2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
F: Foede
F: Foede

Dem langen Winter folgt der Marathon

Bis zu fünf Monate Winterpause - für zahlreiche Vereine in Ostwestfalen ist dies aktuell der Normalzustand. Wie groß gestaltet sich das Restprogramm? Was kann oder sollte geändert werden? Eine Bestandsaufnahme.

Auch am vergangenen Wochenende war das Wetter wieder gnadenlos und unberechenbar. In zahlreichen ostwestfälischen Ligen war an regulären Fußball gar nicht zu denken. Die Summe der noch auszutragenden Nachholspiele steigt und steigt. Bleibt also die Frage, welche Optionen sich für die restliche Saison anbieten. Sollte diese womöglich verlängert werden? Und inwiefern sollte umgeplant werden, wenn sich dieses Szenario nun Winter für Winter wiederholt? FuPa hat nachgefragt.

Was am vergangenen Wochenende geschah, wiederholt sich nun bereits seit einem Monat - Fußballplätze sind entweder gefroren oder aufgeweicht. So oder so ist ein Fußballspiel nicht möglich, teils nicht einmal auf Kunstrasen. "Einen solchen Winter hab ich auch noch nicht erlebt", beschreibt es Dieter Greve, Staffelleiter der Kreisliga A Lübbecke. "Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser Winter einmalig ist."

Wie einmalig dieser Winter tatsächlich ist, lässt sich in der Kreisliga A Lübbecke am Beispiel des Tabellenvierten SC Blau-Weiß Vehlage verdeutlichen. Die Vehlager absolvierten ihr letztes Ligaspiel am 29. Oktober! Bislang waren es insgesamt erst zehn Partien, 18 weitere gilt es in den verbleibenden knapp 10 Wochen bis zum offiziellen Saisonende noch zu bestreiten. Hätte der Tabellenletzte FC Lübbecke nicht zurückgezogen, wären es für Velage sogar noch 20 Partien.

"Nun gilt die Devise: Einfach nur spielen", zeigt sich der Trainer der Vehlager, Heinrich Dyck, pragmatisch. "Wir müssen es hinnehmen, wie es kommt. Die Vorbereitung lief bereits sehr bescheiden, auch Training ist unter diesen Umständen ja kaum möglich gewesen. Nun also jeweils donnerstags und sonntags spielen und dazwischen, so gut es geht, erholen." Was bei all diesen Schwierigkeiten nicht zu ignorieren ist, ist die Tatsache, dass es sich immerhin "nur" um Amateurfußballer handelt. "Ich kann meinen Spielern ja wohl kaum den Urlaub streichen, daran ist nicht zu denken", stellt Heinrich Dyck die Prioritäten klar. "Meine Spieler sind allesamt berufstätig und spielen nebenbei Fußball. Die Belastung wird nun enorm, bei nicht voll austrainierten Spielern kommt es natürlich zudem auch häufiger zu Ausfällen. Hoffentlich gibt es keine Verletzungen!"

Dieter Greve spricht in diesem Zusammenhang gar von "Wettbewerbsverzerrung". "Das kann man schon so nennen. Einige Vereine haben nun seit fünf Monaten mit solchen Kapriolen zu kämpfen. Der Verband will keine Saisonverlängerung, und somit muss das Restprogramm nun so durchgezogen werden. Die Saison endet am 27. Mai, bei vielen Vereinen sind im Anschluss ja Mannschaftsurlaube und weiteres geplant. So etwas umzubuchen oder zu verschieben, ist ja schließlich auch mit enormen Kosten verbunden und kann nicht so ohne weiteres erfolgen." Neben dem SC Blau-Weiß Vehlage sieht es bei anderen Clubs nicht sehr viel anders aus - in der Kreisliga A Lübbecke hat der HSC Alswede noch 17 Spiele zu bestreiten, der SV Oberbauerschaft und die SpVg Union Varl noch 16 und so weiter.

In anderen Ligen und anderen Ecken Ostwestfalen gestaltet sich die Situation ähnlich. In der Kreisliga A Detmold hat TuRa Heiden mit 16 Spielen das größte Restprogramm, die anderen Vereine - auch in der Kreisliga A Lemgo - haben durchschnittlich meist 15 Partien vor sich. Bei der SpVg Hiddenhausen in der Kreisliga A Herford sind es ebenfalls noch 16 Partien. Die A-Ligen seien hier nun einmal als Beispiel herangezogen, in den B- und C-Ligen ist die Lage selbstverständlich nicht anders. Ein wenig besser schaut es nur rund um Bielefeld, Gütersloh und Paderborn aus.

In der Kreisliga A Minden fand am vergangenen Wochenende nur eine einzige Partie statt, das Heimspiel des TuS Windheim/Weser. Trainer Sergej Helfer sagt für die kommenden Wochen bereits einige Verletzungen voraus: "Eigentlich trainieren wir zwei mal pro Woche und spielen einmal. Nun sind es eine Trainingseinheit und zwei Spiele und das über Wochen. Das geht komplett an die Substanz."

F: Patten
F: Patten

Doch was kann oder sollte anders gemacht werden? "Wir tragen ja bereits im Herbst die ersten beiden Spieltage der Rückrunde aus", setzt Dieter Greve zum Vorschlag an. "Womöglich müssten ein paar Englische Wochen mit in den Herbst gepackt werden. Der Windheimer Coach Sergej Helfer meinte gar, dies bereits im August und September miteinzuplanen. Dies wären allerdings Vorschläge für künftige Spielzeiten. Für die aktuelle Saison urteilte Dieter Greve: "Sollte in den kommenden Wochen nochmals zu zahlreichen Ausfällen kommen, wird im Verband über eine Saisonverlängerung diskutiert werden müssen. Grundsätzlich müsste in den Kreis- und eventuell auch Bezirksligen auch der Juni zu einer Saison hinzugezogen werden."

Langfristig können Entscheidungen, die den Amateuren das Fußballspielen erleichtern, nur von oben kommen... und damit ist nicht das Wetter gemeint. "Wir können ja keine Kunstrasenplätze herzaubern", stellt Greve klar. Ob hierzu womöglich ein großangelegtes Förderprojekt des DFB - wie einst im Zuge der Weltmeisterschaft 2006 - helfen könne oder man sich gar an den skandinavischen Ländern sowie Russland, China, Japan und den USA orientieren sollte, die ihre Fußball-Saison innerhalb eines Kalenderjahres austragen, sei mal dahingestellt. Momentan bleibt lediglich die Wiederholung eines Zitats vom Beginn dieser Bestandsaufnahme: "Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser Winter einmalig ist."


Aufrufe: 020.3.2018, 12:15 Uhr
Björn Eimer / FuPaAutor