2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Vor nicht allzu langer Zeit kickte Schmidhuber selbst noch für den SV Kirchanschöring FOTO: Wilfried Bauernfeind
Vor nicht allzu langer Zeit kickte Schmidhuber selbst noch für den SV Kirchanschöring FOTO: Wilfried Bauernfeind
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Schmidhuber: "Wir brauchen einen langen Atem"

Chiemgau Traunstein-Coach im Interview

Nach einer langen Durststrecke mit zehn Partien ohne Sieg kommt Stephan Schmidhubers Mannschaft wieder richtig in den Tritt und startete eine Serie mit drei Siegen. Im Vorort-Interview verrät der Trainer, wie die lange Negativserie zustande kommen konnte, wie das Team aus dieser Situation heraus kam und wie es in der Saison weitergeht.

Sie sind mit ihrem Team passabel, aber doch recht durchwachsen gestartet. Das mündete in einer Serie von zehn Spielen ohne Dreier. Wie haben Sie es geschafft, den Kopf oben und die Mannschaft am Ball zu halten?

Richtig, die ersten vier Spiele waren okay. Dann gab es aber auch Heimklatschen und es lief nicht mehr ganz rund. Da waren natürlich auch Kracher-Teams wie Heimstetten dabei, da geht man schon auch nicht direkt davon aus, dass man von dort etwas mitnimmt. Aber zum Beispiel gegen Sechzig II lief es unglücklich, da hätten wir mehr verdient gehabt. Die Niederlage gegen Holzkirchen war vermeidbar, die Partie haben wir verschenkt. Es ging Schlag auf Schlag. Als wir dann dieses 0:6 zuhause gegen Vilzing kassiert haben, haben wir uns schon auch selbst hinterfragt. Wir haben ein wenig experimentiert, auf wen man vertrauen kann und auf wen nicht. Seitdem haben wir unsere Startelf, bis auf ein paar kleine verletzungsbedingte Abweichungen, fast nicht mehr verändert. Wir haben unseren Kern gefunden.

Gerade einmal vier Tage nach der Packung gegen Vilzing kam der lang ersehnte Sieg. Was haben Sie in dieser kurzen Zeit verändert?

Tatsächlich war das schon ein bisschen überraschend. Allerdings waren wir in unsereren Spiele, abgesehen von Heimstetten und Vilzing, stets auf Augenhöhe. Nie war Hopfen und Malz verloren. Im Derby gegen Kirchanschöring musste ich als Trainer dann nicht so motivierend eingreifen. Ich denke, die Mannschaft hat von allein die nötige Grundeinstellung gefunden. Wir versuchen uns auf die einfachen Dinge zu konzentrieren: Kleine Abstände, Kompaktheit und viel Reden. So haben wir es geschafft, die Wende herbeizuführen. Mit diesem einfachen Fußball haben sich Mannschaft und Trainer gut verstanden - seitdem passt es. Ich hoffe es geht so weiter.

Sie konnten Ihre Serie ausgerechnet gegen Ihren Ex-Verein Kirchanschöring starten, gegen den Sie auch das Hinspiel gewonnen haben. Sind die ehemeligen Schützlinge für Sie einfach leichter auszurechnen?

Für mich war das erste Spiel gegen Kirchanschöring etwas sehr besonderes. Mein Herz schlägt noch ein bisschen für sie. Ich war dort schließlich lange als Spieler, spielender Co-Trainer und Trainer aktiv. Zu unserem Sieg: Ich denke, Derbys haben ihre eigenen Gesetze. Einen wirklichen Grund kenne ich nicht. Ein großer Vorteil für uns war natürlich die frühe Führung, so konnten wir das Spiel weg von unserem Tor halten und am Ende nochmal einen Konter setzen. Zugegeben, ich habe schon einige Heimspiel von Kirchanschöring gesehen. Einfach, weil ich mich dorthin verbunden fühle. Deshalb konnte ich mit dem System und den Spielern rechnen. Dass wir um die Stärken gewusst haben, war ein Vorteil für uns.

Mit dem Sieg gegen den TSV Rain haben Sie ein Ausrufezeichen gesetzt. Was hat das in der Mannschaft bewirkt

Der Sieg war schon sehr viel wert. Wir haben nicht unbedingt mit Punkten gerechnet, sind aber selbstverständlich auch nicht mit dem Vorsatz zu verlieren dahin gefahren. Zusätzlich hatten wir dann mal das Glück, das uns bis dahin manchmal gefehlt hat. Das Team hat gezeigt, dass man sich über Kampf und Leidenschaft dieses Glück verdienen kann. Wir haben es dann ja auch gut gebrauchen können. So war dieser Sieg richtungsweisend für die Partie in Landsberg.

Sie finden sich nach neun Punkten aus drei Spielen auf dem Relegationsplatz wieder. Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie es aus dem Tabellenkeller heraus schaffen?

Wir schauen nicht auf die Relegations- bzw. Nichtabstiegsplätze, sondern denken von Spiel zu Spiel. Der Samstag-Samstag-Rythmus, der eingekehrt ist, kommt uns sehr entgegen. Unter der Woche können wir uns um unsere Grundfitness kümmern und finden die Zeit, uns auf den Gegner vorzubereiten. Das ruhige Arbeiten ist sehr gut. Die Entwicklung ist schön. Ich hätte nichts dagegen, wenn es so weiter geht. Mit Blick auf die Tabelle heißt es für uns natürlich, den Anschluss zu halten und mit Blick auf die Nichtabstiegsränge zu überwintern. Alles darüber hinaus wäre einfach überragend. Die Liga ist sehr eng, der Tabellenachte Dachau ist gerade einmal fünf Punkte von der Relegation entfernt. Es wird lange um den Abstieg gekämpft werden. Wir brauchen noch einen langen Atem.

Ihr nächster Gegener, Ismaning schlittert gerade selbst in einen Negativlauf. Ist das eher ein Vor- oder ein Nachteil für Sie?

Wir nehmen den Gegner ernst, wie jeden anderen. Wir kennen ihre Stärken und ihre Schwächen. Wir können selbstbewusst und mit breiter Brust in das Spiel gehen, aber ich will meiner Mannschaft keinen Druck machen oder eine Erwartungshaltung aufbauen. Wir müssen einfach unsere Hausaufgaben erledigen. Unsere offensiven Qualitäten haben wir zum Glück wieder gefunden. Ismaning ist offensiv auch besser als defensiv. Das wird ein unterhaltsames Spiel werden.

Versucht man gegen eine Mannschaft, die gerade einen schlechten Lauf hat, nicht eher auf ein frühes Tor zu gehen, um dem Gegner die schlechte Phase vor Augen zu führen?

Ich werde weder an meiner Einstellung noch an meiner Kabinenansprache etwas verändern. Wenn Sie darauf hinaus wollen, dass wir hinten aufmachen oder in ein Pressing übergehen, muss ich Sie enttäuschen. Wir machen nichts anders, was wir dann vielleicht auch nicht können.

Traunstein hat sich nicht lang mit der Landesliga aufgehalten. Ging es vielleicht ein bisschen zu schnell nach oben?

"Schnell" ist vielleicht das falsche Wort. Die Mannschaft hat letztes Jahr vielleicht über ihrem Limit gespielt. Vergangene Saison waren viele knappe Spiele dabei, die den Verein in die letztendlich glückliche Relegation gebracht haben. Doch das Umfeld ist super. Ich hoffe, dass wir uns noch lange in der Liga halten können und die erste Mannschaft so ein Zugpferd für die Jugend wird. Die Zusammenarbeit mit den Junioren ist ein Thema, das in den Fokus rücken wird. Wenn wir uns gut koordinieren, können wir langfristig sicher einige Spieler aus der eigenen Jugend ziehen. Die Strukturen dafür sind hier vorhanden und sind auch sehr gut. Die Mannschaft ist im Großen und Ganzen wirklich top. Was die Qualität unseres Kaders angeht, müssen wir vielleicht auf ein zwei Postionen nachlegen.

Aufrufe: 017.11.2017, 16:10 Uhr
Moritz BletzingerAutor