat sie sich eben in den letzten Wochen weiter zugespitzt“, so Schneider, der nach eigener Aussage schon seit einiger Zeit im operativen Geschäft einzig allein von Manfred Dorstewitz entsprechende Unterstützung erfährt. Schneider ist schon seit längerem quasi Sportlicher Leiter, Spielausschuss, Schiedsrichterbetreuer und Pressewart in Personalunion.

Gefreut hat er sich darüber, dass er Gerhard Thiele kurzfristig als Mannschaftsbetreuer reaktivieren konnte. Ein Verein lebt vom Miteinander und hier scheint es schon seit längerem bei der Viktoria nicht unbedingt optimal zu laufen. Anders ist die Aussage von Schneider („Ich kann nicht tolerieren, wenn von bestimmten Personen gegen mich und auch den Trainer der Verbandsliga-Mannschaft gearbeitet wird“) wohl nicht zu deuten.

„Es gibt in der Tat strukturelle Missstände“, bestätigt Viktoria-Vorsitzender Hans Gerlach auf Nachfrage, die auch aus seiner Sicht missliche Situation im Verein und damit quasi auch die Aussagen seines scheidenden Sportlichen Leiters. Es versteht sich von selbst, dass beim Vorhandensein einer Verbandliga- und einer KOL-Mannschaft die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt werden muss. „So wie es aussieht, können wir den Aufwand, den ein Verbandsligakader nun einmal mitbringt, personell nicht mehr stemmen“, führte Gerlach weiter aus. Seit Pfingstsonntag kursiert daher das Gerücht, dass der SC Viktoria Nidda seine Mannschaft aus der Verbandsliga Süd zurückziehen werde und in der Kreisoberliga einen Neuanfang starten wolle. Und siehe da, ist an diesem Gerücht dann auch tatsächlich etwas dran.

„Es gibt einen Vorstandsbeschluss der dieses Szenario vorsieht, der aber bis Donnerstag dieser Woche zunächst ausgesetzt wurde“, teilte Gerlach auf Nachfrage mit. Besiegelt ist der Rückzug also noch nicht, doch ist er eben auch nicht gerade unwahrscheinlich.

Bei der Viktoria ist man auf der Suche nach Lösungen, in die auch die Verbandsliga-Mannschaft mit eingebunden wurde. Zieht ein Verein eine Mannschaft aus einer höheren Spielklasse zurück, dann sind hierfür oftmals finanzielle Schwierigkeiten ausschlaggebend. Nicht so beim SC Viktoria Nidda. Sollte der Rückzug aus der zweithöchsten Hessischen Amateurklasse tatsächlich erfolgen und damit der Vorstandsbeschluss umgesetzt werden, dann hat dies nach Aussage von Gerlach und auch der von Schneider nichts damit zu tun, dass ein weiteres Jahr Verbandsliga finanziell nicht zu stemmen wäre. Über den Vorstandsbeschluss wurde die erste Mannschaft vor dem Spiel am Sonntag beim FC Sandzak Franfurt in Kenntnis gesetzt. „Das war schon ein Brett, das wir da vor den Kopf bekommen haben“, teilte Coach Carsten Weber mit. Die Reaktionen seien unterschiedlich ausgefallen. „Von Totenstille, über Tränen bis hin zu Galgenhumor war da alles dabei“, führte Weber weiter aus. Auch wenn die Punktausbeute in den letzten Wochen nicht mehr berauschend war, so hat die Niddaer Verbandsliga-Mannschaft eine tolle Aufstiegssaison hingelegt. Damit war nicht zu rechnen und das alles soll jetzt ganz schnell schon wieder zu Ende sein? Coach Carsten Weber („Es ist noch ein wenig Zeit praktikable Lösungen herbeizuführen“) mag sich damit noch nicht so recht anfreunden. Die Mannschaft wird die Saison im Aufstiegsjahr auf einem einstelligen Tabellenplatz beenden und hat zudem den Büdinger Kreispokal geholt. Rein sportlich bewertet also eine gute Saison. Umso unverständlicher ist es aus Sicht von Weber, „dass hier schon seit Wochen eine gewisse negative Grundstimmung herrscht, was natürlich auch den Spielern nicht verborgen bleibt“. Im Sinne der Attraktivität des Fußballs im heimischen Beritt kann man nur hoffen, dass die angestrebten Lösungen zeitnah noch gefunden werden. Coach Carsten Weber wünscht sich vor allem eines: „Eine Entscheidung, die den Spielern gerecht wird“. Foto: erg/Archiv



Aufrufe: 021.5.2018, 21:00 Uhr
Klaus Repp (Kreis-Anzeiger)Autor