Turgay Karali ist mittlerweile Trainer des Landesligisten Dergahspor. Vor knapp vier Jahren, im Juni 2012, stand er als Torwart des Vereins in der Relegation - und verpasste gegen den heutigen Regionalligisten FC Amberg den Aufstieg in die Bayernliga. 2500 Zuschauer kamen damals an den Sportplatz der Bertolt Brecht-Schule, die Spieler hat das gehemmt, glaubt Karali.
Herr Karali, denken Sie noch oft an den 7. Juni 2012 zurück?
Karali: Ja, ich denke noch sehr oft an diesen Tag. Ich war fasziniert von der Unterstützung, im Amateurbereich wurde damals der Zuschauerrekord gebrochen.
Woran ist der Aufstieg letztlich gescheitert?
Karali: Zunächst hatten wir natürlich mit dem FC Amberg einen sehr starken Gegner, die spielen ja nicht umsonst mittlerweile in der Regionalliga. Meine Jungs waren schlichtweg überwältigt von der Zuschauerkulisse, das hat für Aufregung gesorgt.
Hemmt einen das?
Karali: Ja, für die Jungs war das ein großer Schock, plötzlich vor knapp 2500 Zuschauern auf dem Platz zu stehen. Dazu kam der Spielverlauf: Wir haben im Rückspiel zwei schnelle Gegentore bekommen, da konnte man dann in der Halbzeit natürlich nicht mehr sagen: Geht einfach raus und spielt Fußball, wie ihr es eine ganze Saison zuvor auch gemacht habt.
Erinnern Sie sich dennoch gerne an diese Spiele?
Karali: Ja, es war ein tolles Erlebnis für alle, für den ganzen Verein. So eine Zuschauerkulisse erlebt man im Amateurfußball selten. Der dritte Aufstieg wäre natürlich die Krönung gewesen, aber der Gegner war sehr stark, da muss man realistisch sein.
Wie haben Sie sich damals vorbereitet?
Karali: Wir sind in Amberg einen Tag vor dem Spiel in ein Hotel gegangen, haben dort übernachtet. Wir sind morgens um 8 Uhr aufgestanden, haben dann 20 Minuten trainiert, um wach zu werden. Dann gab es ein gemeinsames Frühstück und Mittagessen. Vor allem mental haben wir uns auf das Spiel konzentriert.
Und beim Rückspiel?
Karali: Haben wir dasselbe gemacht. Wir sind in Röthenbach in ein Hotel gegangen, es war eine sehr professionelle Vorbereitung. Aber es hat eben nicht sein sollen. Abhaken, positiv in Erinnerung behalten, nächstes Ziel vor Augen haben.
Fragen: Michael Fischer
Michael Eberhardt (30) ist Kapitän der Landesliga-Mannschaft vom TSV Kornburg. Auf den Tabellenzweiten wartet sicher die Aufstiegs-Relegation. Wie bereitet man sich in Kornburg darauf vor?
Herr Eberhardt, auf Sie und Ihre Mannschaft wartet die Relegation. Welche Erfahrungen haben Sie mit diesen Spielen?
Eberhardt: Ehrlich gesagt gar keine, das wird meine erste Relegation. Ich weiß, was mich erwarten wird, aus Gesprächen mit Fußballkumpels, die schon eine gespielt haben. Ich freue mich sehr darauf, es werden viele Zuschauer kommen, ein besonderes Spiel – und wir haben nichts zu verlieren. Ginge es für Kornburg gegen den Abstieg, wäre es schlimm. Mal schau’n, was rauskommt.
Mal schau’n, was rauskommt? So nüchtern sehen Sie die Relegation?
Eberhardt: Nein, es ist doch klar, dass das ein Riesenspiel wird – immerhin entscheidet sich eine ganze Saison in 90 Minuten.
Wenn Sie nun tauschen könnten gegen den Direktaufstieg...
Eberhardt: Ach, ich weiß nicht. Natürlich ist eine Meisterschaft toll. Aber dank Relegation aufzusteigen, stelle ich mir noch großartiger vor.
Verfolgen Sie die Auslosung am Sonntag?
Eberhardt: Klar, wir treffen uns bei einem Sponsor zum Frühschoppen und schwören uns gemeinsam ein. Wir sind unglaublich heiß und wollen unbedingt gewinnen.
Fragen: Christoph Benesch
Mario Bierbrauer hat eine ganz besondere Relegation erlebt. Der jetzige Trainer des Post SV hatte im vergangenen Sommer seinen Urlaub denkbar ungünstig gelegt.
Wie war das an diesem 20. Juni 2015, Herr Bierbrauer?
Bierbrauer (lacht): Da war ich gerade im Flieger nach New York gesessen, es war das einzige Spiel, das ich in der Saison verpasst habe - natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Als ich gelandet bin, habe ich gleich meine E-Mails gecheckt, das hat mich dann knapp 15 Euro gekostet, weil ich so viele Glückwünsche bekommen hab.
Den Urlaub abzusagen stand nie zur Debatte?
Bierbrauer: Es war schon etwas leichtsinnig von mir, das so zu planen. Ich dachte, wir schaffen den Aufstieg ohne Relegation. Und es war mein Jahresurlaub, dreieinhalb Wochen, das ging dann nicht mehr.
Der Urlaub war dann sicher schön...
Bierbrauer: Ja, ich bin dort die ganze Zeit mit einem Grinser rumgelaufen und habe schnell Kontakt mit vielen Freunden aufgenommen.
Wie war die Stimmung in der Mannschaft vor diesem wichtigen Spiel?
Bierbrauer: Zwiegespalten. Einerseits betrübt, dass wir den direkten Aufstieg am letzten Spieltag nicht gepackt haben, andererseits gab es auch eine Aufbruchstimmung im Team. Es war dann natürlich super, dass wir Losglück und nur ein Spiel hatten, das wir dann auch mit 1:0 gewonnen haben.
Sind solche Siege etwas Besonderes?
Bierbrauer: Auf jeden Fall. Wir hatten auch in der Bezirksoberliga ein Entscheidungsspiel, das wir gewonnen haben. Solche Spiele zu gewinnen, ist etwas ganz Besonderes, vor allem, weil da immer 800 bis 1500 Zuschauer da sind, die lautstark mitfiebern. Das war immer eine besondere Aufmerksamkeit, die ich aber immer als positiv empfunden habe.
Lechzt man als Fußballer nach solchen Momenten?
Bierbrauer: Ich denke schon. Es ist allerdings auch eine Gratwanderung. Bei manchem kann das vielleicht in Angst umschlagen. Letztlich glaube ich aber, dass die Motivation da weitaus mehr zum Tragen kommt. Das wünsche ich auch dem Club für die anstehenden beiden Spiele.
Fragen: Michael Fischer