2024-05-14T11:23:26.213Z

Interview
Gedrückte Stimmung beim RSV Waltersdorf: Der Verein zieht seine Mannschaft aus dem Landesspielbetrieb zurück. Weil kein Geld mehr da ist. Was aus der Mannschaft und ihrem Betreuerstab - hier Co-Trainer Pedro Cardoso - wird, ist offen. Foto: Haack
Gedrückte Stimmung beim RSV Waltersdorf: Der Verein zieht seine Mannschaft aus dem Landesspielbetrieb zurück. Weil kein Geld mehr da ist. Was aus der Mannschaft und ihrem Betreuerstab - hier Co-Trainer Pedro Cardoso - wird, ist offen. Foto: Haack

Wenn alles an einem Sponsor hängt

Der Fall des RSV Waltersdorf: Spielergehälter, Kaderplanung, Verträge – alles kam bei 09 aus einer Hand. Plötzlich war sie weg.

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Die Nachricht schlug am Montag in ganz Brandenburg riesige Wellen: Nach dem sportlichen Abstieg aus der Brandenburgliga zieht sich der RSV Waltersdorf vom Landesspielbetrieb zurück. Das hat vor allem finanzielle Gründe, wie Vereinspräsident Jürgen Pflanz offen sagt.


Seine Stimmung ist am Montagabend gelinde gesagt nicht die beste. Traurig klingt Jürgen Pflanz am Telefon. Und niedergeschlagen. Seit 1966 ist er Vereinsmitglied. Sei ziemlich genau 20 Jahren spielt sein RSV Waltersdorf auf Landesebene Fußball. 2011 gelang sogar der Aufstieg in die Oberliga. Jetzt steht der Vereinspräsident vor einem Scherbenhaufen.

Jürgen Pflanz Foto: Verein

Kurz vor dem Telefonat machte die Nachricht die Runde, dass der RSV seine erste Mannschaft aus dem Landesspielbetrieb zurückziehen wird. Wenig später landete auch die offizielle Rückzugsmeldung beim Landesverband in Cottbus. In der kommenden Saison gibt es nur noch ein Kreisliga-Team bei den Männern von 09. Damit endet eine einstige Erfolgsstory auf die unsanfte Art. Die fetten Jahre in Waltersdorf sind vorbei.



Herr Pflanz, die erste Mannschaft ist das Aushängeschild eines jeden Vereins. Sie stehen jetzt ohne da. Warum ließ sich dieser Super-Gau nicht verhindern?

Ich hatte heute noch einmal einen Termin mit dem Hauptsponsor. Aber er wird sein Engagement bei uns beenden und ließ sich auch nicht überzeugen, weiterzumachen. Zwei, drei Unterstützungszahlungen für die Jugendabteilung sind noch vertraglich geregelt, das war’s dann.

Hintergrund ist sicher die sportliche Talfahrt, die nach dem Oberliga-Abstieg einsetzte?

Der Sponsor ist ein bisschen frustriert. Er hat Spielegehälter und Busfahrten gezahlt. . Vielleicht hätte er es sich anders überlegt, wenn wir nicht abgestiegen wären oder vielleicht doch noch ein Jahr dranhängen. Aber es war abzusehen, dass wir kaum noch eine Chance haben. Sowohl sportlich als auch finanziell.

Wie ziehen Sie den Karren wieder aus dem Dreck?

Wir fangen jetzt mit der Zweiten wieder an. Die ist ja in die Kreisliga aufgestiegen.

Und mit der soll es dann wieder zurück auf die Landesebene gehen?

Es kommt ja erst einmal die Kreisoberliga. Aber auch da haben wir ja schon vor zwei Jahren die Zweite abmelden müssen. Man bekommt einfach kaum noch Spieler.

Woran liegt das?

Na, es will jeder Geld haben, auch wenn es nicht viel ist, aber jeder hält die Hand auf.

Die Spieler wurden in Waltersdorf mehr oder weniger durch das Geld des Hauptsponsors bezahlt, richtig?

Ja, das stimmt. Vielleicht hätte man sich viele kleine Sponsoren holen sollen, aber es war nicht so.

Wobei man davon ausgehen kann, dass der Verein in den vergangenen Jahren sicher auch froh war, so einen finanzkräftigen Unterstützer zu haben, oder?

Klar, er hat ja alles in den Verein gesteckt, aber irgendwann hatte er eben keine Lust mehr.

Verstehen Sie das?

Naja, ich fand es war ein bisschen plötzlich. Aber er hat es ja in der Hand gehabt, er hat ja auch die Verträge mitbestimmt. Sportlich hat es dann aber einfach nicht gereicht. Es tut uns allen leid. Die Stimmnung ist ganz weit unten.

Die Fragen stellte Marc Schütz

Aufrufe: 019.6.2018, 19:15 Uhr
Marc SchützAutor