Zwei Teams, zwei Großbaustellen

Schon mit Beginn der Winterpause sah es ganz düster aus in Sachen Klassenverbleib für den SC Union Nettetal. Nach den bisherigen zwei Punktspielen im neuen Jahr hat sich die Lage nochmal verschlechtert. Zwei knappe Niederlagen haben vor dem nächsten Auswärtsspiel beim VfB Hilden nicht nur den Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz weiter anwachsen lassen, auch ihr Zustandekommen war nicht gut für das Selbstvertrauen. Der Negativlauf von mittlerweile zehn Partien ohne Sieg (darunter nur zwei Unentschieden) bleibt nicht ohne Folgen. Immer wieder ist von unzufriedenen Spielern zu hören.

Das hat auch mit der zweiten Großbaustelle in der Fußballabteilung zu tun. Denn weil die Reserve des SCU in der Kreisliga A Kempen/Krefeld ebenfalls bis zum Hals im Kampf gegen den Abstieg steckt, versucht der Verein so viele Spieler wie möglich aus der Erstvertretung nach unten abzugeben. Im ersten A-Liga-Spiel des Jahres daheim gegen den TSV Bockum waren gleich vier Akteure aus dem Oberliga-Kader dabei, dennoch setzte es eine 1:2-Niederlage. Das lag aber auch daran, so war zu hören, dass die Einstellung nicht bei allen der nach unten abgegeben Kicker optimal war. „Wenn man Spieler nach unten abgibt, brauchst du auch Spieler, die Willens sind, das Beste zu geben“, sagt Abteilungsleiter Dirk Riether. Er gesteht, dass der bisherige Saisonverlauf in dieser Hinsicht Defizite zutage gefördert hat: „Im Misserfolg zeigt sich, dass wir in Sachen Teamgedanke Probleme haben.“

Das bestätigt auch Oberliga-Führungsspieler Dominik Dohmen in einem Interview mit dem Fußballportal FuPa: „Man hat gemerkt, dass der Teamgedanke, der während der Aufstiegssaison und in der ersten Oberliga-Saison ungemein groß war, im Laufe der aktuellen Saison ein bisschen abhanden gekommen ist.“ So stellt sich die Frage, wie der Verein künftig mit den beiden Großbaustellen umgeht. Zumal Riether in einem Interview mit unserer Redaktion betont hatte, dass es auf keinen Fall dazu kommen werde, dass beide Mannschaften absteigen. Er meinte damit, dass verstärkt Spieler aus der Erstvertretung in der A-Liga aushelfen sollten, wenn es in der Oberliga keine Hoffnung mehr gibt. Davon rückt er aktuell aber ab: „Aufgrund der Verletzten in der Ersten wird das sehr schwer. Wir uns in der Oberliga wettbewerbstauglich zeigen“, erklärt der Abteilungsleiter.

So half voriges Wochenende bei der deftigen 0:8-Pleite der Reserve gegen Teutonia St. Tönis auch nur Torwart Tim Tretbar in der Reserve aus. Viel mehr Unterstützung darf der im Winter gekommene Trainer Milun Novakovic im schweren Auswärtsspiel beim VfB Uerdingen auch nicht erwarten, denn die angespannte Personallage in der Oberliga hält weiter an. Besonders bitter ist, dass in Hilden auch noch der so wichtige Dohmen wegen seiner fünften Gelben Karte pausieren muss. „Deswegen denke ich über eine Systemumstellung nach“, erklärt SCU-Coach Andreas Schwan. In der schweren Lage sucht er nach Lösungen, um trotz der schwierigen Gemengelage endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis zu feiern.

Denn klar ist, dass Union Nettetal dringend Punkte braucht, um wenigstens noch eine kleines Fünkchen Hoffnung zu erhalten. Wie schwer es in Hilden wird, zeigt der Umstand, dass der VfB unter der Woche sein Heim-Nachholspiel gegen die SF Baumberg mit 3:1 gewann.

Riethers Rechnung für die nächsten Wochen zeigt die Dramatik: „Aus den nächsten drei Spielen müssen sieben Punkte her, sonst war’s das.“ Die Zweite Mannschaft hat er trotz allem noch nicht abgeschrieben. Wobei er auch eine kleine Hoffnung darauf setzt, dass ab April Spieler aus der A-Jugend bei den Senioren aushelfen können. „Aber ganz ohne Spieler aus der Ersten wird es nicht gehen“, sagt Riether. Viel wird also davon abhängen, wie sich die Personallag im Nettetaler Oberligakader entwickelt.