2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
– Foto: Martinschledde

Ritzka: „Wir wollen so lange wie möglich oben mitspielen“

Regionalligist SC Verl strebt im Heimspiel gegen die Sportfreunde Lotte den neunten Sieg in Folge an. Ein 21-jähriger Neuzugang aus Hannover hat als Linksverteidiger voll eingeschlagen und sich zum unverzichtbaren Leistungsträger entwickelt. Er versucht aber, den Ball flach zu halten.

Zehn von zehn und alle über die volle Spielzeit – Lars Ritzka hat beim SC Verl auf Anhieb eingeschlagen. Er selbst schwächt die Formulierung ab: „Einschlagen tut eher ein Stürmer der in zehn Spielen sieben oder achtmal trifft“, womit er auf seine Mitspieler Zlatko Janjic und Aygün Yildirim anspielt. Aber der 21-jährige Linksverteidiger, der vor dieser Saison von Hannover 96 II kam, ist beim Regionalligisten sofort zu einer festen Größe geworden. Ritzka ist selbstbewusst genug, das nicht für eine Überraschung zu halten. „Ich habe ja auch in der Regionalliga Nord zwei Jahre lang viel gespielt.“

Traum vom Profi noch nicht aufgegeben

Insgesamt kam der gebürtige Hannoveraner auf 54 Einsätze für die U21 des aktuellen Zweitligaklubs, für den er zuvor schon in der U17- und U19-Bundesliga aktiv war. Als im Sommer sein Vertrag auslief, teilte ihm die Sportliche Leitung in einem „vernünftigen Gespräch“ (Ritzka) mit, dass sie ihn nicht auf dem Sprung in den Profikader sähen und seinen Platz in der U21 neu besetzen wollen. Über seinen Berater kam der Kontakt zum SCV zustande, und weil die Chemie passte, unterschrieb er hier einen Zweijahresvertrag. Der Verein vermittelte ihm eine Wohnung in Gütersloh, und er schrieb sich an der Uni Bielefeld für ein Lehramtsstudium in den Fächern Sport und Mathe ein. Die Hoffnung, den Sprung ins Profigeschäft zu schaffen, hat Lars Ritzka nicht aufgegeben. „Ich will nicht der ewige Regionalligaspieler werden“, sagt er: „Ich gebe mir noch drei, vier oder fünf Jahre, in denen ich den Fokus auf den Fußball legen will. Aber irgendwann muss man auch realistisch sein.“


»Ich mache keine außergewöhnlichen Sachen«

So klar wie seine Gedanken sind auch seine Aktionen auf dem Platz. Ritzka ist kein Irrwisch, der jeden Zentimeter Rasen umpflügt. Den 1,85 Meter großen Athleten zeichnet neben seiner starken Physis eine saubere Zweikampfführung und eine hohe Ball- und Passsicherheit bei der spielerischen Lösung enger Situationen aus. Als Verteidiger stehen bei ihm Zu-Null-Spiele höher im Kurs als Spiele, bei denen er zwei Tore vorbereitet. Der bescheidene Linksfuß („Ich mache keine außergewöhnlichen Sachen“) gibt aber zu, schon ein wenig stolz darauf zu sein, bereits mit fünf „Assists“ in der Liste vermerkt zu sein.

Dass es für den SC Verl so gut läuft, versüßt ihm den Abschied aus Hannover natürlich. „Acht Siege in Folge hatte ich ab der E-Jugend nicht mehr“, staunt Ritzka selbst ein wenig. Die vielen Lobeshymnen auf den Tabellenzweiten, gerade nach dem 4:1-Triumph in Essen, relativiert er: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt, und unser Trainer hat selbst gesagt, dass der Sieg zu hoch ausgefallen ist.“ Außerdem gibt er zu bedenken: „Es waren nicht alles Top-Teams, gegen die wir bisher gespielt haben.“


Aufstieg ab der kommenden Saison leichter?

Grundlage für den konstanten Erfolg sei die konzentrierte Arbeit und die Strategie, in kleinen Schritten zu denken: „Mit der Video-Analyse ist das alte Spiel abgehakt, und dann liegt der Fokus nur noch auf dem nächsten Spiel.“ Das habe auch nach dem Heimsieg über Bergisch-Gladbach funktioniert. „Da waren wir mit Ballbesitzfußball erfolgreich. Aber wir wussten, dass es in Essen vor allem über Einstellung geht.“

„Wir wollen so lange wie möglich da oben mitspielen“, gibt Lars Ritzka ein risikoloses Statement zu Protokoll. Innerhalb der Mannschaft sei ein Ziel vereinbart: „Man muss vorsichtig sein, was man sagt.“ Druck abzuwenden sei indes nicht der Grund für die Zurückhaltung. „Wir müssen nicht Erster werden, dafür sind Essen und Rödinghausen Favorit. Und wenn wir am Ende Zweiter oder Fünfter werden, greifen wir eben nächstes Jahr wieder an.“ Was einen Vorteil hätte: Während der Meister 2020 in Playoffspielen gegen den Nordostmeister antreten muss, steigt der Westmeister ab 2021 direkt in die 3. Liga auf.

In das Verler Heimspiel am Freitag, 4. Oktober 2019, um 19 Uhr gegen die aus der 3. Liga abgestiegenen Sportfreunde Lotte geht Lars Ritzka ohne Sorge vor einem Spannungsabfall nach dem Coup in Essen. Und er warnt: „Man darf Lotte auf keinen Fall am derzeitigen 9. Tabellenplatz messen.“

Aufrufe: 02.10.2019, 14:45 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor