2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait

Martin Przondziono: Aus dem Altkreis in die Bundesliga!

Der neue Sportchef des SC Paderborn hat eine ziemlich bewegte Vergangenheit beim TuS Solbad Ravensberg gehabt. Hier ist seine Geschichte.

Es war ein Transfer, der im September 2004 alle anderen im heimischen Fußball in den Schatten stellte. Mit großen Ambitionen war Aufsteiger TuS Solbad Ravensberg in die A-Liga-Saison gestartet, jetzt kam noch ein Kicker dazu, dessen Verpflichtung den Durchmarsch in die Bezirksliga zur Formsache machen sollte: Martin Przondziono, zwischen 1992 und 1994 im Kader des Bundesligisten Werder Bremen, später beim 1. FC Nürnberg in der zweiten Liga und für Preußen Münster in der Regionalliga am Ball, wollte nach eigener Aussage „wieder Freude am Fußball entwickeln“. Der TuS schien im dafür die richtige Adresse. Geld, so beteuerte der damals 35 Jahre alte Medienberater, kassierte er für seine Zusage nicht. „Denn dann hätte ich automatisch Verpflichtungen, die ich nicht eingehen will“.

In einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“, wie sich der damalige Obmann Frank Fister heute erinnert, organisierte der Verein die Spielberechtigung, stellte Przondziono dafür sogar als erstem Spieler überhaupt einen Amateurvertrag aus. Und der Mann, den Trainer Jörg Pudel bei seiner Vorstellung als „typischen Zehner“ bezeichnete, erfüllte die Erwartungen auf Anhieb. Sogar Ansgar Brinkmann war nach Pium gekommen, um zu sehen, wie der Debütant beim 5:0-Derbysieg über den BV Werther die ersten beiden Treffer von André Graul auflegte und später per Handelfmeter noch selbst traf. Trotzdem fand der prominente Neuzugang: „Das ist noch ausbaufähig. Man hat gemerkt, dass ich lange pausiert habe.“

Bei seinen Mitspielern war Martin Przondziono bald hoch angesehen. „Er ist der verlängerte Arm des Trainers und bester Freistoßschütze der Liga“, schrieben sie im Meistersteckbrief über den Ex-Profi und frotzelten: „Wenn es nach ihm ginge, müssten wir uns zwei Stunden vor dem Spiel treffen. So lange braucht er um seine Gelenke zu tapen.“ Mit seiner Erfahrung und spielerischen Klasse war der Leitwolf der Aufsteigermannschaft natürlich auch in der Bezirksliga noch eine große Nummer. „Prziondzono führt TuS Solbad an die Tabellenspitze“, titelte das Haller Kreisblatt nach dem 3:2-Auswärtssieg bei der TSG Harsewinkel am dritten Spieltag.


„Ich halte uns nach wie vor für eine Topfavoriten auf den Aufstieg“

Doch die Euphorie währte nicht lange. Verletzungen von Przondzionos kongenialem Mittelfeldpartner Igor Sreckovic und Torwart Oliver Nestmann schwächten das Team. Solbad rutschte auf Platz drei ab. Nach der 1:5-Pleite gegen den VfR Wellensiek verloren die Verantwortlichen die Geduld. Sie feuerten Pudel – und installierten Przondziono als Nachfolger. „Ich halte uns nach wie vor für eine Topfavoriten auf den Aufstieg“, sagte der. Zum Sprung in die Landesliga reichte es zwar nicht mehr, auch weil Przondziono wegen einer erneut aufgebrochenen Knieverletzung selbst lange Zeit ausfiel.

Immerhin aber stabilisierte sich das Team unter seiner Führung wieder und schloss die Saison als Dritter ab. Rücktritt nach dem fünften Spieltag Grund genug für Frank Fisters Bruder David, vor Beginn der Spielzeit 2006/07 eine Kampfansage an die Konkurrenz zu schicken: „Wir wollen beste Altkreismannschaft werden“, dröhnte der finanzkräftige Sponsor in Richtung Steinhagen und Peckeloh. Gleichzeitig setzte er die Spieler damit einem Druck aus, dem sie offenbar nicht standhalten konnten – oder wollten. „Die Differenz zwischen dem, was ich investiere, und dem, was von der Mannschaft zurückkommt, war zuletzt einfach zu groß“, sagte Martin Przondziono, als er nach nur fünf Punkten aus fünf Spielen im September 2006 seinen Rücktritt erklärte.

13 Jahre später kickt der TuS Solbad in der Kreisliga B. Martin Przondziono dagegen hat den Sprung in die Bundesliga geschafft. „Dass er Ahnung von Fußball hat, war klar. Und sehr sprachgewandt war er auch damals schon“, ist Frank Fister von der Entwicklung nicht überrascht. Persönlichen Kontakt haben die beiden heute nicht mehr. „Aber dafür“, sagt Frank Fister schmunzelnd, „kann ich ihn demnächst ja öfter im Fernsehen sehen.“


SC Paderborn gegen Ipswich Town in Steinhagen

Einer seiner ersten offiziellen Auftritte als neuer Sportchef des SC Paderborn führt Martin Przondziono nach Steinhagen. Am Samstag, 6. Juli, um 15 Uhr bestreitet der Bundesligist im Cronsbachstadion ein Testspiel gegen den englischen Zweitligisten Ipswich Town. Przondziono wird bei dieser Gelegenheit auch auf einen ehemaligen Mitspieler vom TuS Solbad Ravensberg treffen: Oliver Nestmann ist seit kurzem Abteilungsleiter der gastgebenden Spvg. Steinhagen.

„Wir rechnen mit einer vierstelligen Zuschauerzahl“, sagt Nestmann. 1.350 Fans waren beim bislang letzten Auftritt der Paderborner in Steinhagen dabei. Am 4. September 2016 setzte sich der damalige Drittligist in der ersten Runde des Westfalenpokals nach einem 0:1-Rückstand mit 8:1 gegen Landesligist Spvg. durch.

Aufrufe: 013.6.2019, 11:45 Uhr
Christian Helmig / FuPaAutor