2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Seit Juli 2018 ist der Blindheimer Fabian Eutinger im Fußball-Internat von RB Leipzig. Das Bild zeigt ihn bei einem Spiel im Trikot der A-Junioren.
Seit Juli 2018 ist der Blindheimer Fabian Eutinger im Fußball-Internat von RB Leipzig. Das Bild zeigt ihn bei einem Spiel im Trikot der A-Junioren. – Foto: Burkhardt

Ein Blindheimer im „Bullen-Stall“

Torwart Fabian Eutinger hat es in das Leistungszentrum von RB Leipzig geschafft +++ Dort bereitet sich der 17-Jährige auf das Abitur vor

Es gibt Jugendliche, die hängen mit 14 Jahren Mama und Papa noch am Rock- beziehungsweise Hosenzipfel. Der Sohn des Blindheimer Ehepaares Karl-Heinz und Anja Eutinger gehört nicht dazu. Vor zweieinhalb Jahren verließ der Filius nicht nur das vertraute Elternhaus, sondern auch das Sailer-Gymnasium in Dillingen, wo er vier Jahre später seine Abiturprüfungen ablegen wollte. Doch daraus wird es bei Fabian Eutinger nichts. Der inzwischen 17-Jährige lebt nämlich seit Juli 2018 im Nachwuchsleistungszentrum von RB Leipzig, dem Bundesligisten aus Sachsen. Dieser nominierte ihn in der vergangenen Woche als dritten Torwart hinter Stammkeeper Péter Gulácsi und Josep Martinez für das Champions League-Hinspiel in Budapest gegen den FC Liverpool.

Darüber waren nicht nur seine Eltern und Schwester Sarah überrascht. „Ich habe per Mail und über die sozialen Medien von vielen Leuten aus der Region in den vergangenen Tagen Glückwünsche erhalten“, berichtet Vater Karl-Heinz Eutinger. Kein Wunder, ist der 52-Jährige, der aus Unterglauheim stammt und seit Jahren in Blindheim zu Hause ist, in der östlichen Ecke des Landkreises in Fußballkreisen kein Unbekannter. Aktuell trainiert er die erste Mannschaft des SC Donauried in der A-Klasse West III. Wegen Corona ist Karl-Heinz Eutinger derzeit allerdings bei seinem Hobby zum Pausieren gezwungen. Ganz im Gegensatz zu Sohnemann Fabian, der im Nachwuchsleistungszentrum, dem sogenannten „Bullen-Stall“ nicht nur bei den U19-Bundesliga–Junioren von RB Leipzig trainiert, sondern auch schon manche Einheit bei den Profis unter Trainer Julian Nagelsmann mitbestreiten durfte. Das Fußballtraining sei das eine, auf das Fabian seinen Fokus richte, genauso wichtig sei ihm aber der Unterricht, den er von den Lehrern im Sportinternat erhalte. „Fabian will nämlich im Frühjahr 2022 seine Abiturprüfungen erfolgreich absolvieren. Die Voraussetzungen dafür seien laut Papa Eutinger gut. Homeschooling gibt es nicht, dafür Präsenzunterricht mit maximal zehn bis zwölf Jugendlichen. Zudem sei der gesamte Trainingsbetrieb der Nachwuchsmannschaften auf den Unterricht abgestimmt. „Für uns Eltern ist es wichtig, dass Fabian nicht nur fußballerisch in Leipzig gut ausgebildet wird, sondern auch schulisch bestens betreut wird“, so Karl-Heinz Eutinger, der zu seiner aktiven Zeit unter anderem für die SSV Dillingen in der Bezirksoberliga aktiv war, wie sich der jetzige SSV-Vorsitzende Christoph Nowak erinnert. Nowak rüstet den Sohn des Ex-SSV-Spielers mit Torwarthandschuhen aus.

Als im Frühjahr 2018 die Entscheidung anstand, welchen Weg Fabian Eutinger als 14-Jähriger einschlagen soll, da schlugen jeweils zwei Herzen in der Brust von Papa und Mama Eutinger. Einerseits fällt es vielen Eltern nicht leicht, ein Kind in diesem Alter schon aus dem Haus zu geben, andererseits wussten die Erziehungsberechtigten, dass das Angebot für ihren Zögling, in das vielleicht beste Nachwuchsleistungszentrum Deutschlands aufgenommen zu werden, eine Chance sei, die man im Leben nur einmal erhält. „Die Entscheidung nach Leipzig umzuziehen hat Fabian letztlich selbst getroffen“, sagt Karl-Heinz Eutinger und ist im Nachhinein froh, dass es so gekommen ist.

Angefangen hat Fabian Eutinger mit dem Fußballspielen in der F-Jugend seines Heimatvereins FC Donauried. Sein erster Trainer war sein Vater. Doch als der 1. FC Heidenheim das Talent des Blindheimers entdeckte, wechselte er als Neunjähriger in die E-Jugend des Zweitligisten von der Ostalb. Ein Jahr trug Fabian Eutinger das Trikot des 1. FCH, ehe seine sportliche Reise weiter zum FC Augsburg ging. Dort stand er bei den D- und C-Junioren insgesamt vier Jahre zwischen den Pfosten. Zum Training und zum Spiel fuhren ihn seine Eltern jede Woche an mehreren Tagen. „Den Aufwand haben wir gerne betrieben“, betont sein größter Förderer, Vater Karl-Heinz Eutinger. Schließlich gab es für den jungen Burschen aus Blindheim ein Angebot, ihn ab den B-Junioren ins Nachwuchsleistungszentrum des FCA aufzunehmen. Allerdings nur in mündlicher Form. Die Eutingers lehnten ab und hörten sich nahezu zeitgleich ein Angebot von RB Salzburg an, welchen den Torwart einige Male gescoutet hatten. Da aber ein Wechsel zu einem ausländischen Klub nicht in Frage kam, war plötzlich RB Leipzig im Spiel.

Danach ging alles ganz schnell: Fabian Eutinger entschied sich für einen Wechsel nach Sachsen und fühlt sich dort bestens aufgehoben. Auch durch die gute Betreuung seines Spielerberaters Stefan Drössler. Dass sein Klient nun auf der Meldeliste für das Champions League-Spiel von RB Leipzig gegen den englischen Meister FC Liverpool steht, freut ihn besonders. Ebenso Vater Karl-Heinz Eutinger. Seit der talentierte Torwart bei den Junioren in Leipzig spielt, hat er fast alle Spiele seines Sohnes mitverfolgt. „Ich reise immer von Donauwörth aus mit dem Zug nach Leipzig“, verrät der 52-Jährige, der als Lokomotivführer bei der Bahn arbeitet.

Momentan ruht wegen Corona in der A-Junioren Bundesliga Nord/Nordost der Spielbetrieb ebenso wie in allen Amateurklassen. Insofern braucht sich der Trainer des FC Donauried noch wenig Gedanken machen, was zu tun ist, wenn Spiele seiner Mannschaft und die seines Sohnes am gleichen Tag stattfinden. Ist‘s irgendwann der Fall, dann möchte Karl-Heinz Eutinger seine Frau Anja nach Leipzig schicken, damit diese ihm berichten kann, wie der Sohn im Kasten von RB geschlagen hat. Dass der Filius angesichts seiner sportlichen Entwicklung auch schon an eine mögliche Karriere im Profifußball denkt, ist angesichts des Ehrgeizes, welchen Fabian jeden Tag zeige, nicht verwunderlich. Sein Vater weiß aber genau, dass es bis dahin noch eine weite Strecke ist. Umso wichtiger sei es, auch schulisch den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Deshalb achten die Eltern nicht nur darauf, dass Fabian in Leipzig viele Bälle hält, sondern auch gute Noten schreibt.


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Aufrufe: 022.2.2021, 09:53 Uhr
Donau-Zeitung / Günther HerdinAutor