2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Duell um den Aufstieg: Seit zwei Spielzeiten hat der Sportkreis Paderborn nur noch einen festen Aufstiegsplatz zur Bezirksliga. So mussten der SC BW Ostenland um Torjäger Enrik Hesse (r.) und die FSV Bad Wünnenberg/Leiberg um Pascal Lange in dieser Saison in der Relegation um ein Bezirksliga-Ticket kämpfen. Drei kleinere Sportkreise aber erhalten nun einen halben Aufstiegsplatz dazu. Foto: Pia Kut
Duell um den Aufstieg: Seit zwei Spielzeiten hat der Sportkreis Paderborn nur noch einen festen Aufstiegsplatz zur Bezirksliga. So mussten der SC BW Ostenland um Torjäger Enrik Hesse (r.) und die FSV Bad Wünnenberg/Leiberg um Pascal Lange in dieser Saison in der Relegation um ein Bezirksliga-Ticket kämpfen. Drei kleinere Sportkreise aber erhalten nun einen halben Aufstiegsplatz dazu. Foto: Pia Kut

Verband sorgt für Unmut

Die Verantwortlichen des Sportkreises Paderborn sind über eine Entscheidung des Verbandsfußball-Ausschusses in Sachen Bezirksliga-Aufsteiger zutiefst verärgert

Dreieinhalb Wochen vor dem Saisonstart änderte der Verbandsfußball-Ausschuss (VFA) des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW) jetzt noch einmal die Zahl der Bezirksliga-Aufsteiger. Aus den 29 Fußballkreisen werden nun 38 statt 36 A-Liga-Teams am Ende der Spielzeit 2018/2019 den Sprung auf die überkreisliche Ebene schaffen. Grund dafür ist eine Empfehlung des Verbandssportgerichtes. Und was sich zunächst nicht sonderlich spektakulär anhört, löst bei den Verantwortlichen des Fußballkreises Paderborn viel Unmut und Unverständnis aus.

Zum Hintergrund: Die A-Liga-Meister der FLVW-Kreise Arnsberg, Lüdenscheid und Beckum sollten ab der Saison 2018/2019 nicht mehr direkt in die Bezirksliga aufsteigen. Die besagten Sportkreise legten jedoch Beschwerde beim Verbandssportgericht ein. Und dieses erklärte am vergangenen Montag, dass die vom Verbandsfußball-Ausschuss beschlossene Regelung gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen könne. Daher sprach das Sportgericht die Empfehlung aus, dass auch künftig jeder A-Liga-Meister direkt in die Bezirksliga aufsteigt.

Dieser Empfehlung kam der VFA am Mittwochabend nach. Ergebnis: Arnsberg, Beckum und Lüdenscheid erhalten allesamt einen sicheren Bezirksliga-Platz. Um auf die Zahl von 38 Aufsteigern zu kommen, darf zudem der A-Liga-Vizemeister aus dem Kreis Höxter in der Saison 2018/2019 an der Relegation teilnehmen.

„Das sollte wohl ein salomonisches Urteil sein. Aber als Fusionskreis fühlen wir uns ziemlich gelackmeiert", sagt der Paderborner FLVW-Kreisvorsitzende Dietmar Ape und fügt an: „Die Entscheidung ist bei uns eingeschlagen wie eine Bombe. Für uns ist das ein sehr, sehr großes Problem, denn wir fühlen uns als Fusionskreis stark benachteiligt." Der Kreis-Chef ist stinksauer, dass der Verbandsfußball-Ausschuss „eingeknickt ist", so Ape.

Schon 2017/2018 hatte der Verband beide Augen zugedrückt. Damals erhielten Beckum und Lüdenscheid einen Bezirksliga-Aufstiegsplatz, obwohl deren A-Liga-Meister eigentlich in die Relegation gemusst hätte. „Wir haben als Kreis damals Beschwerde eingelegt. Doch angeblich waren wir nicht beschwerdeberechtigt", berichtet Ape.


"Entscheidung ist ein Torpedo gegen unseren Sportkreis"


Immerhin wurde daraufhin eine Arbeitsgruppe gebildet, die die Zahl der Aufsteiger nach dem so genannten „Hare-Niemeyer-Verfahren" exakt berechnete. Für den Kreis Paderborn blieb es bei 1,5 Aufsteigern. Arnsberg, Lüdenscheid und Beckum fielen dagegen von 1,0 auf 0,5 Aufsteiger. Doch die drei Kreise hatten mit ihrer Beschwerde Erfolg. Und so hat ein kleiner Sportkreis wie Beckum, in dem nur 46 Kreisliga-Seniorenteams für die Saison 2018/2019 gemeldet haben, weiterhin einen festen Aufstiegsplatz. „So eine Entscheidung ist ein Torpedo gegen unseren Sportkreis", ärgert sich Dietmar Ape.

„Ich kann verstehen, dass der Kreis Paderborn sauer ist. Für mein Rechtsempfinden ist das auch ungerecht", erklärt Manfred Schnieders. Zugleich wirbt der FLVW-Vizepräsident Fußball um Verständnis für den VFA. Denn wäre dieser nicht der Empfehlung des Verbandssportgerichts gefolgt, hätte kurz vor dem Saisonstart ein längerer Rechtsstreit gedroht. „Trotzdem halte ich es für einen faulen Kompromiss", sagt Schnieders.

Schließlich würden somit auch Fußballkreise belohnt, die sich bei der Strukturreform anders als Paderborn und Büren einer gewünschten Fusion verweigert hatten. „Wir werden jetzt mit unseren Juristen daran arbeiten, eine gerechtere Lösung für die kommenden Spielzeiten zu finden", verspricht der FLVW-Vize.

Die Änderungen durch den Verbandsfußball-Ausschuss haben unterdessen auch Auswirkungen auf die Relegation: So wird der Höxteraner Vizemeister in dieser Saison gegen den Relegationsteilnehmer aus dem Kreis Paderborn um ein Bezirksliga-Ticket kämpfen. In den vergangenen beiden Spielzeiten hatten die Paderborner Klubs gegen den Bielefelder A-Liga-Vizemeister gespielt und jeweils die Oberhand behalten.

KOMMENTAR

Undank ist der Welten Lohn

Vor fünf Jahren fusionierten die Sportkreise Büren und Paderborn unter dem damaligen Kreisvorsitzenden Siegfried Hornig zum FLVW-Kreis 8 Paderborn. Es war eine Entscheidung mit Vorbildcharakter, denn es waren die ersten beiden Kreise, die diesen Schritt wagten. Fusionsgegnern aus dem damaligen Sportkreis Büren, die den Verlust ihres Bezirksliga-Aufsteigers beklagten, wurde entgegengehalten, dass ihr Fußballkreis in absehbarer Zeit ohnehin keinen direkten Aufstiegsplatz mehr erhalten würde. Schließlich sei künftig allein die Zahl der gemeldeten Mannschaften ausschlaggebend.

Doch gegen diesen Grundsatz verstößt der Verbandsfußball-Ausschuss des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen nun ein weiteres Mal, indem er Fusionsverweigerern wie Arnsberg, Beckum und Lüdenscheid einen halben zusätzlichen Bezirksliga-Aufstiegsplatz zuschanzt. Der VFA fällt damit vor allem all jenen Kreisen in den Rücken, die den Wünschen des Verbandes nachgekommen sind.

Die Verantwortlichen des Sportkreises Paderborn sind zurecht stinksauer. Denn sie stehen jetzt auch gegenüber ihren Vereinen dumm da. Was sollen sie den Kritikern auf Kreisarbeitstagungen künftig noch entgegenbringen, wenn man sich nicht auf den eigenen Landesverband verlassen kann?
Das Vorgehen des Verbandsfußball-Ausschusses schadet hierbei ausgerechnet dem Kreis, der sich penibel ans Verbandsrecht hält und dabei auch ziemlich unpopuläre Entscheidungen trifft - da rutscht dann schon mal ein sportlicher A-Liga-Absteiger, der seit Monaten für die B-Liga plant, plötzlich in die C-Liga, weil er eine Frist nicht einhält.

Letztlich ist es kein allzu großer Unterschied, ob 36 oder 38 Mannschaften aus 29 Fußballkreisen in die Bezirksliga aufsteigen. Für den Sportkreis Paderborn aber ist es ein schmerzhafter Vertrauensverlust. Der Kreisvorstand hat zumindest ein Stück weit das Vertrauen in den Verband verloren. Und bei einigen Vereinen dürfte das Vertrauen in den Sportkreis erschüttert sein.

Aufrufe: 020.7.2018, 07:30 Uhr
Frank BeinekeAutor