2024-05-10T08:19:16.237Z

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Oktober 2019: Der neue Kunstrasenplatz auf dem SCBV-Areal an der B 304 ist fertig. Sonntag wird eröffnet. SCBV
Oktober 2019: Der neue Kunstrasenplatz auf dem SCBV-Areal an der B 304 ist fertig. Sonntag wird eröffnet. SCBV

Lämmermeier: „Jeder Verein braucht einen Kunstrasen“ 

SCBV-Chef Lämmermeier vor der Eröffnung des neuen Platzes

Der SC Baldham-Vaterstetten kann sich freuen. Der neue Kunstrasenplatz ist fertig und wird am Sonntag eingeweiht. Im Interview spricht Helmut Lämmermeier über den Bau und die Finanzierung.

Vaterstetten Sonntag, 13. Oktober, 14 Uhr – diesen Termin hat sich die Fußballsparte des SC Baldham-Vaterstetten dick im Kalender angestrichen. Nach einer längeren Planungsphase wurde innerhalb eines halben Jahres der neue Kunstrasenplatz des SCBV termingerecht fertiggestellt.

Es ist ein 800 000-Euro-Projekt, das im Februar 2017 offiziell gestartet und im September des gleichen Jahres von den Mitgliedern durch die Bejahung einer Umlage abgesegnet wurde. Heuer im April folgte der Spatenstich, ab Sonntag darf offiziell auf dem Areal an der B 304 gekickt werden. Insgesamt 43 Mannschaften, davon 35 im Jugendbereich, können nun auch in den Wintermonaten dort trainieren.

Für den Vorstand der SCBV-Fußballer um Helmut Lämmermeier (52) ist der Bau eine Herzensangelegenheit, die ihm schlaflose Nächte bereitete und für die er mit seinem vielköpfigen Team eine Menge Überzeugungsarbeit leisten musste. Der 52-Jährige Vorsitzende gab gegenüber der Ebersberger Zeitung vor der Eröffnung einen Einblick.

Herr Lämmermeier, am kommenden Sonntag steht der große Eröffnungstag bevor. Wie erleichtert sind Sie?

Helmut Lämmermeier: Sehr! Ich freue mich schon darauf. Das war bis dahin eine unglaublich arbeitsintensive Zeit.

Ist denn alles fertig?

Ja, bis auf kleine Nacharbeiten am Rande, die den Spielbetrieb aber nicht gefährden oder beeinflussen. Der Platz ist fertig, es darf gespielt werden.

Für Sie und Ihre Mannschaft war dies sicherlich sehr belastend – in vielfältiger Art und Weise.

Wir haben versucht, uns so gut wie möglich zu organisieren. Wir haben ein Projekt aufgesetzt und dieses in Teilprojekte, wie Finanzierung, Beschaffung, Sponsoring, Baubegleitung und Eröffnungsfeier untergliedert. Es gab neben der Gesamtprojektleitung eigenverantwortliche Teilprojektleiter. So konnten wir die Last einigermaßen verteilen.

Wie viele Termine, Stunden oder Tage haben Sie für das Projekt aufgebracht? Lässt sich das überhaupt beziffern?

Nein, das lässt sich wirklich schwer sagen. Es waren in Summe sehr viele Stunden.

„Das Granulat-Thema ist ziemlich hochgekocht worden“

Von der Planung bis zur Fertigstellung galt es ja zuvor einige Klippen zu umschiffen. Welche waren die größten?

Oh, da gab es mehrere. Wenn man baut, hofft man doch immer, dass es keine Probleme gibt. Am Ende vor allem bei der zeitlichen Abwicklung mit den Baufirmen, aber die Planung und der Ablauf haben insgesamt vorzüglich geklappt.

Inwieweit spielte die „Mikroplastik-Affäre“ eine Rolle? War das mehr Panikmache oder doch berechtigt?

Ich glaube, darüber ist genug geschrieben und diskutiert worden, da will ich gar nicht mehr viel dazu sagen. Wir haben es als Verein sehr ernst genommen, wobei die Studie des Fraunhofer-Instituts ja nachträglich relativiert wurde, weil sie wohl nicht ganz korrekt war. Das war auf alle Fälle eine schwierige Zeit.

Aber es war eine Klippe.

Ja, in der Tat. Das Granulat-Thema, ob schädlich oder nicht, ist ziemlich hochgekocht worden. Es hat das Projekt vielleicht nicht gefährdet, aber die Argumentation gegenüber den Mitgliedern erheblich erschwert.

Die Mitglieder Ihrer Abteilung haben aber Ihnen und Ihrer Führungsriege das Okay für die Extra-Umlage gegeben. Die Finanzierung war dennoch eine Herausforderung.

Ja, das musste alles Hand in Hand mit den Mitgliedern, vor allem aber auch mit der Gemeinde gehen, nicht zu vergessen die Fördergelder des BLSV. Trotz Beitragserhöhung (Anm. d. Red.: 40 Euro mehr), ohne Zuschüsse und entsprechende Rahmenbedingungen geht es für eine solide Finanzierung nicht. Wir können es ja zu zwei Dritteln selbst stemmen. Bis alles durchgeplant und abgesprochen ist, dauert es. Und das ist nicht einfach, weil es halt auch immer Widerstände gibt. Aber es ist alles gelungen.

Heißt das, dass alle Gelder vorhanden sind?

Nein, wir benötigen noch in Summe einen größeren fünfstelligen Betrag, den wir über virtuelle Platzspenden einzuwerben versuchen. Online (https://scbv.fussball-kunstrasen.de) kann jeder Interessierte und Unterstützer in jeder Preiskategorie virtuell Platzanteile erwerben und sich damit auf einer Spendertafel dauerhaft sichtbar machen.

Wem gehört der neue Kunstrasenplatz nun eigentlich? Der Großteil der Finanzierung kommt ja von der Fußballabteilung des SCBV.

Wir haben das Grundstück in Erbpacht für 99 Jahre von der Gemeinde Vaterstetten übernommen. Wir müssen es nun aber auch selber pflegen.

„Wir haben jetzt eine Trumpfkarte für die Fußballjugend in der Hand“

Wer werden die Nutznießer des neuen Kunstrasenplatzes sein?

Wir haben mittlerweile über 1000 Mitglieder, davon spielen 900 aktiv. Der Großteil sind wiederum Kinder und Jugendliche. Mit dem Platz können wir nun auch in der Winterzeit ausreichend Trainingszeiten anbieten, was auf dem alten Rasenplatz eben nicht der Fall war.

Es herrscht beim SCBV nun eine Luxussituation mit zwei Kunstrasenplätzen, werden manche Kritiker sagen. Andere Vereine haben gar keinen Kunstrasen zur Verfügung.

Ja, aber eigentlich braucht jeder Verein einen Kunstrasen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Aber für uns als Riesenverein und die stetig wachsende Gemeinde Vaterstetten ist es einfach notwendig und ein großer Gewinn. Die vorhandenen Fußballplätze haben nicht ausgereicht und sind dramatisch überspielt. Und mit dem zweiten Areal gewinnen wir eine Fläche für die Zukunft des Sport-Clubs.

Das ist ja das, was Sie als Verein wollten.

Ja, wir haben zwar einen Rasenplatz abgegeben, haben aber, im Vergleich zu den Vorjahren, wenn man die Monate November bis April zusammennimmt, in denen auf dem Naturrasenfeld nicht gespielt werden konnte, 100 Prozent mehr Platz für Trainingsangebote. Wir haben jetzt eine Trumpfkarte für die Fußballjugend in unserer Hand.

Was wünschen Sie sich jetzt für das neue Baldham-Vaterstettener Vorzeigeareal?

Ich wünsche mir zum einen, dass unser Engagement für die Jugend von den Bürgern der Gemeinde anerkannt wird und sich ausreichend Sponsoren für unseren Platz finden. Wir gehen hier in Vorleistung. Zum anderen würde ich mir weitere Rasenplätze wünschen, damit die Gesamtsituation der Überlastung der Plätze entschärft wird. Nach Sepp Herbergers Worten: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

Das Gespräch führte Olaf Heid

Aufrufe: 010.10.2019, 09:36 Uhr
Ebersberger Zeitung / Olaf HeidAutor