2024-04-25T14:35:39.956Z

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Sucht händeringend ein neues Vorstandsteam: der bisherige SC-Vorsitzende Michael App. | Foto: Kunz
Sucht händeringend ein neues Vorstandsteam: der bisherige SC-Vorsitzende Michael App. | Foto: Kunz

Dem SC Tiengen droht das Aus

Weil sich kein Vorstandsteam findet, steht Auflösung im Raum

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Steht der SC Tiengen kurz vor dem Aus? Diese Frage wird in den kommenden Wochen beantwortet werden. Der Versuch, die weiteren Geschicke des Vereins mit einem neuen Vorstand zu gestalten, scheiterte jedenfalls bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend: Es fand sich kein komplettes Team, um die bisherigen Funktionäre, die allesamt nicht mehr zur Wahl antraten, zu ersetzen.
Zwar gab es je einen Kandidaten für das Amt des Vorsitzenden und seines Stellvertreters - bereit erklärt hatten sich Klaus Göhringer sowie der bisherige Verantwortliche für die Jugendarbeit, Christoph Disch -, doch als Schriftführer und Kassenwart mochte sich keiner der 27 anwesenden Mitglieder des Vereins zur Verfügung stellen. Und ohne vollständiges Team wollten die beiden nicht. Da halfen auch Appelle von Tiengens Ortsvorsteherin Ruthild Surber und Stadträtin Herta König aus Opfingen, die den Club in Steuerfragen unentgeltlich berät, nichts. Die Ortsvorsteherin betonte, dass sich der Verein "keinesfalls in der Abwicklung befindet". Der Schuldenberg, der sich durch den Bau des Clubheims angehäuft hatte, werde kontinuierlich abgebaut, bestätigte auch der bisherige Kassenwart Harald Meyer.

Klage über mangelnde Unterstützung der Mitglieder

Die Ursprünge der Misere beim SC Tiengen sieht Michael App (31), der seit 2009 Vorsitzender ist, in erster Linie in der fehlenden Unterstützung durch die Mitglieder. "Immer die Gleichen" seien es, die bei Veranstaltungen mit anpackten. Zudem konnte die Aktiven-Mannschaft nur durch die Spielgemeinschaft mit den Merdinger Kickern aufrechterhalten werden. Spielerabgänge seien zu verzeichnen gewesen, und er habe den Eindruck gehabt, "als ob es über den Verbleib in der Kreisliga A gar keine Freude gegeben hat". Im Jugendbereich, so Christoph Disch, gebe es zwar immer wieder Erfolge. Dem Verantwortlichen waren Stolz und Freude darüber deutlich anzusehen, als er seinen Rechenschaftsbericht verlas. Indes fehle es auch hier an vielen Ecken, vor allem würden Trainer immer wieder händeringend gesucht.

Unmut im Verein hatte es beim SC Tiengen auch schon in der Vergangenheit gegeben: 2006 hatte der damalige Vorstand seinen Rücktritt angekündigt, nachdem er sich von den Mitgliedern ungerecht behandelt und vor allem für seine Finanzpolitik zu Unrecht kritisiert gefühlt hatte. Die anschließende Bildung eines neuen Vorstands gestaltete sich seinerzeit äußerst turbulent.

Dass es in der aktuellen Situation ein "Weiter so" nicht geben könne, brachte Schriftführerin Monika Renkert mit Vehemenz zum Ausdruck: "Ich lehne einen Verbleib im Amt kategorisch ab - und wenn ich aus dem Verein austreten muss." Michael App kam sogar zu dem Fazit, es sei vermutlich "die beste Lösung, den Verein sterben zu lassen und die Jugend auszugliedern". Diese Ansicht wurde auch von einigen Anwesenden bei der Hauptversammlung geteilt: "Wofür braucht man noch einen Fußballverein, wenn man keine Fußballmannschaft hat?", lautete ein Zwischenruf. Außer den verschiedenen Fußballteams gehören zum SC Tiengen noch eine Wandergruppe und eine Theatergruppe.

Die Auslagerung des Fußball-Nachwuchses zu einem anderen Verein erschien der Versammlung denn auch als einzig gangbarer Weg, sollten sich nicht doch noch Freiwillige für die zu besetzenden Vorstandsposten finden. Ein erstes Vorfühlen beim Turnverein Tiengen habe es schon gegeben. In den kommenden Wochen werde man weitere Gespräche führen. Dabei würden auch andere Vereine des Ortes, die Tiengener Verwaltung sowie das städtische Sportamt und die Bank mit am Tisch sitzen. Denn sollte es zur Auflösung des Vereins kommen, wird auch die Frage zu beantworten sein, wie es mit den noch fälligen Darlehenszahlungen und dem Clubheim beim Sportplatz am östlichen Ortseingang weitergeht.

Für Freitag, 2. Mai, soll nun zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung geladen werden. Bis dahin bleibt der bisherige Vorstand im Amt. Außerdem wird eine Mail an die Eltern der rund 100 Nachwuchskicker verschickt, in der der Vorstand nochmals auf die Brisanz der Lage hinweisen will, um vielleicht doch noch Freiwillige für ein verstärktes Engagement im Verein zu finden.

Wahlergebnisse: keine.
Mitgliederzahl: rund 200.
Konktakt: www.sctiengen.com
Aufrufe: 01.4.2014, 00:00 Uhr
Bettina Gröber (BZ)Autor