Überacker – Seit der Saison 2017/2018 macht die erste Damenmannschaft des kleinen Dorfvereins Rot-Weiß Überacker mittlerweile schon die Bezirksoberliga (BOL) unsicher. Die Frage ist: Wie lange noch? Derzeit steht die Elf von Trainer Andreas Fasching auf dem elften Tabellenplatz. Es droht der Abstieg. Da eine Liga tiefer der FC Puchheim sich anschickt, den Aufstieg klar zu machen, drohen die RW-Frauen, ihren Status als hochklassigste Mannschaft im Landkreis zu verlieren.
Es würde nur zu gut zur Geschichte der Rot-Weißen passen, die von der Kreisklasse bis in die Bezirksliga aufstiegen, wieder in die Kreisklasse abstürzten, nur um dann in fünf Jahren einen Marsch in die Bezirksoberliga durchzuziehen. Doch bis der Aufstieg in die BOL gelang, war es ein langer Weg mit Höhen und Tiefen. Die Anfänge der Damen-Fußballmannschaft des RWÜ gehen in das Jahr 1992 zurück. „Angefangen hat alles damit, dass sich ein paar Damen auf einem Acker getroffen haben und Lust hatten, Fußball zu spielen. Im Laufe der Zeit fingen sie an, Freundschaftsspiele auszumachen“, erzählt Abteilungsleiterin Sabine Ostermeier.
Bis die Frauen auch um Punkte kämpften, sollte es noch ein paar Jahre dauern. Die Anmeldung zum Punktspielbetrieb erfolgte im Jahr 1996. Nachdem man anfangs drei Jahre in der untersten Kreisklasse verbracht hatte, gelang in der Saison 1998/1999 der Aufstieg in die Kreisliga. Drei weitere Jahre später trat man den Gang in die Bezirksliga an. Im Jahr 2005 war es dann erstmals soweit und Überacker durfte nach der Bezirksliga-Meisterschaft in der BOL antreten.
Doch auf den Erfolg folgte der Absturz. Wegen Personalproblemen, zum Teil weil Spielerinnen schwanger wurden oder den Verein wechselten, beantragte der Verein in einer niedrigeren Spielklasse anzutreten. „In der Saison 2011/2012 hatten wir angedacht zwei Ligen nach unten zu gehen, was leider nicht genehmigt wurde. In der darauffolgenden Saison 12/13 mussten wir dann ganz unten in der Kreisklasse neu beginnen“, so Ostermeier.
Damit zufriedengeben wollten sich die Damen allerdings nicht. Schon in der Folgesaison kehrten sie in die Kreisliga zurück. Drei Jahre kämpfte sich die Mannschaft durch die Liga bevor im Jahr 2016 durch einen zweiten Tabellenplatz der erneute Wiederaufstieg in die Bezirksliga gelang. Es sollte nur eine Durchgangsstation bleiben. Gerade einmal zwei Jahre später besiegelte die Meisterschaft den erneuten Aufstieg in die Bezirksoberliga.
Mittlerweile spielt das Team von Trainer Fasching die dritte Saison in dieser Klasse. Der 33-Jährige ist seit dem fünften Spieltag der laufenden Saison im Amt und folgte auf den entlassenen Martin Sieberer, der das Team erst in der Winterpause der vergangenen Saison übernommen hatte. Auch dieses Jahr heißt das Ziel Klassenerhalt. Ans rettende Ufer fehlen dem Tabellenelften nur zwei Punkte. Doch wegen Corona müssen sich die Kickerinnen gedulden, bis sie die Aufholjagd starten können.
Über mangelnde Unterstützung kann die Mannschaft dabei nicht klagen. Zahlreiche Fans säumen bei den Partien den Spielfeldrand. „Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen sind in jedem Heimspiel die Tribüne und die überdachte Terrasse bestens gefüllt“, sagt Ostermeier. Die Identifikation mit dem Klub ist groß. „Mit ausschlaggebend ist unsere sehr gute Jugendarbeit“, sagt Ostermeier. Die Jugendarbeit ist der große Trumpf der RW-Frauen. Viele Spielerinnen wurden bei Überacker von klein auf ausgebildet. Sie bilden jetzt den Kern des Frauen-Teams. „Die wenigen Abgänge und ein sehr guter Zusammenhalt machen uns stark“, so Ostermeier. Deshalb würden Neuzugänge von außerhalb auch einen längeren Fahrtweg auf sich nehmen, um Teil dieses Teams zu sein.
Auch der Zusammenhalt zwischen Männer- und Frauenteam sei angefangen von der Jugendarbeit bis in den Erwachsenenbereich hervorragend. „Es wird viel miteinander unternommen. Einzig durch den Besitz eines eigenen Trikotsatzes lassen sich die Teams voneinander unterscheiden“, sagt die Abteilungsleiterin und lacht.
In der Berichterstattung und in der öffentlichen Wahrnehmung stehen die Frauen-Teams im Fußball oft im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Das wollen wir ändern. Wir stellen die Landkreis-Klubs und herausragende Spielerinnen der Region in loser Reihenfolge vor.
(FABIAN KRISTYN-PETRI)