2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Die Start-"Sieben" des Türkischen SV Wiesbaden, die nach 15 Minuten und nur noch zu sechst das Handtuch wirft. Foto: Heli
Die Start-"Sieben" des Türkischen SV Wiesbaden, die nach 15 Minuten und nur noch zu sechst das Handtuch wirft. Foto: Heli

Farce nach 15 Minuten beendet

Türkischer SV Wiesbaden reist mit sieben Spielern an und gibt nach 0:4 auf / Unwürdiges Schauspiel

WATZENBORN-STEINBERG. Dass ein solches Szenario vielleicht mal in der B-Klasse vorkommt -nicht völlig auszuschließen. Dafür ist es eben die unterste Liga. Das Trauerspiel trug sich jedoch in der Verbandsliga zu und wirft ein schlechtes Bild auf den Türkischen SV Wiesbaden.
Was war geschehen? Eigentlich hätte gestern um 20 vor vier die Schlussphase der ersten Halbzeit in der Partie zwischen Spitzenreiter SC Teutonia Watzenborn-Steinberg und dem Team aus der Landeshauptstadt laufen sollen. Stattdessen schleppten die Pohlheimer ein Tor auf die Mittellinie, streiften sich Leibchen über und begannen ein Trainingsspiel über den halben Platz.

Schiedsrichter Daniel Losinski hatte die Begegnung nach einer Viertelstunde beim Stand von 4:0 für den Tabellenführer abgebrochen, weil die Gäste nur noch zu sechst (!) auf dem Feld standen und sprichwörtlich das Handtuch warfen, wie es die Spielordnung des Hessischen Fußballverbandes erlaubt.

Teutonia Watzenborn-Steinberg - Türk. SV Wiesbaden 4:0 Abbruch

Wie aber hatte es so weit kommen können? Bereits unter der Woche wurde gemutmaßt, die krisengeschüttelten Wiesbadener würden angesichts von Sperren (auch aufgrund nicht gezahlter Sozialabgaben),Verletzungen und Erkrankungen erst gar nicht nach Watzenborn reisen. Der Klassenprimus sei der am Freitagabend vorgetragenen Bitte, das Spiel daher zu verlegen, nicht nachgekommen, erklärte SV-Trainer Mahir Sahin.

Diesen Versuch, sich aus der Verantwortung zu stehlen, wies SC-Coach Daniel Steuernagel strikt von sich und seinem Klub: „Wir haben den schwarzen Peter nicht. Sie hätten sich an den Klassenleiter wenden können. Genau dafür gibt es Statuten, um ein Spiel ab- und neu anzusetzen. Außerdem hätte die Möglichkeit bestanden, aus der zweiten Mannschaft aufzufüllen.“

Genau diese eigentlich logische Maßnahme ergriffen die Gäste aber nicht. Dem Vernehmen nach trat die Reserve zeitgleich mit neun Mann in der Kreisoberliga Wiesbaden an, um keine Strafe wegen Nichtantretens zu riskieren. Und nur darum ging es auch in Watzenborn, was zunächst einmal auch den Unparteiischen Losinski ins Schwitzen brachte, der übrigens knapp 160 Kilometer Anfahrt hinter sich hatte. Losinski musste den seltenen Fall im Regelwerk nachblättern, ab welcher Spieleranzahl ein Abbruch vorgenommen werden kann. Denn dass sich der Tabellenletzte mit seinen sieben Akteuren der Steuernagel-Elf nicht über 90 Minuten stellen würde, war klar.

Nach einer grotesken Viertelstunde und den Toren von Kian Golafra (2.), Erdinc Solak (10.) und Tomi Pilinger (14. und 15.) hatten sie genug: Einer der sieben Aufrechten „verletzte“ sich, womit das unwürdige Schauspiel endlich ein Ende nahm. Oder auch nicht.

„Wir wollen den Spielbetrieb bis zum Saisonende aufrechterhalten“, gab Mahir Sahin nach dem Spiel zu Protokoll. Aber bitte nicht noch einmal auf diese Art und Weise.

Aufrufe: 09.11.2014, 21:58 Uhr
Thomas SuerAutor