Spitzenspiel: SC Verl reist zu RW Essen!

SCV-Präsident Bertels erinnert sich zurück

„Dieses Spiel hat sich die Mannschaft redlich verdient“, formulierte sein Vorgänger Dieter Brei Anfang Dezember 1994, als sich der SC Verl mit einem 5:2-Sieg gegen den Bonner SC sensationell an die Tabellenspitze der gerade neu gegründeten, seinerzeit sogar drittklassigen Regionalliga West gesetzt hatte und vor dem Finale um die Herbstmeisterschaft bei Rot-Weiß Essen stand.

„Natürlich werde ich dieses Spiel nie vergessen“, erinnert sich Raimund Bertels. Der heutige SCV-Vorsitzende war als rechter Verteidiger mit von der Partie, die knapp 18.000 vom Aufstieg träumende Zuschauern im Stadion an der Hafenstraße verfolgten. „Als wir richtig angekommen waren, stand es schon 0:2.“ Beide Tore gegen die von der lautstarken Kulisse sichtlich beeindruckten Verler erzielte der ehemalige Bundesligaprofi Christian Schreier. Für Dieter Brei war er „der einzige Unterschied“.

In der Halbzeitpause reagierte der Verler Trainer, wechselte für Bertels mit Gerrit Meinke einen weiteren Stürmer ein. Die Gäste kamen ins Spiel, aber nicht mehr heran. In der Halbzeittabelle reichte es für sie deshalb nur zu 24:10 Punkten und Platz zwei hinter RWE (25:9), aber noch vor Arminia Bielefeld (23:11). Am Ende der Saison waren die Schwarz-Weißen punktgleich mit dem FSV Salmrohr immer noch Zweiter, allerdings hinter Arminia Bielefeld und klar vor den Essener Rot-Weißen. Ein besseres Ergebnis haben sie seither weder in der dritt- noch in der viertklassigen Regionalliga erzielt.

Siebter Sieg in Folge für die Verler?

Ist die aktuelle Tabellenkonstellation vor dem 11. Spieltag am Sonntag ein gutes Omen für die formstarke und zuletzt sieben Mal in Folge erfolgreiche Mannschaft? „Wir denken nur von Spiel zu Spiel, damit sind wir bislang gut gefahren.“ Für Rino Capretti ist die Saison noch viel zu lang für Zielsetzungen. Sicher sein kann er sich allerdings, dass seine Spieler auf die Toppkulisse vorbereitet sind, die auch an diesem Sonntag wieder in Essen erwartet wird, wenn die Verler kommen. „Mich spornt es nur noch mehr an, wenn viele Zuschauer da sind“, sagt Zlatko Janjic, am Dienstag mit zwei Treffern der Matchwinner. „Ich habe noch nie in Essen verloren, warum sollte es dieses Mal anders sein, wenn wir weiter so mutig und so überzeugend spielen?“ Kapitän Julian Stöckner („Das sind doch die Spiele, für die man das alles macht“) legt an den Tag, was den SC Verl auch so stark macht – Selbstbewusstsein.

Und eines wird den Verlern nicht wieder passieren: Am 13. Dezember 1994, einem Dienstag, kamen sie erst kurz vor dem Anpfiff an der Hafenstraße an, weil sie nach einer Kaffeepause irgendwo im Pütt im Berufsverkehr stecken geblieben waren. „Wir haben uns im Bus umgezogen“, erinnert sich Raimund Bertels. Ungeklärt ist allerdings, inwieweit noch ein anderer Aufreger die Konzentration des 94er-Teams gestört hatte. In der Woche vor dem großen Spiel waren Vorstandsmitglieder und Akteure des Sport-Clubs ins Visier der Steuerfahndung geraten. Die Folgen beschäftigten den Verein über Jahre. „Doch so etwas ist heute unmöglich“, versichert Bertels.

Aufgelaufen ist der SCV-Chef seinerzeit in Essen mit Zdenko Militic, Stephan Ritz, Frank Warbende, Thomas Ostermann, Christian Meyer, Frank Scharpenberg, Christian Bouhier, Christian Korek, Angelo Vier und Ulf Raschke. Diese Mannschaft gilt vielen Verler Fußball-Fans als die beste des Sport-Clubs überhaupt. Zumindest bis zur aktuellen Spielzeit, in der sich die Schwarz-Weißen mal wieder in den Kreis der Aufstiegskandidaten gespielt haben.