2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Torsten Horn Der Jugendspielleiter plädiert für einen geregelten Trainingsbetrieb
Torsten Horn Der Jugendspielleiter plädiert für einen geregelten Trainingsbetrieb

Die Forderung der Ermöglichung von Kinder- und Jugendsport wird größer

DFB und BLSV fordern eine Erlaubnis

DFB: Im Konflikt mit den neuen Vorschriften, dem Trainingsverbot. Offizielle von verschiedenen Sportarten können die Regularien nicht nachvollziehen.

Freising Dürfen sie oder dürfen sie nicht? Bis mindestens Ende November ist jeglicher organisierte Sportbetrieb untersagt, das hat die Bundesregierung für den neuerlichen Lockdown so angeordnet. Doch genau dagegen regt sich Widerstand, allen voran durch die Verantwortlichen des Deutschen Fußballbunds (DFB). Diese haben sich ausdrücklich dafür ausgesprochen, den Trainingsbetrieb auch im Amateurbereich und vor allem für Kinder und Jugendliche sofort wieder freizugeben.

Auch der Bayerische Landessportverband (BLSV) schließt sich dieser Forderung an, spricht in einer Mitteilung sogar davon, dass Sport ein Teil der Lösung zur Pandemiebekämpfung sei. „Eine elementare Bedeutung kommt dabei der Ermöglichung des Kinder- und Jugendsports zur Gesunderhaltung zu“, heißt es in einer Mitteilung.

Wir haben uns bei mehreren Sport-Verantwortlichen im Landkreis umgehört. Sport und Bewegung, das ist zu erkennen, würde durchaus guttun.

Torsten Horn echauffiert sich über das Vereinssportverbot im November

Beinahe in Rage redet sich Torsten Horn, als Jugendspielgruppenleiter zuständig für alle Nachwuchsfußballer im Landkreis Freising. Er stimme der Forderung des DFB vollumfänglich zu, gesteht Horn ohne Umschweife. „Wenn ich aus dem Fenster schaue“, echauffiert er sich, „dann kriege ich eine Krawatte.“ Das schönste Wetter sei das grad aktuell, doch die Kinder und Jugendlichen müssten drinnen sitzen. „Die hocken dann am PC und werden dick und fett“, Sport, lautet der Tenor beim obersten Jugendfußballleiter des Landkreises, würde da helfen. Zudem bestünde beim Vereinssport wenigstens die Chance, die Zusammentreffen der Jugendlichen zu kontrollieren. „Wer sich stattdessen am Bolzplatz trifft, das bekommt doch niemand mit!“ Zudem sei der Fußball ja gerade prädestiniert, erläutert Horn weiter, einen geregelten Trainingsbetrieb zu ermöglichen. „Im Landkreis haben wir mittlerweile viele gute Kunstrasenplätze, auf denen kann man auch, wenn’s kälter wird, wunderbar trainieren.“ Und – fünf Euro ins Phrasenschwein – es gebe doch kein schlechtes Wetter, so Horn, sondern nur die falsche Kleidung. „Das hat meine Mama früher schon gesagt.“

Zurückhaltender bewertet der BLSV-Kreisvorsitzende Flo Warmuth das aktuelle Bestreben, vor allem Kindern und Jugendlichen den Sport wieder zu ermöglichen. „Generell bin ich natürlich schon stark dafür“, erklärt Warmuth, schiebt jedoch sofort das Aber hinterher. Denn noch sei nicht abschließend geklärt, ob und in welchem Maße Kinder und Jugendliche die Übertragung des Corona-Virus’ fördern würden oder – wie oft behauptet – keinen bis wenig Einfluss darauf haben. „Wenn sich herausstellt, dass Kinder und Jugendliche hier eher keine Rolle spielen, dann bin ich natürlich auch dafür, ihnen den Sport wieder zu ermöglichen.“ Noch fehlen dazu aber repräsentative Studien. Prinzipiell würde es der oberste Sport-Funktionär des Landkreises aber schon begrüßen, wenn Heranwachsende sich wieder in den Vereinen treffen könnten. Vor allem im sozialen Bereich hätten die Vereine einen unschätzbaren Anteil, lobt Warmuth, zudem „ist es wichtig, dass sich Kinder und Jugendliche bewegen.“ Und das gehe eben vor allem über den Vereinssport. Denn: „Selbstständig, etwa durch Spazierengehen oder Joggen, machen die wenigsten Sport“, so Warmuth weiter. Dass eine erneute Phase ohne Teamsport, vielleicht sogar mehrere Monate, einen Mitgliederschwund mit sich bringen würde, glaubt Freisings BLSV-Chef eher nicht. Auch im Frühjahr habe es ja eine längere Phase ohne Vereinsaktivitäten gegeben, „und auch hier war der Schwund relativ gering.“ Warmuth selbst trainiert aktuell bei seinem Heimatverein SG Eichenfeld die Fußball-Bambinis. „Und hier“, berichtet er, „kamen nach dem ersten Lockdown genauso viele wie vorher.“

Stefan Barth möchte keine Verantwortung für die Erkrankung von Kindern tragen

Vorsichtig ist auch Stefan Barth, Volleyball-Chef bei der SG Moosburg. „Generell ist das aktuell eine Momentaufnahme, zudem sind wir als Volleyballer eine Hallensportart und deswegen sind die Entscheidungen schon richtig so.“ Bis Ende Oktober hätte man sich noch regelmäßig getroffen und einfach draußen im Sand trainiert und gespielt. Beachvolleyball boomt sowieso seit Jahren. Doch jetzt, im November, sei es einfach zu kalt, um sich in den Sand zu stellen. „Bei elf Grad Außentemperatur mag ich die Kinder und Jugendlichen im Freien nicht spielen lassen, das wäre unverantwortlich.“ Natürlich, gesteht Barth, sei er traurig, dass es momentan gar nicht möglich sei sich zu treffen, „die Gesundheit geht jedoch vor.“ Denn, so sein Standpunkt, habe man auch eine gewisse Verantwortung zu tragen, wenn Kinder und Jugendliche jetzt zum Hallentraining kommen würden, dann zu Hause aber Eltern und vor allem Großeltern anstecken würden. „Das wollen wir uns am Ende nicht vorwerfen lassen.“ Angst, dass die Jugendlichen speziell dem Volleyball nach langer Zeit ohne Spiele und Training den Rücken kehren könnten, hat Barth durchaus. Zwar würden die Heranwachsenden sich nicht dem Sport im Allgemeinen absagen. „Jedoch“, so befürchtet Barth, „könnten die sich, wenn es dann im Frühjahr wieder losgeht, „eher den populären Sportarten, zum Beispiel dem Fußball, zuwenden.“

Grundsätzlich schwierig sieht eine richtige Entscheidung, Kindern und Jugendlichen den Trainingsbetrieb wieder zu gestattet, Erich Schinagl, für die Jugendkicker beim TSV Nandlstadt zuständig. Er würde es grundsätzlich gerne sehen, dass die Heranwachsenden Sport treiben könnten und dass es in der Hallertau einen geregelten Trainingsbetrieb gebe. „Irgendwie sollen die Kinder Sport treiben dürfen“, wünscht sich Schinagl. Der Club tat dafür alles Notwendige, und so habe man ein gutes Hygienekonzept seit dem Ende des ersten Lockdowns im Frühsommer gehabt und vieles organisiert. „Wir haben uns“, zeigt Schinagl auf, „an alle Vorschriften gehalten.“ Der Betrieb lief bis zum neuerlichen Lockdown problemlos. Mittlerweile gehen die Nandlstädter Sportler jedoch recht pragmatisch mit der aktuellen Situation um. Heißt: „Wir machen das, was uns von der Regierung vorgeschrieben wird.“ Mit dem 1. November wurden alle Angebote auf Eis gelegt, „jedoch werden wir auch wieder was anbieten, wenn der DFB was zamkriegt“, erklärt Erich Schinagl.

Michael Buhl zeigt sich verständnisvoll, sieht aber ein Fußballtraining im freien als umsetzbar

Vorsichtig äußert sich auch Michael Buhl, Basketball-Chef beim Jahn Freising. Von der Forderung des DFB hat er bis zum Gespräch mit der Heimatzeitung noch nichts gehört, sieht dessen Umsetzung aber ebenfalls als schwierig. Fußball als Freiluftsportart könnte man, vor allem ohne Körperkontakt, draußen ja noch umsetzen, zeigt der Jahn-Spartenchef auf. Für seine Sportart sehe die Sache aber schon schwieriger aus, erläutert Buhl. Regelmäßiges Lüften in der Halle sei unausweichlich, doch dann riskiere man, dass die Spieler krank werden. „Man bewegt sich ja nicht während des ganzen Trainings, steht mal, um etwas zu erklären“, erläutert Buhl weiter. „Doch dann besteht die Gefahr, dass sich jemand erkältet.“ Zudem seien momentan 75 Prozent der Infektionen nicht mehr nachvollziehbar. „Deswegen ist es besser, hier vorsichtig zu sein, die Gesundheit geht einfach vor.“

Auf der anderen Seite seien Sport und Bewegung für Kinder und Jugendliche wichtig, „auch als sozialer Aspekt, der nun in der Entwicklung fehlt“, stellt Buhl dem gegenüber. Schwierig, hier einen Konsens zu finden. „Für Hallensportarten befinden wir uns aktuell einfach in einer blöden Jahreszeit.“ (Matthias Spanrad)

Aufrufe: 016.11.2020, 10:32 Uhr
Freisinger Tagblatt / Matthias SpanradAutor