2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
– Foto: Roger Keller
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Der Fussballstudent

Der Bülacher Liridon Berisha im Portrait

Fussball war für Liridon Berisha lange bloss ein Hobby. Dann wechselte er mit 16 Jahren zum FC Zürich. Heute ist der 23-jährige Fussballprofi, so halb jedenfalls, und möchte irgendwann mal Anwalt werden.

Liridon Berisha war 15 Jahre alt als er zum ersten Mal im Kader einer 1. Mannschaft stand. Beim FC Bülach, in der 3. Liga. Männerfussball im Juniorenalter. Berisha galt als grosses Talent des Zürcher Fussballvereins und war bisher nicht, wie so viele Talente aus der Region, in die Ausbildungszentren von GC oder dem FC Zürich abberufen worden.

Jahre zuvor gab es ein kurzes Probetraining beim GC-Nachwuchs, aufgenommen wurde er auf dem Campus des Rekordmeisters aber nicht. So besuchte Liridon Berisha das Gymnasium und kickte zwei, dreimal in der Woche mit Kollegen beim FC Bülach. «Es war ein sehr unbeschwerter Fussball. Ohne Druck mit viel Leidenschaft und Freude.»

In Hochfelden gleich neben Bülach wuchs Liridon Berisha auf. Dort wohnt er noch heute. Ungefähr 20 Autominuten ausserhalb von Zürich. Seine Eltern wanderten Anfang der neunziger Jahre aus dem Kosovo in die Schweiz ein. Ihre drei Kinder kamen alle hier zur Welt. Liridon hat einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Seinem Bruder folgte er mit sieben Jahren auf den Fussballplatz zum FC Bülach.

– Foto: Roger Keller

«Ich war mit viel Ehrgeiz dabei, liess mein Herz immer auf dem Platz.» Dazu kam seine Begabung mit dem Ball, der linke Fuss, überdurchschnittlich, das Zweikampfverhalten gut genug um mit 15 als Stammspieler in der 3. Liga aufzulaufen. «Mein Ziel war und ist es, so hoch wie möglich Fussball zu spielen. Und ich traute mir damals mehr zu als die 3. Liga.»

Er meldete sich nochmal bei einem Zürcher Grossclub. Dieses Mal beim FC Zürich. Auch da: Probetraining. Liridon Berisha schaffte den Sprung und wechselte als 16-Jähriger vom FC Bülach in die U17-Mannschaft des FC Zürich. Vom Männerfussball in den Juniorenfussball.

«Ich frage mich heute manchmal, wo ich stünde, wenn ich früher im Spitzenfussball gelandet wäre. Wenn ich diese Techniktrainings und Lauftrainings auch gehabt hätte.» Auf der anderen Seite konnte der 23-Jährige unbeschwert Fussballspielen, ohne den ungesunden Konkurrenz- und Leistungsdruck des Juniorenspitzenfussballs.

«Ich hatte abgeschlossen mit dem Spitzenfussball.»

Liridon Berisha ist keiner, der sich wichtige Entscheide leicht macht. Er kalkuliert, wägt ab und denkt über den Fussball hinaus. Die Entwicklung vom Freizeitfussballer zum Profi verdankt er zu grossen Teilen seiner Einstellung und seinen Entscheiden abseits des Feldes. Ein Beispiel: Nach zwei durchaus erfolgreichen Saisons im FCZ-Nachwuchs stieg er als Captain der U18 in die U21 auf. Dort liess ihn Trainer Arthur Petrosyan allerdings vor allem auf der Bank, wenn überhaupt. «Es war eine Saison zum vergessen für mich.»

Nach dieser einen Spielzeit mit Zürichs U21 meldete er sich zum Jus-Studium an der Uni Zürich an, verliess den Stadtclub und wechselte in die 1. Liga zum FC Seefeld. Zurück also in den Männerfussball. «Ich hatte abgeschlossen mit dem Spitzenfussball.» Das Studium stand im Fokus, er bekam einen Job bei Ex Libris im Kundendienst und kickte zwei, dreimal pro Woche bei Seefeld.

Der Fussball rückte in der Lebenshirarchie nach unten, «und das war in Ordnung für mich.» Beim FC Seefeld machte er 26 Partien in der ersten 1.-Liga-Saison. Er merkte aber wieder, ich kann mehr. So kehrte der Spitzenfussball im Sommer 2017 zurück in sein Leben.

– Foto: Roger Keller

Ludovic Magnin wurde beim FCZ vom U18 zum U21 Trainer befördert. Jener Magnin der Liridon Berisha zuvor in der U18 trainierte. «Wir hatten ein gutes Verhältnis, also schreib ich ihm. Er meinte, ich solle kommen, obwohl ich nach einem Jahr in der 1. Liga mit nur drei Trainings pro Woche wohl nicht fit genug wäre.»



Wieder Spitzenfussball beim FCZ-Nachwuchs also, und Jus-Studium, geht das zusammen? Berisha wägte ab und versuchte es. Ein Leben zwischen Vorlesungssaal und Fussballplatz. «Ich wollte beides und wurde ja zu nichts gezwungen. Wenn es nicht geht, kann ich es ändern.» «Lensen & Partner» hat er als Kind oft geschaut. Die Anwaltsserie, die so tat als zeige sie Fälle aus dem Leben, echt und ungeschnitten. Eigentlich lief alles nach Drehbuch ab. «Mich faszinierte diese Serie und seither lässt mich die Idee Anwalt zu werden nicht mehr los.»

«Es fiel mir sehr leicht mich beim SCK einzuleben und mich wohl zu fühlen.»

Im kommenden Sommer will Liridon Berisha seinen Bachelor-Abschluss machen, als Stammspieler in der Challenge League. «Auch wenn die Kombination Studium und Fussball oft sehr anstrengend ist, ich kann mir momentan nicht vorstellen nur Fussball zu spielen. Mir hilf mein Studium auch auf dem Platz. Es nimmt mir Druck und gibt mir Sicherheit. Ich muss nicht gut spielen, weil ein Scout auf der Tribüne sitzt oder ich an den nächsten Karriereschritt als Fussballer denken muss. Bei mir sind es 90 Minuten Leidenschaft und Freude. Ich geniesse es. Gewinnen will ich immer, aber unabhängig vom Spielausgang, am nächsten Tag sitze ich wieder in der Uni und wälze Bücher.»

Zum SC Kriens kam Liridon Berisha nach eineinhalb Jahren in der Promotion League mit der U21 des FC Zürichs. Dort trainierte er zuletzt unter dem ehemaligen SCK-Trainer Marinko Jurendic. «Ich hätte weiter in der U21 spielen können, wollte aber zurück in den Männerfussball und ich fühlte mich bereit für diese Aufgabe.»

– Foto: Roger Keller

Bruno Berner kannte er aus dessen Zeit als Nachwuchstrainer beim FCZ. Berisha nahm das Heft einmal mehr in die eigene Hand, rief Bruno Berner an, ging zum Probetraining ins Kleinfeld und blieb. «Kriens ist familiär, sehr persönlich, es fiel mir sehr leicht mich einzuleben und wohl zu fühlen. Nur dass wir damals um 18.30 Uhr trainierten und ich an vier Abenden in der Woche erst um 23.00 Uhr zu Hause war, war gewöhnungsbedürftig.»

Inzwischen haben sich die Strukturen beim SCK geändert, sie sind professioneller geworden. Das heisst die Trainings finden früher statt, der Staff wurde vergrössert, der Verein hat sich um die 1. Mannschaft weiterentwickelt.

«Mir ist es wichtig, die SCK-Werte, die ich von Spielern wie Dani Fanger oder Marco Wiget erfahren habe, nun weiterzugeben.»

«Aber der SCK ist ein Verein geblieben, bei dem man sich als Spieler wohl fühlt, einer der dir Halt geben kann, weil du dich in einem familiären Umfeld bewegst und hier Fehler verziehen werden, vorausgesetzt du lässt dein Herz auf dem Platz und hängst dich bedingungslos rein.» Viele die anderswo scheitern, blühen im Kleinfeld wieder auf, sagt Liridon Berisha.

Er selber ist in seiner dritten Saison beim SCK auf dem Weg zum Führungsspieler. Mit 23 Jahren keine Selbstverständlichkeit. «Eine solche Rolle muss man sich verdienen. In erster Linie durch gute Leistungen. Mir ist es wichtig, die SCK-Werte, die ich von Spielern wie Dani Fanger oder Marco Wiget erfahren habe, nun weiterzugeben.»

– Foto: Roger Keller

Im kommenden Sommer, wenn er seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche hat, kann er sich vorstellen zum ersten Mal in seinem Leben nur auf die Karte Fussball zu setzen.

«Andererseits, wenn ich direkt weiter studiere habe ich voraussichtlich in zwei Jahren meinen Masterabschluss und auch dann noch genügend Zeit, mich nur auf den Fussball zu konzentrieren.» Liridon Berisha wird erneut abwägen müssen. Mit der Gewissheit, das seine Entschlüsse bisher ganz gut passten, ansonsten wäre aus dem 3.-Liga-Spieler Berisha nie der Challenge-League-Spieler Berisha geworden.

Das Portrait wurde uns freundlicherweise vom SC Kriens zur Verfügung gestellt.

Aufrufe: 019.1.2021, 16:18 Uhr
SC KriensAutor