2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Style-Polizist Uli Taffertshofer hat ein Auge auf die Outfits seiner Kollegen. F: Leifer
Style-Polizist Uli Taffertshofer hat ein Auge auf die Outfits seiner Kollegen. F: Leifer

Strafe bei Style-Vergehen: Taffertshofer bittet zur Kasse

"Wenn einer Socken über der langen Hose trägt"

Ein Euro pro Beinschuss, fünf Euro fürs Handyklingeln in der Kabine: Auch im Landkreis haben nahezu alle Klubs Strafenkataloge, egal ob Dritt- oder Kreisligist. Mitunter finden sich darin kuriose Verstöße wie die Schoaß-Strafe oder das Style-Vergehen. Ein Überblick.

Der Name des Fußballers vom VfR Garching mit der, nun ja, lautstarken Verdauung tut an dieser Stelle nichts zur Sache – nennen wir ihn einfach mal Max Musterkicker. Er hat früher beim heutigen Regionalligisten gespielt und dort Spuren hinterlassen – weniger sportlich, dafür aber im Strafenkatalog des Teams. Denn wer beim VfR in der Kabine den nach ihm benannten „Musterkicker-Button drückt“, so heißt das in Garching, der muss drei Euro in die Mannschaftskasse zahlen, verrät Trainer Daniel Weber. „Oder auf gut Bayerisch gesagt: Wer einen Schoaß lässt.“

Dass sogar Geruchsbelästigung in der Kabine geahndet wird, ist freilich die Ausnahme. Doch Strafenkataloge, in denen verschiedene Vergehen aufgelistet sind, hängen bei fast allen Landkreisklubs in der Kabine – von der 3. Liga bis zur A-Klasse. Beim Putzbrunner SV etwa müssen die Kicker im Training 50 Cent je Beinschuss im Spielerkreis bezahlen. Teurer wird’s, wenn man beim Rauchen im Trikot erwischt wird (5 Euro) oder gar unentschuldigt bei einem Punktspiel fehlt (50 Euro).

In Putzbrunn verwalte man den Strafenkatalog inzwischen per Handy-App, sagt Fabian Sonneck, der mit Stephan Hollain zusammen die Mannschaftskasse des Kreisklassisten führt. Bekommt ein Spieler eine Strafe aufgebrummt, verschickt das Programm eine digitale Nachricht an den Sünder. Der könnte das Bußgeld nun sogar per Paypal bezahlen, doch aktuell wandern die Münzen und Scheine noch ganz analog in die Kasse, sagt Fabian Sonneck.

Das Geld, das sich über die Saison ansammelt, wird beim PSV beispielsweise für Teamausflüge oder Ausrüstung verwendet. Ähnlich halten es die meisten Landkreisklubs: Beim VfR Garching wird die Kasse etwa für Weihnachtsgeschenke oder Mannschaftsabende geplündert.

Eine Liga höher, bei der SpVgg Unterhaching, nehmen sie das Geld unter anderem, um das Obst in der Kabine zu bezahlen, für Ausflüge, aber auch für Spenden.

Beim Drittligisten sind die Strafen naturgemäß etwas höher als in den unteren Klassen. So kostet eine Rote Karte infolge einer Unsportlichkeit mindestens hundert Euro, sagt Ulrich Taffertshofer, der die Kasse zusammen mit Kapitän Josef Welzmüller führt. Überdies umfasst der Strafenkatalog der SpVgg die üblichen Vergehen wie Handyklingeln in der Kabine (10 Euro).

Das Besondere in Unterhaching: Am Spieltag werden die Strafen verdoppelt, was vorige Saison vor allem auch ein Spieler zu spüren bekam, der am Monatsende – dann werden die angesammelten Strafen in der Kabine vorgelesen – oft weit vorne lag. Den Namen des Kollegen will Ulrich Taffertshofer lieber nicht nennen, nur so viel: „Es war ein Außenbahnspieler.“

Insgesamt sei der Strafenkatalog „aber schon mit Spaß verbunden“, sagt der Vizekapitän. „Das Geld ist ja auch nicht weg – sondern kommt am Ende der Mannschaft zugute.“ Besonders viel zu lachen gibt es in Unterhaching, wenn es um einen speziellen Punkt im Strafenkatalog geht: das Style-Vergehen. Hier wird meist mit zehn Euro geahndet, wenn ein Spieler sich auf modische Abwege begibt. „Zum Beispiel, wenn einer die Socken über der langen Hose trägt“, sagt Taffertshofer.

Beim SV Lohhof stand bis vor einigen Jahren noch das Pieseln in der Dusche im Strafenkatalog – mit satten 50 Euro, erzählt Patrick Kettenbach, der Kassenwart des Bezirksligisten. „Da gab es damals eine Vorgeschichte...“ Inzwischen jedoch finden sich auf dem Zettel, der in der Kabine hängt, nur noch die üblichen Vergehen wie etwa das Zuspätkommen in Training (5 Euro) oder Spiel (20 Euro).

Geht es auf dem Rasen ins Fünf-gegen-Zwei, dann führt Co-Trainer Harry Zieglmeier Strichliste und notiert, wer wie viele Beinschüsse und Läufe (20 Kontakte) kassiert – beides kostet je einen Euro. „Wenn da einer mal vier Euro im Kreis verspielt, dann muss er sich eine Woche lang dumme Sprüche anhören“, sagt Patrick Kettenbach.

Insgesamt fließen beim SVL durch diverse Strafen „schon ein paar hundert Euro“ je Saison in die Mannschaftskasse. Mit dem Geld schaffe man Dinge wie eine Palette Duschgel oder Mückenspray an, sagt Kettenbach. Der Großteil davon wird dann für die Saison-Abschlussfeier verwendet.

Aufrufe: 016.8.2017, 10:38 Uhr
Patrik Stäbler - Münchner MerkurAutor